Die Schweizer Reformhaus-Kette Müller ist pleite und schliesst alle 37 Filialen Die Müller-Reformhäuser haben Konkurs angemeldet. Schweizweit wird der Geschäftsbetrieb am Mittwoch eingestellt.
Die Müller-Reformhäuser haben Konkurs angemeldet. Schweizweit wird der Geschäftsbetrieb am Mittwoch eingestellt.
Das Traditionsunternehmen Müller Reformhaus Vital Shop mit Hauptsitz im zürcherischen Volketswil gibt es nach rund 100 Jahren nicht mehr. «Mit grossem Bedauern teilen wir mit, dass wir unseren Geschäftsbetrieb eingestellt haben», hiess es am Dienstag auf Plakaten an den Geschäftsstellen. Zur Kette gehören die Reformhäuser Müller, Egli Bio, Ruprecht, Drogerie Haas und Vital Shop.
Manche Filialen waren am Dienstag noch geöffnet. Aber ab Mittwoch würden schweizweit die Läden geschlossen, teilte das Unternehmen mit. Man habe den Konkurs angemeldet. Von der Insolvenz betroffen sind 37 Standorte, 298 Mitarbeitende und zahlreiche Zulieferer.
Traditionsreiches Unternehmen
Damit geht eine fast hundertjährige Unternehmensgeschichte zu Ende. Im Jahr 1929 hatte der Firmengründer Rudolf Müller sein erstes Reformhaus am Rennweg in Zürich eröffnet. Dieses war bis heute der grösste Laden der schweizweit tätigen Kette. Müller war ein Anhänger der Lebensreformbewegung, die sich für ökologische Landwirtschaft, vollwertige und vegetarische Ernährung, Alkoholverzicht und Naturheilkunde einsetzte.
Diesem Grundgedanken lebte die Reformhaus-Kette weiterhin nach. Die Läden der Kette zeichneten sich durch ihren Fokus auf Bioprodukte, Spezialnahrung und Naturheilmittel aus.
Umkämpfter Markt
Allerdings wurde der Markt für solche Produkte immer stärker umkämpft. Bioprodukte haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten im Massenmarkt etabliert. Davon zeugen nicht nur die ausgebauten Biosortimente von Coop und Migros. Mit den Alnatura-Läden, die von der Migros als Franchisenehmerin des deutschen Unternehmens betrieben werden, hat in der Schweiz eine Bio-Supermarkt-Kette Einzug gehalten. Kleinere unabhängige Bioläden lassen sich zudem vom Grosshandelsunternehmen Bio Partner beliefern.
Stärkere Konkurrenz hat sich zudem bei den Speziallebensmitteln entwickelt. Vor 20 Jahren waren die Müller-Reformhäuser eine der ersten Adressen beispielsweise für Menschen gewesen, die sich glutenfrei ernähren müssen. Mittlerweile führen aber alle Supermarktketten ein grosses Sortiment an glutenfreien Lebensmitteln. Schliesslich hat sich auch der Markt für Naturkosmetik verbreitert.
Mitarbeiter müssen sich umorientieren
Die Reformhauskette Müller scheint mit diesen Entwicklungen nicht zurechtgekommen zu sein. Offenbar war sie preislich oft nicht mehr konkurrenzfähig, und die Umsätze sanken bereits seit einigen Jahren. Eine im Jahr 2019 eingeleitete Neuausrichtung fruchtete nicht. Der Konkurs ist das Eingeständnis, dass das Unternehmen im Markt keine Existenzberechtigung mehr hatte. Die Firmenleitung führte den Niedergang aber auch auf die Folgen der Corona-Pandemie zurück. Diese habe bestehende Trends wie Home-Office und digitale Einkäufe beschleunigt und die Umsatzrückgänge in den Läden verstärkt.
Wie es mit den rund 300 Mitarbeitenden weitergeht, ist vorerst offen. Die Löhne sind laut dem Unternehmen bis Dezember bezahlt worden. Nun dürfte es aber zur Kündigung kommen. Ein Trost ist, dass Arbeitskräfte derzeit sehr gesucht sind, auch im Detailhandel.