Tourismus: Aufstieg wird lang und holprig Das Forschungszentrum für Tourismus und Verkehr an der Universität St. Gallen hat eine Lageeinschätzung zum «Tourismus in Zeiten der Pandemie» vorgenommen. Das Fazit ist ernüchternd.

Das Forschungszentrum für Tourismus und Verkehr an der Universität St. Gallen hat eine Lageeinschätzung zum «Tourismus in Zeiten der Pandemie» vorgenommen. Das Fazit ist ernüchternd.

 

Kapellbrücke Luzern: Schweizer Reisende haben in der Pandemie ihr Land noch mehr zu schätzen gelernt. Bild: Pixabay

Der internationale Tourismus liegt derzeit weltweit darnieder, und damit die vielen an ihm verdienenden Unternehmen – auch in der Schweiz. Die teilweise Rettung, allerdings nur für Gebiete ausserhalb der Städte, kam in den vergangenen Monaten vor allem dank des Binnentourismus, vermeldet das Forschungszentrums für Tourismus und Verkehr an der Universität St. Gallen in einer Mitteilung. Wie der Sommer 2021 wird, bleibt abzuwarten. Abhängig von Infektionszahlen, Impfquoten, offiziellen Reisebeschränkungen und einer Reihe anderer Faktoren können unterschiedliche ausgeprägte Reiseströme erwartet werden. Das einzige wenigstens kurzfristig stabile Element in der gegenwärtigen Situation ist die Volatilität der Entwicklungen, heisst es weiter.

Schweiz dürfte Marktanteile festigen

Dennoch vermögen die Kollegen, so Pietro Beritelli als einer der Studienverfasser, eine Art stimmiges Zukunftsbild zu zeichnen. «Schweizer haben in den vergangenen Monaten ihr eigenes Land neu entdecken können und waren dankbar für die vielen positiven Erfahrungen». Einige sprachen gar von einer neuen Wertschätzung seitens der Gäste oder der Dankbarkeit, die dieses Land seinen Eingeschlossenen mit einem qualitativ hochwertigen Freizeitangebot zur Verfügung stellt. Man geht davon aus, dass diese Erfahrungen nach der Pandemie zu einer Festigung des Marktanteils der Schweiz – nach Jahren des Marktanteilsverlusts – führen wird.

Auf Verhaltensänderungen der Touristen einrichten

Touristische Unternehmen müssen sich laut Christian Laesser, einem weiteren Studienverfasser, vermehrt auf Verhaltensänderungen –  Wunsch nach Flexibilität, Aktive Bewegung gepaart mit bewusst gesunder und natürlicher Ernährung statt passiven Konsums, Wunsch nach mehr Raum – einrichten. «Es wird eine Herausforderung, die gewachsenen Ansprüche der Gäste in Sachen Flexibilisierung in der Angebotsgestaltung und der dazugehörigen Leistungserbringung abzubilden». Weiter müssen Kapitalstrukturen nach den oft kreditfinanzierten Verlusten wieder ins Lot gebracht werden. Sodann muss, um den Investitionsstau abzubauen, Kapital aufgetrieben werden müssen. Da eine Bankenfinanzierung unter dem grossen gegenwärtigen finanziellen Stress immer schwieriger wird, werden alternative Quellen gefunden werden müssen. Neben Kapitalerhöhungen oder partiarische Darlehen durch Eigner sind auch Modelle mit dem Staat als neuer oder grösserer Anteilseigner denkbar. Es wird sich in den nächsten Monaten weisen, welche Lösungen wirklich machbar sind.

Das Dreiphasenmodell

Grundsätzlich hat sich das «binäre» Modell einer Pandemie und Post-Pandemiephase nach Ansicht der Experten abgelöst durch ein Dreiphasenmodell:

  1. Phase Pandemie, geprägt durch mehr oder weniger intensive Betriebsverbote und -einschränkungen. Hier geht es um Liquiditätssicherung und kurzfristige Nutzung von Geschäftsopportunitäten. Betriebliche Agilität ist gefragt.
  2. Phase Aufbau, geprägt durch die sukzessive Öffnung einzelner Märkte und eine klare Öffnungsstrategie. Marktaufbau, Margensicherung stehen hier im Vordergrund.
  3. Phase New Normal, geprägt durch die vollständige, glaubwürdige Aufhebung aller Grundrechtsbeschränkungen mit einer durch die Erfahrungen mit der Pandemie geprägten «neuen» Nachfrage (individueller, weniger Gruppen, kurzfristiger, auf Qualität (Raum) und Nachhaltigkeit ausgerichtet).

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