Kunden wollen für nachhaltiges Online-Shopping kaum zahlen In der Schweiz kaufen drei Viertel der Konsumenten mindestens einmal pro Monat online ein. Doch nur jeder Fünfte ist bereit, für Nachhaltigkeit einen Aufpreis zu bezahlen.
In der Schweiz kaufen drei Viertel der Konsumenten mindestens einmal pro Monat online ein. Doch nur jeder Fünfte ist bereit, für Nachhaltigkeit einen Aufpreis zu bezahlen.
Online Shopping liegt im Trend: 76 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer kaufen mindestens einmal pro Monat online ein. Dies geht aus einer repräsentativen Umfrage in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) des Beratungsunternehmens KPMG hervor. Im Vergleich zum Frühjahr hat sich die Shopping-Frequenz über den digitalen Kanal jedoch leicht reduziert, heisst es darin. So kauften diesen Frühling 58 Prozent der Schweizer Konsumenten mehrmals pro Monat online ein; heute sind es noch 53 Prozent. «Mit der Öffnung der Läden im Frühling hat sich das Einkaufen wieder mehr in Richtung stationärer Handel verschoben. Die Konsumentinnen und Konsumenten suchen unter anderem vermehrt das Einkaufserlebnis vor Ort. Der stationäre Handel hat nach wie vor Zukunft», erklärt Jürg Meisterhans, Sektorleiter Retail bei KPMG Schweiz.
Produktinformation wesentliches Kaufmerkmal
Die Studie hat gezeigt, dass aussagekräftige Produktbeschreibungen, ansprechende Produktbilder oder -videos sowie die Auswahl von Bezahlmöglichkeiten den Kaufprozess beim Online-Einkauf wesentlich beeinflussen. Auch Angaben zur Rücknahme von Produkten oder Retouren-Sendungsverfolgung eine wichtige Rolle spielen. Die Generation Z und die Millennials legten zudem Wert auf Kundenbewertungen bei ihrem Kaufentscheid im Online-Shop.
Grosses Informationsbedürfnis zu Nachhaltigkeitsthemen
Die Umfrage zeigt weiter, dass Nachhaltigkeitsangaben bei 46 Prozent der Schweizer Konsumenten «wichtig» und bei 18 Prozent «sehr wichtig» für den Einkauf sind. Dennoch geben je nach Nachhaltigkeitsaspekt zwischen 7 und 29 Prozent der Befragten an, weder online noch vor Ort im Geschäft hochwertige Informationen zu finden. Dies trifft insbesondere auf eher neuere Nachhaltigkeitsangaben wie Wasserverbrauch, gleichberechtigte Bezahlung, Kinderarbeit und CO2-Fussabdruck zu und bedeutet, dass es bei den Herstellern und Händlern sowohl online als auch offline noch viel Potenzial gibt, bessere Informationen bereitzustellen.
Kompromissbereitschaft vorhanden – jedoch nicht beim Preis
91 Prozent der Schweizer Bevölkerung sei grundsätzlich bereit, zugunsten der Nachhaltigkeit Kompromisse einzugehen. Die Hälfte der Konsumenten wäre demnach bereit, beim Kauf über das Internet Mehrwegverpackungen zurückzugeben. 44 Prozent würden aus Gründen der Nachhaltigkeit längere Lieferfristen in Kauf nehmen, und knapp ein Drittel würde auch funktionsfähige Ware mit kleinen Schönheitsfehlern akzeptieren.
Geht es ums Geld, zeigen sich die Konsumenten trotz guter Absichten eher zurückhaltend: Nur jeder fünfte Online-Käufer wäre bereit, für nachhaltige Verpackungen einen Aufpreis zu bezahlen. Eine Ausgleichszahlung für den CO2-Fussabdruck einer Internet-Bestellung käme nur für 22 Prozent der Konsumenten in Frage. «Obwohl eine Mehrheit der Konsumenten ungern Zugeständnisse beim Preis macht, werden Nachhaltigkeitsfaktoren beim Einkaufen immer wichtiger. Die Händler müssen dies sowohl online als auch im stationären Handel systematisch berücksichtigen», ist Meisterhans überzeugt.
Besonders beim Versand sieht der Retail-Experte grosses Potenzial. So empfinden knapp neun von zehn Befragten eine zur Produktgrösse passende Verpackung als «wichtig» oder «sehr wichtig». 80 Prozent sprechen sich aus Nachhaltigkeitsgründen dafür aus, dass der Handel verstärkt mehrere Sendungen bündeln sollte, um Einzellieferungen zu vermeiden. «Spannend ist vor diesem Hintergrund die Entwicklung der Lieferlogistik, insbesondere die Last Mile-Logistik», so Meisterhans.