Im Ernst: Nachhaltigkeit macht Sinn Jüngere Menschen wollen mehr als nur ein sicheres Einkommen. Sie wollen eine Arbeit, die Sinn macht. Ob gut oder schlecht: daran müssen sich die Arbeitgebenden gewöhnen.
Jüngere Menschen wollen mehr als nur ein sicheres Einkommen. Sie wollen eine Arbeit, die Sinn macht. Ob gut oder schlecht: daran müssen sich die Arbeitgebenden gewöhnen.
Das Thema ist bei den internationalen Beratungsfirmen angekommen und deren Untersuchungen zeigen einen deutlichen Trend auf: Firmen, die auf Nachhaltigkeit setzen, fällt es erheblich leichter, Mitarbeitende im Unternehmen zu halten und in den Arbeitsmärkten anzuziehen.
Es macht allerdings einen Unterschied, ob Nachhaltigkeit nur als Marketing-Instrument genutzt wird oder ob sie in der Firmenstrategie verankert ist und tatsächlich Wirkung entfaltet. Schlaue Köpfe lassen sich nämlich nicht von sogenanntem «Greenwashing» blenden. Sie verlieren rasch das Interesse an einem Arbeitgeber, der Nachhaltigkeit nur für die Markenpflege einsetzt.
Das wirft die Frage auf: woran erkennt man Firmen, die es auch hinter der polierten Hochglanzfassade ernst meinen mit der Nachhaltigkeit?
ESG ist eine Abkürzung, die in dem Zusammenhang zunehmend oft erwähnt wird. Sie steht für Environmental, Social & Governance Risks. Die strategische Risikobetrachtung im Kontext von Umwelt, Gesellschaft und Geschäftsführung entfaltet für jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern jedoch noch zu wenig Sinn und Wirkung in der Welt. Viele Firmen, die in der Umwelt und der Gesellschaft Schaden anrichten, erreichen gleichzeitig gute ESG-ratings. Das wirkt nicht glaubwürdig.
Die Abkürzung SDG ist schon etwas länger im Gebrauch. Sie konnte sich aber in Firmen-Strategien noch nicht verbreitet durchsetzen. SDG steht für Sustainable Development Goals. Firmen, die konkrete Ziele für die nachhaltige Entwicklung verfolgen, erzeugen mehr Wirkung und Sinn, als wenn sie nur Risiken managen. Das ist es, wonach kommende Generationen vermehrt suchen, wenn sie auswählen, wo sie arbeiten möchten.
Deshalb empfehlen Fachleute, die Nachhaltigkeitsstrategien der Unternehmen mit Entwicklungszielen nach dem SDG-Raster der Vereinten Nationen zu konkretisieren. Gemäss einer Studie von Deloitte erreichen Firmen mit einer substanziellen Nachhaltigkeitsstrategie eine um 40 Prozent bessere Bindung der Mitarbeitenden und zusätzlich auch jene 25 Prozent an interessanten Talenten im Arbeitsmarkt, die sich ohne Nachhaltigkeit gar nicht erst bewerben würden. Nachhaltigkeit ist also auch eine Personalstrategie.
Zur Expertin
Esther-Mirjam de Boer ist Unternehmerin, Verwaltungsrätin, Politikerin und CEO von GetDiversity in Zürich. Das Kredo ihrer Firma: Vielfalt bringt grössere unternehmerische Erfolge. Seit 2007 setzt sich GetDiversity systematisch für Durchmischung ein. Kernkompetenz ist dabei, Vakanzen in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen vermehrt mit qualifizierten Frauen zu besetzen. Die Firma erhebt jährlich den «Diversity Report Schweiz».
Bild: Remo Neuhaus