Zürich ist zwar ein innovativer Standort, aber die Konkurrenz in Europa hat aufgeholt, wie eine neue Studie zeigt Nach einer Untersuchung der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion belasten der Fachkräftemangel und die fehlende Zusammenarbeit der Firmen die Position des Kantons im internationalen Vergleich.
Nach einer Untersuchung der kantonalen Volkswirtschaftsdirektion belasten der Fachkräftemangel und die fehlende Zusammenarbeit der Firmen die Position des Kantons im internationalen Vergleich.
Der Kanton Zürich verdiene bezüglich Innovation die Note 5, das sei ganz ordentlich, sagte die Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) am Donnerstag vor den Medien. «Aber damit bin ich nicht zufrieden, wir können besser werden», fuhr sie fort. Technischer Fortschritt sei für den Standort Zürich in der rohstoffarmen Schweiz ein entscheidender Faktor.
Grund der magistralen Benotung ist eine neue Studie des kantonalen Amtes für Wirtschaft und Arbeit (AWA). Auf der Basis von Daten für die ganze EU hat es für 250 Regionen mit 50 Indikatoren den Vergleich mit dem Kanton Zürich hergestellt.
In der Rangliste zurückgefallen
Insgesamt liegt der Kanton Zürich auf Rang 51, gehört also ganz knapp nicht den besten 20 Prozent an. Gegenüber einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 ist er sogar zurückgefallen; damals belegte er Platz 18. Walker Späh schränkte ein, Innovation sei nicht einfach zu messen. In den zahlreichen Ländervergleichen kämen diverse Studien zu unterschiedlichen Resultaten.
Die Autoren zogen auch einen Vergleich zu fünf bekannten Standorten, die in Konkurrenz zu Zürich stehen. Klar besser rangiert sind München und Stockholm. Dafür lässt Zürich die Regionen Amsterdam, Dublin und London hinter sich.
Für die Untersuchung wurden einerseits die Ergebnisse von Innovation erhoben. Überdurchschnittlich gut im europäischen Vergleich ist die Region Zürich bezüglich der Neuentwicklungen von Firmen und bei den Patenten im Verhältnis zum Bruttoinlandprodukt.
Hingegen fällt Zürich bei den sogenannten Design-Eintragungen ab, einer Art Patent für gestalterische Entwicklungen. Das liege wohl daran, dass Innovationen in der IT eher wenig geschützt würden, wurde gesagt. Ganz im Gegensatz zur Autoindustrie, die etwa in München stark vertreten sei.
Bei den Rahmenbedingungen, die Innovation erst möglich machen, schneidet Zürich insbesondere mit den Ausgaben für die Forschung, ob in den Hochschulen oder durch Private, sehr gut ab. Schlechter sieht es bei der Verfügbarkeit der Arbeitskräfte aus, insbesondere im technischen Sektor. Derzeit fehlten Zürich viele Fachkräfte, sagte Mario Senn, stellvertretender Chef des AWA, in Zukunft habe es generell zu wenig Arbeitskräfte.
Gut funktioniert in Zürich die Erstfinanzierung von Startups. Wenn es später darum geht, einer Neuentwicklung im Markt zum Durchbruch zu verhelfen, harzt es dagegen im Vergleich mit anderen Standorten wie München und Amsterdam. Das liegt möglicherweise auch am vergleichsweise kleinen Markt in der Schweiz.
Verbesserungsfähig ist laut den Experten die Zusammenarbeit unter innovativen KMU. Bei den staatlichen Rahmenbedingungen ist die Infrastruktur gut, die steuerliche Belastung mittelmässig, aber es besteht ein Risiko steigender Regulierungskosten. Verbesserungsfähig ist laut den Experten die Zusammenarbeit unter innovativen KMU.
Ausschluss von «Horizon» spürbar
Die kantonale Standortförderung setzt denn auch bei der Vernetzung an. Zum Innovationspark in Dübendorf und zum Biotechnopark in Schlieren kommt nun ein neugegründetes Digital Health Center in Bülach. Sogar eine Sandbox, ein Sandkasten für künstliche Intelligenz, hat der Kanton mit zahlreichen Partnern gegründet, wie der Standortförderer Fabian Streiff ausführte. Generell gelte es, die Branchenvielfalt zu stärken.
Gibt der Abstieg im Ranking seit 2014 zu denken? Absolut habe der Kanton Zürich in der Innovation sein Niveau halten können, sagte Carmen Walker Späh. Doch andere Standorte hätten aufgeholt und Zürich in Teilbereichen überholt. Sorge bereitet ihr das ungeklärte Verhältnis der Schweiz zur EU und ihr Ausschluss aus dem Forschungsprogramm Horizon: «Das hilft nicht», stellte die Wirtschaftsministerin fest.