Ende November wird in Zürich die Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» eingeschaltet – neu gibt es Patenschaften für die Kristalle In rund fünfzehn Jahren muss «Lucy» ersetzt werden. Mit den Patenschaften wollen die Betreiber vorsorgen – auch bei der Eröffnung gibt es dieses Jahr etwas Besonderes zu sehen.
In rund fünfzehn Jahren muss «Lucy» ersetzt werden. Mit den Patenschaften wollen die Betreiber vorsorgen – auch bei der Eröffnung gibt es dieses Jahr etwas Besonderes zu sehen.
Jedes Jahr Ende November wird es an der Bahnhofstrasse für einen Moment ruhig. Die Weihnachtsbeleuchtung «Lucy» wird eingeschaltet, die Strasse in festliches Licht getaucht. Die Vorweihnachtszeit beginnt.
Zum ersten Mal können Zürcherinnen und Zürcher dieses Jahr einen Teil von «Lucy» verschenken: Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse, die die Weihnachtsbeleuchtung finanziert, verkauft Patenschaften für die einzelnen Kristalle der Beleuchtung. Insgesamt sind 11 500 Patenschaften zu haben, für jeden Kristall von «Lucy» eine. Eine Patenschaft kostet 45 Franken und gilt für ein Jahr.
Wer die Patenschaft eines Kristalls kauft, erhält dazu eine silbern glänzende Urkunde. Darauf steht, wo der Kristall hängt, zum Beispiel: «Kristall No 2380 von 11 500» an der Bahnhofstrasse, Ecke Bärengasse.
Patenschaftsgeld für Spitalclowns
10 der 45 Franken spendet die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse den Clowns des Kinderspitals Zürich. Das Kinderspital hat als einziges Spital der Schweiz vier festangestellte Clowns. Sie sind im Kispi Teil des Behandlungsteams, wie Therapeuten oder Ärztinnen auch, sagt Pascale Meier vom Kinderspital Zürich.
Die Clowns sind täglich von morgens bis abends im Spital und sind etwa dabei, wenn eine riskante Operation ansteht oder Blut genommen wird. Meier sagt: «Die Clowns nehmen den Kindern die Angst. Sie sind ein wichtiger Bestandteil der Behandlung.»
Die restlichen 35 Franken aus der Patenschaft investiert die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse in den Unterhalt von «Lucy». Die Beleuchtung wird jedes Jahr nach Weihnachten eingelagert und revidiert, defekte Steine werden jeweils im Sommer geflickt.
Einen Teil der Einnahmen aus den Patenschaften wird der Verein dereinst in den Ersatz von «Lucy» investieren. In fünfzehn Jahren könnte die Weihnachtsbeleuchtung ausgedient haben, schätzt der Co-Präsident der Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse, Marc-André Schuler. Etwa im Jahr 2039 muss also eine neue «Lucy» her. «Daran müssen wir jetzt schon denken», sagt Schuler. «Nicht, dass plötzlich Geld fehlt – und die Bahnhofstrasse gar keine Weihnachtsbeleuchtung hat.»
Der Betrieb von «Lucy» kostet jedes Jahr 250 000 Franken. Dabei ist der Strom der kleinste Teil der Kosten: Nur 230 Franken kostet es, «Lucy» in der ganzen Weihnachtszeit brennen zu lassen. Teuer sind hingegen Installation und Unterhalt: Lucy wird im November während rund vier Wochen von Monteuren aufgehängt, die in der Nacht arbeiten. Sie montieren Lucy jede Nacht von acht Uhr abends bis vier Uhr morgens.
Bei diesen Aufbauarbeiten ist jedes Jahr Heinz Brandenberger dabei. Er wird auch «Mr. Lucy» genannt, weil er die Weihnachtsbeleuchtung an der Bahnhofstrasse seit je aufhängt. Er war 1971 da, als der «Baldachin» eingeweiht wurde. Er hat die Kritik rund um die Neonröhren von «The World’s Largest Timepiece» miterlebt, die viele als kühl und unweihnachtlich empfanden – und die deshalb schon nach vier Jahren ersetzt wurden. Und nun, seit 2010, hängt er jedes Jahr «Lucy» auf.
Dieses Jahr sei die Installation von Lucy einfacher als in anderen Jahren, sagt Brandenberger. Bisher sei das Wetter gut gewesen und die Temperaturen nicht allzu tief, das mache die Arbeit einfacher. «Wenn es bei der Installation regnet, sind die Nachtschichten hart.»
Weihnachtsbeleuchtung ist privat finanziert
Die Vereinigung Zürcher Bahnhofstrasse besteht aus Immobilienbesitzern, Gewerbetreibenden und Privaten an der Bahnhofstrasse, darunter die UBS oder Omega, aber auch H&M oder McDonald’s. «Wir sind ein Quartierverein wie jeder andere auch», sagt Marc-André Schuler.
Dieses Jahr hat die Vereinigung entschieden, Lucy wieder zu ihren normalen Zeiten leuchten zu lassen. Nach dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs brannte Lucy wegen der befürchteten Strommangellage nur bis 22 Uhr und morgens nicht. «Alles andere wäre ein falsches Signal gewesen», sagt Marc-André Schuler. Dieses Jahr aber brennt Lucy wieder jeden Abend bis Mitternacht – und morgens ab 6 Uhr, wenn die ersten Pendler unterwegs sind.
Eingeschaltet wird «Lucy» dieses Jahr am 21. November, zum ersten Mal mit einem Buzzer. Wurde bis jetzt weit entfernt von der Bahnhofstrasse der Schalter umgelegt, kann man dieses Jahr live zusehen, wie die Beleuchtung angeknipst wird – und beim Countdown mitzählen.
Die Patenschaften für die Kristalle von «Lucy» sind ebenfalls ab dem 21. November erhältlich. Dann, wenn die Vorweihnachtszeit beginnt.