Verpönte Auszeit Wer der Arbeitswelt für wenige Jahre den Rücken kehrt, hat es in der Schweiz schwer, wieder eine Anstellung zu finden. Der Verein Companies & Returnships Network (CRN) will Wiedereinstiegsprogramme in der Schweiz nun breiter bekannt machen.

Wer der Arbeitswelt für wenige Jahre den Rücken kehrt, hat es in der Schweiz schwer, wieder eine Anstellung zu finden. Der Verein Companies & Returnships Network (CRN) will Wiedereinstiegsprogramme in der Schweiz nun breiter bekannt machen.

 

«Nach meiner Auszeit hatte ich Mühe, in der Schweiz beruflich wieder Fuss zu fassen», sagt Evelin Bermudez, Präsidentin des Companies & Returnship Network-Vereins (CRN), der Wiedereinstiegsprogramme in der Schweiz breiter bekannt machen möchte. «Nicht überall auf der Welt ist der Wiedereinstieg aber so schwierig», das weiss die in den USA Aufgewachsene aus erster Hand: «Im angelsächsischen Raum sind Wiedereinstiegsprogramme weit verbreitet.» Nicht so in der Schweiz. Statt zu resignieren, handelt sie: Zusammen mit Kolleginnen der Hochschule stellt sie beim Eidgenössischen Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann (EBG) einen Projektantrag zur Anschubfinanzierung eines Vernetzungsprogramms, aus dem Anfang 2020 der Verein Companies & Returnships Network (CRN) entsteht.

Das Potenzial für Wiedereinsteigende in der Schweiz ist hoch: «Ungefähr 84000 berufserfahrene Mütter wollen nach einer Karrierepause wieder arbeiten», sagt Bermudez. «Hinzu kommen Frauen und Männer, die aus anderen Gründen eine berufliche Auszeit nahmen. Etwa, um ältere Angehörige zu pflegen.» Trotz der demografischen Entwicklung und des Fachkräftemangels böten erst wenige Unternehmen in der Schweiz solche Programme an. Der Grund? «Das hängt vor allem mit der negativen Wahrnehmung von Karrierelücken und nicht-linearen Karrieren zusammen.» Um die Situation von Wiedereinsteigenden zu verbessern, wünscht sich Bermudez einen Dialog mit allen Beteiligten: «Wir müssen über die Stolpersteine beim Wiedereinstieg diskutieren, aber auch darüber, wie insbesondere KMU das Potenzial dieser Arbeitskräfte besser nutzen können.» Politisch sei bereits etwas im Gange: «Das Postulat Massnahmenplan für den Wiedereinstieg von Frauen in die Arbeitswelt wurde angenommen. Das ist ein Meilenstein im politischen Diskurs.»

«Early adapter»

Häufig implementieren Grosskonzerne Ideen wie Wiedereinstiegsprogramme schneller als KMU. So auch Johnson & Johnson (J&J): «Mit Reignite lancierten wir schon 2019 ein Wiedereinstiegsprogramm für Fachkräfte in den Bereichen Fertigung, Design und Management in der Schweiz», sagt Andrea Brodbeck, HR Leader und Mitverantwortliche des Wiedereinstiegsprogramms Re-Ignite. Doch was beinhaltet dieses Programm konkret? «Interessierte arbeiten in Projekten und Funktionen, die ihren beruflichen Interessen entsprechen», erklärt sie. Diese Stellen würden jeweils auf der Karriereseite von J&J ausgeschrieben. Damit das Programm reüssiere, böte das Unternehmen zudem ein umfassendes Onboarding und ein branchenspezifisches Kompetenztraining. Ausserdem unterstützen Mentoren und ein Alumniprogramm die Wiedereinsteigenden. Erfolgreichen winkt die Aussicht auf eine Festanstellung nach Abschluss des Programms.

Eine jener Absolventen, die es geschafft haben, ist Personalfachfrau Dana Rollinger, die heute als «Global Practice Recruiter» bei J&J arbeitet: «Nach zahlreichen Absagen oder sogar völlig ausbleibenden Antworten, konnte ich mich über die Career Re-Entry-Messe des CRN bei verschiedenen potenziellen Arbeitgebenden vorstellen, so auch bei J&J.» Mit ihrer heutigen Arbeitssituation sei sie mehr als zufrieden: «Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung, die ich erhalten habe und stolz darauf, Teil eines talentierten Teams zu sein, das hart an globalen Gesundheitslösungen arbeitet.»

Verein zur Förderung der Wiedereinstiegsprogramme

Der Verein «Companies & Returnships Network (CRN) ist ein gemeinnütziger Verein, der Wiedereinstiegsprogramme mit sogenannten «Returnships»oder «Supported Employment» in der Schweiz verbreiten möchte. Hierzu zeigt CRN seinen Firmenmitgliedern den Mehrwert von Wiedereinstiegsprogrammen, unterstützt sie bei der Einführung und Umsetzung sowie der Evaluation. Wiedereinstiegsprogramme sollen nicht Grossfirmen vorbehalten bleiben. Deshalb bietet CRN kleineren Unternehmen Hand. Beispielsweise mit einem Toolkit, um Wiedereinstiegsprogramme im Betrieb zu lancieren oder Konferenzen für Arbeitgebende und Wiedereinsteigende. Geplant sind zudem strategische Allianzen mit Bildungsanbietern, um Berufsrückkehrern Weiterbildungen zu kostengünstigen Preisen anzubieten.

crn-verein.ch

Corinne Päper

Corinne Päper ist die Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today.

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