Die Schweizer Industrie kritisiert die UBS wegen höherer Kreditzinsen – doch wie sieht es im Rest der Wirtschaft aus? Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie bedauern das Verschwinden der CS. Aber nicht alle Branchen spüren die gestiegene Bedeutung der UBS im gleichen Ausmass.

Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie bedauern das Verschwinden der CS. Aber nicht alle Branchen spüren die gestiegene Bedeutung der UBS im gleichen Ausmass.

Unternehmen der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie kritisieren die Kreditkonditionen der UBS. (Bild: Roberto Sorin auf Unsplash)

Seit die UBS die CS übernommen hat, haben sich die Kreditbedingungen für Industrieunternehmen verschlechtert. Das kritisieren laut einer Umfrage etliche Mitgliedsfirmen des Verbandes der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM). «Wir sind enttäuscht von der UBS», erklärte der Verband Swissmem dieses Wochenende der «NZZ am Sonntag».

Die UBS sieht es anders. Sie wehrt sich gegen den Vorwurf, sie nutze ihre starke Stellung am Markt aus. Die angepassten Kreditkonditionen reflektierten lediglich die Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld. Sabine Keller-Busse, die Chefin der UBS Schweiz, verwies am Dienstag gegenüber der «Handelszeitung» auf eine von der UBS durchgeführte Umfrage. Diese habe gezeigt: Nicht nur bei ihr, sondern bei allen Banken habe die Zufriedenheit von Firmenkunden abgenommen.

Gespräche mit Kennern des Finanzplatzes zeigen trotzdem: Das Verschwinden der CS hat Spuren hinterlassen. Auch ausserhalb der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie. Der Leidensdruck ist jedoch nicht bei allen Unternehmen gleich gross.

KMU sind weniger betroffen

So sind kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) selten über eine Grossbank finanziert und ergo weniger von allfälligen Erhöhungen der Kreditzinsen betroffen. Nur rund 8 Prozent aller KMU in der Schweiz hätten einen Kredit bei einer Grossbank, sagt Andreas Dietrich, Professor für Finanzdienstleistungen an der Hochschule Luzern. Unter denjenigen KMU, die sich über Bankkredite finanzierten, sei es jedes vierte.

Einen überproportional hohen Marktanteil habe die UBS vor allem bei grösseren, exportorientierten Firmen, die komplexere Geschäfte mit höheren Volumen durchführten. Diese Unternehmen benötigten ein breiteres Dienstleistungsangebot, sagt Dietrich.

KMU dagegen gingen lieber zu Regional- oder Kantonalbanken oder zur Raiffeisenbank. Das hat auch eine im Mai veröffentlichte Befragung von Swissmechanic ergeben, dem Verband der KMU in der MEM-Industrie: Mit 48 Prozent finanzierte die Mehrheit der befragten Mitglieder ihre Investitionen durch eine Regional-, Kantonal- oder Raiffeisenbank. Nur 27 Prozent finanzierten sich hauptsächlich durch eine Grossbank.

Auch im Baugewerbe, in der Hotellerie, im Restaurant- und im Dienstleistungssektor präferieren Unternehmen kleinere Banken. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern. Allerdings spüren auch diese Firmen das Fehlen einer zweiten Grossbank. «Seit es die CS nicht mehr gibt, spielt der Markt weniger», sagt etwa Thomas Hess, Geschäftsleiter des KMU- und Gewerbeverbands des Kantons Zürich. Er sagt, er fände es gut, wenn es mehr Konkurrenz im Bankensektor gäbe.

Unterschiedliche Risikobewertung

Ein Grund für die erhöhte Unzufriedenheit bei den Swissmem-Mitgliedsfirmen dürfte darin liegen, dass die UBS ihre Kreditwürdigkeit strenger bewertet als die CS. «Ein und dieselbe Firma kann mit den gleichen Angaben von drei verschiedenen Banken drei verschiedene Bewertungen erhalten», sagt der Bankenexperte Andreas Dietrich. Die UBS gelte in Sachen Risikobewertung als eher konservativ.

Thomas Matter, Zürcher Nationalrat und Finanzverantwortlicher für die SVP Schweiz, schlussfolgert daraus, dass sich vorwiegend ehemalige CS-Kunden über die höheren Kreditzinsen beschwerten. Er findet: «Unzufriedene Unternehmen könnten ja zu einer anderen Bank wechseln.» Denn obwohl die UBS bei grossen, komplexen Auslandsgeschäften eine prominente Stellung im Markt habe, gebe es noch immer einen nationalen Wettbewerb. Die Frage ist allerdings, wie sehr dieser bereits spielt.

Zulauf bei der Raiffeisenbank und den Kantonalbanken

Die Raiffeisen-Gruppe teilt mit, dass sie im Geschäft mit Firmenkunden in den vergangenen eineinhalb Jahren deutlich wachsen konnte. «Im ersten Halbjahr 2024 haben wir 3000 neue Firmenkunden gewonnen, seit Anfang des vergangenen Jahres sind es gut 4900», heisst es auf Anfrage.

Lokal tätige und stark national ausgerichtete Unternehmen fänden innerhalb der Schweiz nach wie vor genügend Alternativen zur UBS, schreibt die Bankengruppe weiter. «Gemäss unserer Einschätzung werden vorwiegend grössere oder stark exportorientierte Unternehmen ihre Bankpartner überdenken.» Aufgrund der unterschiedlichen Risikobewertung lohne es sich für Firmenkunden derzeit besonders, Zweitofferten einzuholen.

Auch die Zürcher Kantonalbank betont: «Wir spüren insbesondere bei grösseren Unternehmen schweizweit eine deutlich gesteigerte Nachfrage nach unseren Produkten und Dienstleistungen.» Zur spezifischen Stellung der UBS im Markt möchte sie sich nicht äussern.

Malin Hunziker, «Neue Zürcher Zeitung»

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