Dank Coop-Superpunkten mit der Swiss in der Businessklasse fliegen – ist das möglich? Auch Wenigflieger können sich mit dem Programm Miles & More von der Swiss und Lufthansa Flüge in der Luxusklasse leisten. Wenn sie bereit sind, sich auf spezielle Spielregeln einzulassen.
Auch Wenigflieger können sich mit dem Programm Miles & More von der Swiss und Lufthansa Flüge in der Luxusklasse leisten. Wenn sie bereit sind, sich auf spezielle Spielregeln einzulassen.
Liegend über den Atlantik fliegen, dabei einen Champagner serviert bekommen und ausgeschlafen in einer neuen Stadt landen: Ein Langstreckenflug in der Business- oder sogar Firstclass ist ein Traum, den viele Menschen hegen. Für die meisten bleibt es das auch.
Denn: Sich den Traum zu erfüllen, hat einen happigen Preis. Die Strecke Zürich–New York und zurück gibt es bei der Swiss in der Businessklasse ab rund 4000 Franken. In der Firstclass für noch ein paar Tausend mehr. Wer einen solchen Flug buchen würde, hätte in der Regel nur schon für die Reise bereits das ganze Feriengeld verpulvert.
Wenn man diese Summen nicht zur Verfügung hat oder das Sparschwein unangetastet lassen möchte, gibt es noch einen anderen Weg: Meilen sammeln. Fast alle grösseren Airlines, die nicht zur Billigkategorie gehören, bieten solche Modelle an.
Die Swiss ist dem Lufthansa-Programm Miles & More angeschlossen, dem grössten Vielflieger- und Prämienangebot in Europa. Teil davon sind sogenannte Prämienflüge. Einmal im Monat werden zudem «Prämienschnäppchen» – besonders «günstige» Flüge –aufgeschaltet. Auf sie haben es Sammelfans abgesehen.
So viel vorweg: Wer sich darauf einlässt, braucht strategisches Geschick und Zielstrebigkeit. Und gratis ist es auch nicht. Aber immerhin: Es macht Luxus bezahlbar.
«Die Meilen sollte man gegen Retour-Businessclass-Flüge auf der Langstrecke eintauschen. Denn da ist der Gegenwert pro Meile am höchsten», sagt Moritz Lindner, Gründer und CEO des auf Luxusreisen spezialisierten Portals reisetopia.ch.
Lindner kennt alle Tricks und Kniffs dieser Programme und teilt diese in Blog-Beiträgen mit seinen Lesern. Er sagt aber auch: «Wichtig ist, dass man sich nicht verrückt machen lässt. Teilweise bekommt man ein paar Meilen, wenn man auf Onlineportalen Reviews hinterlässt. Da muss man überlegen, ob einem das die Zeit wert ist.»
Coop-Superpunkte gelten auch
Bei der Swiss «kostet» ein Prämienflug in der Businessklasse nach Nordamerika und zurück 112 000 Meilen. Ergattert man ein Prämienschnäppchen, sind es noch 55 000 Meilen, die einem vom Meilenkonto abgebucht werden. Da sind Reiseziel sowie Buchungs- und Reisezeitraum aber genau vorgegeben. Jüngstes Beispiel ist Toronto. Gebucht werden muss bis Ende Februar, geflogen wird zwischen Mitte Mai und Ende Juni.
Aber wie kommt man nun zu 55 000 Meilen, wenn man fünf Wochen Ferien im Jahr hat und auch sonst kein Vielflieger ist?
«Wir raten immer: am Boden Meilen sammeln, um in der Luft Business zu fliegen. Es ist ohne weiteres möglich, in einem Jahr 55 000 Meilen zu sammeln, ohne sich gross zu verrenken», sagt Moritz Lindner. Etwa, indem man konsequent mit speziellen Kreditkarten zahlt, bei Coop einkaufen geht und sich vielleicht einmal Familienferien oder ein Zeitschriftenabo gönnt.
In der Schweiz buhlen gleich zwei Kreditkartenunternehmen um Kunden, indem sie für jeden Einkauf Meilen gutschreiben: die UBS-Tochter Swisscard sowie die Tessiner Cornèrcard. Sie sind grosszügig: Pro Franken Umsatz gibt es etwa eine Meile. Das ist viel mehr als in Deutschland, wo eine Meile für rund zwei ausgegebene Euro gutgeschrieben wird. «Konsumentinnen und Konsumenten profitieren von der Konkurrenzsituation», sagt Moritz Lindner.
