Fast doppelt so viele Fusionen und Übernahmen mit Schweizer Beteiligung wie im Vorjahr Noch nie haben Firmen im Schweizer M&A-Markt in den vergangenen zehn Jahren so viele Fusionen und Übernahmen getätigt wie 2021.

Noch nie haben Firmen im Schweizer M&A-Markt in den vergangenen zehn Jahren so viele Fusionen und Übernahmen getätigt wie 2021.

 

Novartis-Campus: Der Verkauf der Roche-Anteile von Novartis zurück an Roche für rund 21 Milliarden Dollar war der grösste Deal des vergangenen Jahres. Bild: unsplash

Wie aus der jährlichen Studie zum Merger & Acquisition-Markt (M&A, Übernahmen und Fusionen) des Beratungsunternehmens KPMG hervorgeht, waren im vergangenen Jahr hierzulande so viel los wie schon lange nicht mehr.  Die grösste Dynamik zeigte sich in der Telekommunikations- und Technologie-Branche gefolgt von Industrie sowie Pharma und Life Sciences. Der grösste Deal schlug mit rund 21 Milliarden Dollar zu Buche, schreibt KPMG in einer Mitteilung.

Die Anzahl Transaktionen mit Schweizer Beteiligung hat sich im Vorjahresvergleich von 363 auf 604 fast verdoppelt, während sich das Transaktionsvolumen von 63 Milliarden Dollar auf 170 Milliarden Dollar beinahe verdreifacht hat. Die tiefen Zinsen, die hohe Liquidität im Markt sowie die positive Marktstimmung haben zu dieser hohen Dynamik beigetragen, heisst es in der Mitteilung vom Montag. Auffällig ist erneut die grosse Bedeutung von Private Equity-Gesellschaften, die an jeder dritten Transaktion beteiligt waren.

Grösste Transaktionen bei Pharma und Life Sciences

Vier der zehn grössten letztjährigen Transaktionen stammen aus der Pharma- und Life Sciences-Branche. Das Transaktionsvolumen hat sich in diesem Sektor mehr als verneunfacht: von rund 6 Milliarden Dollar auf ca. 56 Milliarden Dollar. Ins Gewicht fällt vor allem der Verkauf der Roche-Anteile von Novartis zurück an Roche für rund 21 Milliarden Dollar, der zugleich der grösste Deal des vergangenen Jahres war. Auch die Anzahl Transaktionen hat sich im Vorjahresvergleich markant gesteigert – von 42 auf 87 Fusionen und Übernahmen. 

«Pharma und Life Sciences haben Innovationen in den letzten zwei Pandemiejahren sehr konsequent verfolgt, und wir gehen davon aus, dass sich dies auch in diesem Jahr mit gezielten Investitionen fortsetzen wird. Fusionen und Übernahmen, die eine Erhöhung der Innovationskraft durch neue Innovations- und Technologiequellen versprechen, werden daher weiter stark nachgefragt werden», lässt sich Roger van den Heuvel, Life Sciences-Experte von KPMG, zitieren.

 

Grösste Aktivität im Technologiesektor, gefolgt von Industrie

Die zunehmende Digitalisierung schlägt sich auch auf das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen nieder: von den 604 Fusionen und Übernahmen des letzten Jahres gingen 105 auf das Konto der TMT-Branche (Technologie, Medien und Telekommunikation) mit einem Deal-Volumen von rund 20 Milliarden Dollar. Auf die TMT Branche folgt der Industriesektor mit 100 Transaktionen und einem Volumen von rund 10 Milliarden Dollar sowie die Pharma- und Life Sciences-Branche mit 87 Transaktionen und einem Deal-Wert von 56 Milliarden Dollar.

Schweizer Betriebe kaufen deutlich mehr ein als ausländische Firmen

Entgegen der landläufigen Meinung, Schweizer Firmen würden zusehends von ausländischen Firmen aufgekauft werden, zeigen die Daten ein anderes Bild: Schweizer Unternehmen haben in 279 Fällen ausländische Firmen bzw. Firmenanteile erworben (46 Prozent aller Transaktionen), während ausländische Unternehmen in 141 Fällen Schweizer Firmen übernommen haben (23 Prozent der Transkationen). Nationale Transaktionen (Schweiz/Schweiz) machten mit 112 Deals knapp einen Fünftel aller Transaktionen aus. Rund 12 Prozent aller Transaktionen sind auf ausländische Transaktionen mit Schweizer Verkäufer zurückzuführen (72 Deals).

Virtuelle Unterstützung auch im M&A-Geschäft sehr wirksam

«Während im ersten Pandemiejahr noch zahlreiche Deals unter anderem aufgrund der anhaltenden Pandemiebeschränkungen auf Eis gelegt wurden, ist die virtuelle Durchführung einzelner Transaktionsschritte oder gar ganzer Transaktionen mittlerweile problemlos realisierbar und fast schon die neue Normalität», erklärt Timo Knak, Leiter Mergers & Acquisitions von KPMG. «Besichtigungen vor Ort und persönliche Gespräche zwischen den involvierten Parteien werden trotz allem aber nach wie vor bevorzugt.»

Ausblick

Für das Jahr 2022 erwartet Knak ein sehr aktives Jahr für Fusionen und Übernahmen. Mögliche neue Corona-Varianten sowie Lieferkettenprobleme haben bereits im vergangenen Jahr nicht auf die grundsätzlich positive Investorenstimmung gedrückt. Inwieweit die zunehmende Inflation das M&A-Geschäft ein wenig hemmen wird, bleibt abzuwarten. «Im Moment spüren wir nichts von einer Abkühlung, unsere Auftragsbücher sind nach wie vor sehr gut gefüllt», berichtet Knak. 

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