Schweizer Arbeitsmarkt so robust wie zuletzt vor zwanzig Jahren Auch wenn gegen Jahresende eine leichte Zunahme zu sehen war, dürfte sich die Arbeitslosenquote weiterhin auf tiefem Niveau bewegen, so Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft.
Auch wenn gegen Jahresende eine leichte Zunahme zu sehen war, dürfte sich die Arbeitslosenquote weiterhin auf tiefem Niveau bewegen, so Boris Zürcher vom Staatssekretariat für Wirtschaft.
Der Schweizer Arbeitsmarkt hat sich in dem zunehmend rauer werdenden Wirtschaftsumfeld sehr robust entwickelt. Im vergangenen Jahr lag die Arbeitslosenquote so tief wie zuletzt vor über zwanzig Jahren. Und auch wenn gegen Jahresende eine leichte Zunahme zu sehen war, dürfte sich die Quote weiterhin auf tiefem Niveau bewegen.
„Das Jahr 2023 war hervorragend“, resümierte Boris Zürcher, Leiter der Direktion für Arbeit beim Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), am Dienstag mit Blick auf die Arbeitsmarktstatistik vor den Medien. Im Nachgang zur Corona-Pandemie sei die Beschäftigung stark gewachsen.
In Zahlen ausgedrückt betrug die durchschnittliche Arbeitslosenquote im abgelaufenen Jahr 2,0 Prozent, wie das Seco mitteilte. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als 2022. Unter der zwei Prozentmarke hatte die Quote zuletzt mit 1,7 Prozent im Jahr 2001 gelegen.
In absoluten Zahlen waren im vergangenen Jahr im Durchschnitt 93’536 Personen arbeitslos gemeldet, 6,1 Prozent weniger als im Jahr davor. Rückgänge waren in allen Regionen, Alterskategorien sowie auch bei Frauen und Männern auszumachen. Und auch der Anteil der Langzeitarbeitslosen sank deutlich.
Normalisierung im Jahresverlauf
Im Jahresverlauf hat sich die sehr positive Lage am Schweizer Arbeitsmarkt laut Zürcher derweil normalisiert. Zuletzt zog die Arbeitslosenquote im Dezember auf 2,3 Prozent an nach 2,1 Prozent im November und Quoten von unter 2 Prozent im Sommer.
Das hat auch mit saisonalen Effekten zu tun: Weil es in den Wintermonaten etwa auf dem Bau oder in der Gastronomie weniger Arbeit gibt, ist dann mit höheren Werten zu rechnen. Die um saisonale Faktoren bereinigte Quote stieg im Dezember 2023 auf 2,2 Prozent von 2,1 Prozent im November an.
Zürcher rechnet in den kommenden Monaten mit einem weiteren Anstieg der Arbeitslosigkeit, ehe sich die Lage in den wärmeren Monaten wieder verbessern sollte. Fürs Gesamtjahr prognostizierten die Ökonomen des Seco eine mit 2,3 Prozent weiterhin sehr tiefe Arbeitslosenquote.
Kurzarbeit wieder Thema
Die Lage bleibt aber unsicher: Der starke Franken und die weltweit wachsenden Konjunktursorgen bereiten vor allem exportorientierten Firmen aus der Industrie Probleme. Sie versuchen wieder vermehrt, mit Kurzarbeit Nachfrage-Dellen auszusitzen, ohne dabei Personal entlassen zu müssen.
Das spürt auch das Seco. „In jüngster Zeit haben wieder mehr Unternehmen einen Antrag auf Kurzarbeit gestellt“, erklärte Zürcher. Bislang seien aber noch kaum Kurzarbeitsgelder beansprucht worden. Generell sei jedoch damit zu rechnen, dass die Kurzarbeitszahlungen zunehmen werden.
Fachkräftemangel bleibt ein Problem
Kehrseite der Medaille mit Blick auf die gute Lage am Arbeitsmarkt ist der anhaltende Fachkräftemangel. Vielen Firmen fehlt nach wie vor Personal, insbesondere gut qualifizierte Fachkräfte sind gesucht.
Das Problem dürfte sich noch verschärfen, warnte Zürcher. Modellrechnungen zeigen, dass in den kommenden Jahren deutlich mehr Menschen in Pension gehen, als dass neue Arbeitskräfte in den Arbeitsmarkt eintreten. Die Spitze dieser Entwicklung sei erst um das Jahr 2030 erreicht, hiess es.
Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, müsse das Arbeitskräftepotenzial noch besser genutzt werden, forderte Zürcher. Er sieht Potenzial dazu in der Weiterbeschäftigung älterer Arbeitskräfte oder auch in der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie insbesondere für Frauen.