Ruhe beim Essen, faire Preise, kreative Menus: neun Zürcher Lokale für den Business-Lunch Viele Restaurants haben mittags geöffnet, aber längst nicht alle lohnen auch den Besuch zum Business-Lunch. Wer Ruhe will, aber trotzdem geniessen möchte, sollte sich genau überlegen, wo er oder sie einkehrt.

Viele Restaurants haben mittags geöffnet, aber längst nicht alle lohnen auch den Besuch zum Business-Lunch. Wer Ruhe will, aber trotzdem geniessen möchte, sollte sich genau überlegen, wo er oder sie einkehrt.

Im «Lindenhofkeller» sind die Produkte qualitativ hochwertig und die Atmosphäre ruhig. (PD)

Was genau die Voraussetzungen für einen gelungenen Business-Lunch sind, kann niemand exakt sagen. Es ist vermutlich eine Mischung aus Gediegenheit und Nonchalance. Zu fein soll es nicht zugehen, nicht zu lange dauern. Alkohol in grossen Mengen ist nur in geschäftlichen Krisensituationen angemessen. Andererseits sind laute Bistros voller eilig umherlaufender Poké-Bowl-Esser auch nicht ideal.

In den richtig guten Business-Lunch-Lokalen, zu denen natürlich auch Klassiker wie die «Kronenhalle» oder das «Carlton» gehören, wird man vor allem persönlich bedient und empfangen. Günstige Angebote gibt es hier wie dort, aber fast noch wichtiger sind Stil und Abwechslung. All das findet man in neun unserer Zürcher Lieblingsadressen fürs mittägliche Geschäftsmahl.


«Lindenhofkeller»: ein Topf voll Glück

Sebastian Röschs Restaurant ist und bleibt einer unserer Mittags-Favoriten in Zürich, weil nur wenige Wirte so viel Wert legen auf Produktqualität. Auf kreative Zubereitungen auch: Kaum einen Gang von der Mittagskarte wird man anderswo in Zürich in dieser Form bekommen. Weder den sogenannten Topf voll Glück, der sich als Milchgitzi mit Mandelnussbutter entpuppt, noch die Zwetschgenknödel mit Schwamendinger Kokosnusseis. Ausgezeichnete Weine glasweise zum Schnäppchenpreis gehören zum Konzept.


«Waag»: natürlich das Geschnetzelte

Der Wirt hat gewechselt, das Konzept ist beinah identisch geblieben. Mitten im Trubel zwischen Bahnhofstrasse und Limmat entführt Fabian Reinhardt mit seinem Team die Gäste in eine andere Zeit. Das nostalgische Ambiente korreliert mit Klassikern wie dem Kalbsgeschnetzelten Zürcher Art, natürlich mit Kalbsnieren und Butterrösti. Und was spricht dagegen, sich mal mit Blick auf den Münsterplatz ein Glas Mittags-Champagner zu gönnen? Die Getränkekarte listet reichlich flüssige Raritäten.


«Anna»: Pasta, Ribeye, Käse

Immer noch eine Art Geheimtipp. Warum eigentlich? Vielleicht weil die, die schon mal hier waren, im Kreis 6, die Adresse für sich behalten. Stefano Corrado und Maria Ventola servieren mit die beste Pasta der Stadt. Ravioli natürlich oder Pappardelle mit Ragù. Günstig und stets von guten, unprätentiösen Weinen begleitet. Die Tische stehen hier nicht so weit auseinander wie in manch anderer Business-Lunch-Adresse, aber allzu eng geht es zum Glück auch nicht zu.


«The Restaurant»: fünf Gänge Kreativität

Jahrelang konnten findige Gourmets für 98 Franken ein fünfgängiges Menu verspeisen, hoch auf dem Dolderberg, inzwischen hat die Inflation zugeschlagen. Die 140 Franken, die man heute für den Business-Lunch de luxe namens «Amuse-Bouche-Menu» zahlen muss, sind aber immer noch sehr fair. Die Sommelière Katharina Sarrot empfiehlt dazu gern den passenden, also nicht zu schweren, sondern frischen und animierenden Lunchwein.


«Rico’s Kunststuben»: Ausflug nach Küsnacht

Mit der Bahn ist man schnell da, muss bloss ein paar Schritte vom Bahnhof Küsnacht zum Ufer gehen und bekommt dann das Business-Lunch-Erlebnis schlechthin geboten. In den «Kunststuben» wird von Mittwoch bis Freitag ein Mittagsmenu serviert, das mit 72 Franken für drei Gänge fast schon unverschämt günstig ist.


«Casa Ferlin»: Alaska-Crêpes zum Nachtisch

Genau die richtige Mischung zwischen Gediegenheit und Moderne. In einem der klassischsten italienisch geprägten Restaurants der Stadt hat man Platz und kommt sofort in Genussstimmung. Bleibt nur die Frage, ob man lieber Tagesteller, Tagesmenu oder Tagesplatte bestellen soll. Eigentlich egal: Wenn Kalbsfilet in Zitronensauce mit hausgemachten Nudeln auf der Karte steht, muss man einfach zugreifen. Und wo bekommt man sonst noch Crêpes Alaska als Dessert?


«Rigiblick»: Trüffel von der Nachbarhündin

Die Zeiten, als man hier auf Sterneniveau speisen konnte, sind zwar vorbei, aber die Chefin Vreni Giger weiss sehr gut, wie man mit etwas weniger Aufwand seine Gäste überzeugt. Beweisen muss sich die Gastronomin nichts mehr, sie serviert geschmorte Kalbshaxe mit Gremolata ebenso gern wie Zürcher Trüffel, an deren Suche zwei Nachbarinnen beteiligt sind – eine zwei- und eine vierbeinige.


«Tao»: zum Glück versteckt

Mit seiner Lage und seinem Angebot hat sich das Restaurant zum Tipp für jene entwickelt, die für eine Stunde aussteigen wollen aus dem Büroalltag an der Bahnhofstrasse und kurz einen Ausflug nach Asien unternehmen wollen. Ohne sich finanziell zu verausgaben, versteht sich. Mit Thaicurrysuppe, dem knusprigen Entensalat oder den vegetarisch gefüllten Dumplings kann man einen unkomplizierten, entspannenden und gleichzeitig günstigen Business-Lunch schmücken.


«Chez Smith»: Es lebe der Mittagswein

Zugegeben, hier sitzt man nicht allzu weit auseinander, was allzu intime Gespräche ein bisschen schwierig machen könnte. Aber dennoch ist und bleibt die Beiz eine Attraktion – und das nicht nur wegen des ausgezeichneten Angebots an Weinen. Die Pastagerichte sind zwar schlicht konzipiert, aber präzise zubereitet, und der Klassiker namens Coq au Vin verlangt geradezu nach dem passenden Rotwein.

Wolfgang Fassbender, «NZZ Bellevue»

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