Mehr als nur Dekoration Nicht alle Menschen können mit Kunst etwas anfangen. Doch immer mehr Firmen entdecken Kunstsammlungen für sich und nutzen sie intern. Was Kunst bewirkt.

Nicht alle Menschen können mit Kunst etwas anfangen. Doch immer mehr Firmen entdecken Kunstsammlungen für sich und nutzen sie intern. Was Kunst bewirkt.

 

Immer mehr Unternehmen entdecken die Vorteile der Kunst für sich und investieren in eine eigene Sammlung. Bild: unsplash

«Kunst ist lebensnotwendig», finden manche Menschen, während andere achtlos an Fotografien, Gemälden und Skulpturen vorbeigehen. Abseits vom privaten Geschmack steckt jedoch viel mehr in Kunstwerken, als der erste Blick erahnen lässt. So kann Kunst inspirieren, eine Wohlfühloase im Alltag bieten oder Anlass zur Kreativität und auch ein finanziell interessantes Investment sein.

Kein Wunder, entdecken immer mehr Unternehmen die Vorteile der Kunst für sich und investieren in eine eigene Sammlung. Uneigennützig ist dieses Engagement jedoch nicht: Kunst ist auch etwas, das eine angenehme Arbeitsatmosphäre schafft, Mitarbeitende motiviert und leistungsfähiger machen kann. Ausserdem dient sie den Betrieben als Symbol für Unternehmenswerte. Werden aktuelle Geschehnisse beispielsweise künstlerisch dargestellt, deutet das auf eine tolerante Kultur hin, die kritische Stimmen zu Wort kommen lässt und Mitarbeitenden Raum zur Entfaltung bietet. Fördert der Betrieb lokale Künstlerinnen und Künstler, signalisiert er wiederum potenziellen und aktuellen Mitarbeitenden, dass er sich mit der Kultur des Landes auseinandersetzt und seine gesellschaftliche Verantwortung wahrnimmt. Daneben bietet Kunst aber auch Rohstoff für die interne Kommunikation.

Dass Kunst nicht nur ein Selbstzweck ist, zeigt eine Studie des Meinungsforschungsinstituts OnePoll. Kunst am Arbeitsplatz wird von den Mitarbeitenden geschätzt, wie die Befragung von tausend deutschen Berufstätigen zur Bedeutung von Kunst in der Arbeitswelt ergab. Eine klare Mehrheit von 72,9 Prozent fand, dass es Kunst in den Geschäftsräumlichkeiten unbedingt braucht.

Kunstsammlung mit langer Tradition

Eine Firma, die sich der Förderung und Unterstützung von Künstlern verschrieben hat, ist die Vaudoise. Schon beim Bau des Lausanner Versicherungs-Geschäftssitzes 1956war es dem damaligen Architekten Jean Tschumi wichtig, dass Kunst im Gebäude eingebettet ist. Seit 2009 pflegt und verwaltet eine Kunstkommission die Sammlung, die mittlerweile rund 270 Werke umfasst, die hauptsächlich am Geschäftssitz in Lausanne zu besichtigen sind. Und es werden stetig mehr: Jährlich identifiziert die Vaudoise-interne Kunstkommission mehrere potenzielle Künstlerinnen und Künstler, die in der Schweiz verwurzelt sind und deren Kunst sie ins Vaudoise-Gebäude integrieren. Gekauft werden dabei keine fertigen Objekte. Vielmehr beauftragt der Versicherer ausgewählte Künstlerinnen und Künstler damit, neue Werke zu schaffen.

Um die Kunstwerke intern bekannt zu machen, lanciert die Vaudoise immer wieder neue Aktionen. Beispielsweise den Podcast «Art’s cool». Darin schildern junge Mitarbeitende ihre Eindrücke zu Kunstwerken und reden mit Künstlerinnen und Künstler. So bleibe die Sammlung «lebendig», verlautbaren die Kunstverantwortlichen der Vaudoise. Zudem veröffentlichte der Versicherer während des Lockdowns den Online-Fortsetzungsroman «Das geheimnisvolle Carnotzet: Die Abenteuer des Herrn Sinister» über die geheimen Machenschaften im Untergeschoss der Firma. Mit dieser unterhaltsamen Lektüre wollte der Versicherer seinen Mitarbeitenden während des Lockdowns eine «Auszeit vom Arbeitsalltag» bieten. Zunächst als Online-Fortsetzung mit wöchentlich veröffentlichten Episoden entwickelt, wurde daraus ein Roman, der inzwischen im Favre-Verlag veröffentlicht wurde.

Weiter organisiert die Vaudoise nebst Berichterstattungen in der Mitarbeiterzeitschrift, Konferenzen für interne und externe Kunst-Fans zu Themen wie «Wenn Literatur und Architektur inszeniert werden», aber auch kleinere Anlässe wie «Literatur-Cafés», in denen Autorinnen und Autoren beispielsweise Einblick in den Entstehungsprozess eines Buches geben. Ein Ende der kulturellen Aktivitäten ist bei der Vaudoise nicht in Sicht. Neue Projekte der Kunstkommission sind bereits geplant.

Corinne Päper

Corinne Päper ist die Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today.

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