«Früher kam man vor allem durchs Fliegen zu Meilen. Das ist heute aber nicht mehr so relevant», sagt auch Alexander Koenig, ehemaliger McKinsey-Berater und Gründer der Vielfliegerberatung First Class & More. Er rät, gezielt nach Meilendeals Ausschau zu halten.
Derzeit bekommt man zum Beispiel beim Reiseportal A Small World zum Abschluss einer Premiummitgliedschaft für 5000 Euro 300 000 Meilen gutgeschrieben. «Wenn man diese clever einsetzt, ist das ein sehr gutes Angebot», sagt Koenig.
Aber auch bei Coop können Kunden ihre Superpunkte in Meilen umwandeln. Die Kooperation besteht schon seit 2006. Coop teilt auf Anfrage mit, dass diese Option «sehr geschätzt» werde.
Wichtig ist, sich beim Reisen nicht auf eine fixe Destination einzuschiessen. «Eine gewisse Flexibilität ist Voraussetzung. Wenn man ein bestimmtes Reiseziel hat oder zu einer fest definierten Zeit reisen will, kann es unter Umständen schwierig werden», sagt der Vielflieger Alexander Koenig.
Auch zwischen den Airlines gibt es Unterschiede. So muss man bei der Swiss beispielsweise einen Vielfliegerstatus haben, um einen Firstclass-Flug mit Meilen zu begleichen. Bei der Mutter-Airline Lufthansa braucht es das nicht, obwohl man mit denselben Meilen zahlt. «Dann muss man halt einmal ab München oder Frankfurt fliegen, dafür aber ist das dann in der First», sagt Koenig.
Riesengewinne mit Meilen
Was man immer beachten sollte: Wandelt man ein Meilenguthaben in einen Flug um, verrechnen die Airlines noch Steuern und Gebühren. Die schlagen mit rund 600 Franken für einen Langstrecken-Retourflug zu Buche. Das ist fast so viel, wie Zürich–New York und zurück in der Economy regulär kostet. Deshalb lohnt sich das Meilensammeln meist nur, wenn man auf die Plätze in der Business oder der First aspiriert.
Dass die Sammlerinnen und Sammler nachlässig mit ihren Meilen umgehen, ist Kalkül der Airlines. Wer seine Meilen gegen Sachprämien im «Miles & More»-Online-Shop eintauscht, lässt sich übers Ohr hauen. «Unser Tipp ist ganz klar: Nehmt niemals die Sonnenbrille oder den Koffer!», sagt Moritz Lindner. Diese verbrauchen zwar am wenigsten Meilen, weshalb sie für Sammler verlockend sind. Aber ihr Gegenwert ist auch am geringsten.
Die Vielfliegerprogramme der Fluggesellschaften sind hoch lukrativ. So hat die kleine Lufthansa-Tochter Miles & More GmbH 2022 einen Gewinn von 83 Millionen Euro geschrieben. Das Geschäftsmodell ist simpel: Die Firma verkauft Flugmeilen an Finanzdienstleister, Verlage oder Buchungsplattformen, die damit Marketing für ihre eigenen Produkte betreiben.
Die Meile muss teurer verkauft werden als der Wert der Prämien, gegen welche die Sammler sie einlösen. Das klappt in der Regel bestens. In den USA waren teilweise die Loyalitätsprogramme der grossen Airlines besser bewertet als die Luftfahrtgesellschaften selber.
Das Unternehmen Miles & More schreibt, dass in der Schweiz 1,9 Millionen Personen Meilen sammeln würden. Letztes Jahr seien rund 7 Milliarden Meilen eingelöst worden. Am beliebtesten seien Flugprämien, Sachprämien sowie das Bezahlen der Kreditkarten-Jahresgebühr mit Meilen.
Letztgenanntes wäre einem Profi wie Alexander Koenig viel zu wenig. Er hat soeben bei der Swiss einen Deal gefunden, der ihn an Ostern mit drei Begleitpersonen nach Indien bringt – in der ersten Klasse.