Für das Gewerbe war die Rad-WM in Zürich vor allem eines: ein Ärgernis Direktbetroffene lassen kein gutes Haar am neuntägigen Grossanlass, wie eine Umfrage zeigt.

Direktbetroffene lassen kein gutes Haar am neuntägigen Grossanlass, wie eine Umfrage zeigt.

Bild: Karin Hofer / NZZ

Während neun Tagen herrschte in der Stadt Zürich im September der Ausnahmezustand wegen der Radweltmeisterschaften. Der Grossanlass hatte schon polarisiert, bevor die ersten Athleten die Füsse in die Pedalen geklickt hatten. Denn für die Rennstrecken mussten zahlreiche Strassen gesperrt werden. Gewerbetreibende in den betroffenen Quartieren schickten ihre Angestellten zum Teil in die Ferien und machten den Laden dicht.

Gemäss einer Umfrage des Stadtzürcher Gewerbeverbands, an der 50 Betriebe teilgenommen haben, haben die Rad-WM 86 Prozent von diesen eingeschränkt. 42 Prozent der Befragten hätten angegeben, massiv eingeschränkt gewesen zu sein, heisst es in einer Medienmitteilung, die das Forum Zürich – eine Vereinigung der Zürcher Wirtschaftsverbände – zu den Umfrageergebnissen veröffentlicht hat. Rund 30 Prozent der antwortenden Betriebe mussten während der ganzen WM schliessen.

 

Schlechte Noten für die Organisatoren

Laut Dominik Bürgy, Vorsitzender des Forums Zürich, wurde die Umfrage am 26. September, also noch während der WM, lanciert und dauerte vier Wochen. Sie ging an sämtliche Mitglieder des Gewerbeverbands in der Stadt Zürich. In den stark betroffenen Stadtkreisen 6, 7 und 8 seien 306 Betriebe tätig.

Die Organisatoren des Grossanlasses kommen bei den Umfrageteilnehmern schlecht weg: Drei Viertel monieren, die Stadt habe nicht rechtzeitig über die Auswirkungen der WM informiert. Zwei Drittel erachten die Antworten der Stadtverwaltung auf ihre Fragen als nicht kompetent.

Die Umfrageergebnisse decken sich mit den im Vorfeld angebrachten Befürchtungen. Das Forum Zürich resümiert, ein Grossanlass in dieser Form sei unverhältnismässig, die Quartiere hätten nicht davon profitiert – «im Gegenteil».

Das Forum sträube sich nicht grundsätzlich gegen Grossanlässe, heisst es weiter in der Mitteilung. Solche dürften allerdings nicht «zu einem Nullsummenspiel werden, bei dem die Attraktivität der Stadt auf Kosten der Lebensqualität und des Gewerbes steigt». Drei Tage Einschränkungen, beispielsweise von Freitag bis Sonntag, seien für das Gewerbe tragbar. Zudem brauche es auf alle Fälle eine Gesamtstrategie unter Einbezug aller Betroffenen, einen «Dialog auf Augenhöhe».

Ins gleiche Horn wie der Gewerbeverband und das Forum Zürich bläst auch die Stadtzürcher FDP. Sie fordert vom Stadtrat, dass er die Erfahrungen und Rückmeldungen der Bevölkerung und des Gewerbes ernst nimmt und daraus Lehren zieht.

Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) hatte bereits kurz nach dem Ende der Velo-WM eingeräumt, dass die Belastung gross gewesen sei. Rückblickend zeigte der Stadtrat Verständnis für den Unmut, den die Einschränkungen ausgelöst hatten.

Stadt und Kanton haben zu den Auswirkungen der Rad-WM eine Studie in Auftrag gegeben. Deren Ergebnisse sollen im nächsten Jahr vorliegen.

Francesca Prader, Neue Zürcher Zeitung

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