Wasserstoff: deutliche Kritik der Kantone am Bundesrat Der Energieträger ist essenziell für den Klimaschutz. Doch die Schweiz verpasse den Anschluss ans Leitungsnetz.
Der Energieträger ist essenziell für den Klimaschutz. Doch die Schweiz verpasse den Anschluss ans Leitungsnetz.
Seit dem Ja zum Klimaschutzgesetz vom 18. Juni ist definitiv klar: Die Schweiz darf ab 2050 in der Summe kein CO2 mehr ausstossen. Die Herausforderungen, um das zu erreichen, sind aber enorm. So etwa bei der Frage, wie die Schweiz an genügend Wasserstoff kommt. Dieses Gas lässt sich klimafreundlich aus grünen Energien herstellen. Es soll in der Industrie und in der Stromversorgung dereinst fossiles Gas ersetzen.
Doch nun schlagen die Kantone Alarm. Ihre Energiedirektorenkonferenz (EnDK) ist in einem Brief an den Bundesrat gelangt und wirft ihm Untätigkeit vor. Beim Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur dürfe «nicht noch mehr wertvolle Zeit» verlorengehen, heisst es im Schreiben.
Leitungsnetz umgeht die Schweiz
Besonders besorgt sind die Kantone über die Entwicklung des Transportnetzes für Wasserstoff in Europa. Heute ist klar, dass Europa und die Schweiz auf den Import von grossen Mengen des Energieträgers angewiesen sein werden. Die neuesten Pläne der EU zeigen aber ein Leitungsnetz, das die Schweiz umgeht und stattdessen durch Italien, Österreich und Deutschland führt.
Dies ist umso ärgerlicher, als die Schweiz über einen Trumpf verfügen würde: Eine dicke Erdgasleitung, die mitten durchs Land führt und für den Transport von Wasserstoff quer durch Europa umgenutzt werden könnte.
Doch weil die Schweiz ihre Ziele für die Wasserstoffversorgung noch immer nicht festgelegt habe, verfolge die EU diese Option nicht weiter, schreiben die Kantone. «Es scheint, dass die Schweiz lediglich dabei zusieht, wie die EU-Nachbarländer Fakten schaffen und ihr damit Opportunitäten entgehen», kritisieren sie.
Sie fordern im Schreiben darum, dass der Bund so schnell wie möglich seine Wasserstoffstrategie verabschiedet. Zudem müsse das Thema Wasserstoff in die Sondierungsgespräche mit der EU zum Stromabkommen aufgenommen werden. Im Minimum solle die Schweiz eine Absichtserklärung mit der EU für Verhandlungen unterzeichnen. Deren Ziel: die Integration der Schweiz in den europäischen Wasserstoffmarkt.