Bio steckt nicht in der Krise – die Schweizer Kunden greifen immer noch zu Die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln sind 2022 recht stabil geblieben. Vergrössert hat sich indessen der Marktanteil von Coop und Migros.

Die Umsätze mit Bio-Lebensmitteln sind 2022 recht stabil geblieben. Vergrössert hat sich indessen der Marktanteil von Coop und Migros.

 

Die Schweizer Kundinnen und Kunden halten Bio-Lebensmitteln die Treue. Bild: unsplash

Von einer veritablen Bio-Krise war in den vergangenen Monaten die Rede. In vielen europäischen Ländern hielten sich die Kunden tatsächlich mit dem Kauf von Bio-Produkten zurück, weil sie wegen der hohen Inflation aufs Geld achten mussten. In der Schweiz sorgte der Konkurs der traditionsreichen Reformhauskette Müller für Verunsicherung.

Aber der Schweizer Bio-Markt steckt nicht in der Krise. Dies zeigen die Marktzahlen, die der Branchenverband Bio Suisse am Dienstag veröffentlicht hat.

Der Bio-Markt hat das Niveau halten können

Die Schweizer Kundinnen und Kunden haben Bio-Lebensmitteln im Jahr 2022 die Treue gehalten. Der Umsatz mit Bio-Produkten ging laut Bio Suisse nur leicht zurück, von rund 4,0 auf 3,9 Milliarden Franken (–3,3 Prozent). Würde man zusätzlich berücksichtigen, dass Lebensmittel im vergangenen Jahr auch in der Schweiz teurer geworden sind, fiele der Rückgang beim Verkaufsvolumen etwas grösser aus.

Aber ein leichtes Minus war nach zwei ausserordentlich starken Corona-Jahren erwartet worden. Während der Pandemie boomten die Lebensmittelläden. Die Kunden kauften viel mehr Nahrungsmittel ein als üblich – sowohl konventionell wie biologisch produzierte.

Der Bio-Markt hat nun das hohe Niveau nach dem Ende der Corona-Pandemie einigermassen halten können, wie die Bio-Suisse-Zahlen zeigen. Der Marktanteil von Bio-Produkten ist 2022 sogar leicht gestiegen, nämlich von 11,0 auf 11,2 Prozent. Das liegt daran, dass die Umsätze von konventionell produzierten Lebensmitteln im vergangenen Jahr stärker zurückgingen als jene von Bio-Ware.

 

Innerhalb der Branche hat es allerdings Verschiebungen gegeben. Bei Coop, dem grössten Bio-Anbieter in der Schweiz, gingen die Umsätze leicht zurück (–3,6 Prozent). Hingegen vermochte die Migros, die vor kurzem den Knospen-Standard von Bio Suisse übernommen hat, die Absätze zu steigern (+0,9 Prozent). Eigentlicher Verlierer war im vergangenen Jahr der Bio-Fachhandel, zu dem auch die Müller-Reformhäuser gehörten (–14,5 Prozent). Auch der Direktvertrieb über Hofläden lief harzig (–16,5 Prozent).

Hoher Marktanteil von Coop und Migros

Die Bedeutung von Coop und Migros für den Bio-Markt ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Die beiden Grossverteiler kommen nun auf einen Marktanteil von knapp 74 Prozent. Aus Konsumentensicht könnte dies ein Problem darstellen, weil die Grossverteiler wegen ihrer starken Marktstellung womöglich überhöhte Preise für Bio-Produkte verlangen können.

Tatsächlich hat der Schweizer Preisüberwacher jüngst in einem Bericht kritisiert, dass Migros und Coop zu hohe Margen auf Bio-Produkten einstrichen. Allerdings liessen die Ergebnisse des Berichts auch eine andere Lesart zu, nämlich, dass die Margen unauffällig sind. Die Branchenorganisation Bio Suisse will offensichtlich kein weiteres Öl ins Feuer giessen. Sie betont die wichtige Zusammenarbeit mit den Grossverteilern: «Ohne die starken Partnerschaften seit vielen Jahren mit Coop – und neu auch der Migros – stünde Bio in der Schweiz nicht auf dem Niveau von heute.»

Matthias Benz, «Neue Zürcher Zeitung»

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