Uhren- und Schmuckhändler Jörg Bucherer verstorben Vor drei Monaten regelte Jörg G. Bucherer mit dem Verkauf an Rolex die Zukunft seiner Juwelierkette. Am Montagabend ist der 87-jährige Luzerner verstorben.
Vor drei Monaten regelte Jörg G. Bucherer mit dem Verkauf an Rolex die Zukunft seiner Juwelierkette. Am Montagabend ist der 87-jährige Luzerner verstorben.
Es ist noch keine drei Monate her, da war sein Name nicht nur in der Schweiz, sondern bei Uhrenliebhabern weltweit in aller Munde: Jörg Bucherer. Zu dieser Zeit wurde bekannt, dass der Patron seine Juwelierkette an Rolex verkauft hatte. Am Montagabend ist der 87-Jährige verstorben, wie von offizieller Seite auf Anfrage bestätigt wurde.
Vom Luzerner KMU zum weltgrössten Uhren- und Schmuckhändler
Mit Jörg Bucherer verliert die Schweiz einen erfolgreichen Unternehmer. Als Vertreter der dritten Generation formte er aus dem 1888 gegründeten Luzerner KMU den weltgrössten Uhren- und Schmuckhändler, mit etwas mehr als 2400 Mitarbeitenden, 36 Standorten in Europa und 32 Geschäften in den USA und einem geschätzten Umsatz von 1,8 Milliarden Franken.
Dabei war es keine einfache Zeit für die Branche, als Bucherer 1977 die Geschäfte von seinem Vater übernahm. Die Schweizer Uhrenindustrie war geschwächt, da die Märkte mit günstigen japanischen Quarzuhren überschwemmt worden waren.
Dies hielt Bucherer indessen nicht davon ab, schon bald nach seinem Einstieg zuerst nach Österreich und dann nach Deutschland zu expandieren. Nach der Übernahme der (inzwischen wieder verkauften) Kurz-Gruppe im Jahr 1989 und der Swiss Lion AG im Jahr 2001 begann 2013 eine weitere starke Expansionswelle: Zuerst wurde in Paris an bester Touristenlage das weltgrösste Uhren- und Schmuckgeschäft eröffnet, 2016 kam ein Standort in Kopenhagen dazu, und 2017 kaufte Bucherer The Watch Gallery in London mit vier Boutiquen.
2018 schliesslich folgte der grösste Kraftakt: Im Januar wurde der amerikanische Luxushändler Tourneau mit 28 Geschäften übernommen und als Arrondierung im August noch Baron & Leeds mit fünf Geschäften auf Hawaii und in Kalifornien.
Es folgte der Ausbau des Geschäfts mit gebrauchten Uhren unter anderem als bevorzugter Partner von Rolex. Und im August 2023 schliesslich – angesichts fehlender Nachkommen, die Bucherer hätten weiterführen können – der Verkauf an diesen wichtigsten Partner.
Medienscheuer Milliardär
Jörg Bucherer, der sein Unternehmen auch nach dem Verkauf als Verwaltungsratspräsident weiterführte, war zeitlebens höchst medienscheu. Nach dem Milliarden-Deal mit Rolex gab er niemandem öffentlich Auskunft.
Eines der wenigen Male, als er sich vor Journalisten zeigte und sogar Fragen beantwortete, war im Mai 2019, als nach einem Totalumbau das Ladengeschäft an der Zürcher Bahnhofstrasse neu eröffnet wurde.
Punkto Geschäftsgang liess er sich zwar auch damals nicht in die Karten schauen. Abgesehen von einem «Es läuft sehr gut» war ihm nichts zu entlocken. Und auch zur oft gestellten Frage nach der Zukunft der Firma gab es vom kinderlosen Bucherer damals nicht mehr zu erfahren, als dass das Unternehmen für die Zukunft gewappnet sei. Ob der Rolex-Deal damals schon aufgegleist war, ist ungewiss.
Aber dafür gab es Einblicke in die Geschichte: So war es für Jörg Bucherer offenbar ein rechter Kraftakt, Alleineigentümer des Unternehmens zu werden, denn von seinem Vater, der das Geschäft mit seinem Bruder zusammen geführt hatte, bekam er nur dessen 50-Prozent-Anteil der Aktien vererbt. Die andere Hälfte konnte er später seinem Cousin abkaufen.
Und auch die aus Gründen der Familienkonstellation ausgestellten Genuss- bzw. Partizipationsscheine, die eine Zeitlang an der Schweizer Börse gehandelt wurden, mussten erst zurückgekauft werden, bevor 2001 mit dem Going-private wieder die völlige Unabhängigkeit erreicht war.
Geprägt von dem Rolex-Gründer Hans Wilsdorf
Auch über das langjährige spezielle Verhältnis zwischen dem Juwelier und Rolex, der mit Abstand wichtigsten Uhrenmarke im Bucherer-Sortiment, liess sich Jörg Bucherer damals ein paar Worte entlocken. Von dem Rolex-Gründer Hans Wilsdorf, bei dem er als 20-Jähriger nach dem frühen Tod seines Vaters einen Stage habe machen dürfen, habe er gelernt, was konservative Unternehmenspolitik und extremes Qualitätsbewusstsein bedeute, betonte Jörg Bucherer damals. Das habe ihn stark geprägt.