Unternehmen in der Schweiz sind finanziell besser aufgestellt als diejenigen im Rest von Europa Unter anderem liegt das an der konservativen Finanzierungsstruktur hierzulande, wie es in einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal heisst.
Unter anderem liegt das an der konservativen Finanzierungsstruktur hierzulande, wie es in einer aktuellen Studie des Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal heisst.
Seit 2023 habe das Insolvenzrisiko für Schweizer Unternehmen gegenüber dem Vorjahr leicht abgenommen. So befanden sich im vergangenen Jahr 6,9 Prozent der hiesigen Unternehmen in einer finanziellen Notlage, der einen Turnaround notwendig mache.
Über alle europäischen Länder hinweg steckt derweil fast jede zehnte Firma in einer finanziellen Notlage. Damit stieg das sogenannte „Distress Level“ auf den höchsten Stand seit der Corona-Pandemie, wie das Beratungsunternehmen Alvarez & Marsal (A&M) in seinem Bericht schreibt.
Höhere Finanzierungskosten und tiefere Erträge
„Die europäischen Unternehmen werden von allen Seiten unter Druck gesetzt, da die Nachfrage sinkt und die Finanzierungskosten steigen“, heisst es in dem Bericht. Mit der steigenden Inflation liessen auch die Erträge nach, während die Personal- und Energiekosten weiterhin steigen würden. Gleichzeitig sorgten die höheren Zinsen dafür, dass die Bilanzen der Firmen geschwächt würden.
Inzwischen hätten 31,3 Prozent der untersuchten europäischen Firmen eine schwache Bilanz. Im Jahr davor waren es noch weniger als 31 Prozent gewesen. Schwache Bilanzen wiederum seien „ein treibender Faktor für Notlagen“, so A&M.
Vor allem konsumentennahe Firmen seien unter Druck, so etwa die Medien- und Unterhaltungsbranche, in der gemäss dem Bericht 16,3 Prozent der Unternehmen in Schwierigkeiten steckten. Auch unter den Modefirmen seien 16,1 Prozent in finanziellen Schwierigkeiten.
Im europäischen Vergleich leidet Deutschland am stärksten
Unternehmen in Deutschland – dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz – geht es gemäss der Auswertung besonders schlecht: 14,8 Prozent der dortigen Firmen seien „notleidend“. 2022 waren es mit 9,0 Prozent noch deutlich weniger gewesen. Die Notlage der dortigen Wirtschaft habe sich 2023 insbesondere im kapitalintensiven Immobilien- und Bausektor weiter verschärft.
Aber auch in den nordischen Ländern und den Benelux-Staaten stecken mit 11,0 respektive 12,4 Prozent der Firmen viele Unternehmen in Schwierigkeiten. In Irland (12,3%), Spanien (11,5%) ist der Anteil der finanziell gefährdeten Firmen ebenfalls zweistellig. Einzig in Osteuropa (5,9%) liegt der Anteil der notleidenden Unternehmen tiefer als in der Schweiz.
Auch in der Schweiz gewisse Branchen betroffen
Schweizer Unternehmen seien im europäischen Vergleich „erstaunlich widerstandfähig“. Nebst Frankreich (8,0%) ist die Schweiz das einzige untersuchte Land bzw. die einzige untersuchte Region, in der sich die finanzielle Lage der Unternehmen im Vorjahresvergleich verbessert hat.
Allerdings nehme auch hierzulande seit Ende 2023 die finanzielle Restrukturierungsaktivität zu. Und gerade in den Sektoren Rohstoffe, Medien, Detailhandel und Gesundheit nähmen die finanziellen Schwierigkeiten eher zu.
Für die Untersuchung hat A&M rund 4700 Unternehmen in 33 europäischen Ländern auf ihre Finanzlage hin unter die Lupe genommen, davon 159 in der Schweiz. Als sogenannten „Financial Distress“, also finanzielle Schwierigkeiten, bezeichnet das Beratungsunternehmen eine Kombination aus schwacher Bilanz und unzureichender Unternehmensleistung.