Prognostiker erwarten langsames Wachstum Die Schweizer Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr 2023 nur leicht wachsen. Ein Grund dafür ist die hartnäckige Teuerung.

Die Schweizer Wirtschaft dürfte im laufenden Jahr 2023 nur leicht wachsen. Ein Grund dafür ist die hartnäckige Teuerung.

 

 

Die konjunkturelle Abkühlung dürfte sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar machen. Bild: unsplash

2022 herrschte noch eitel Sonnenschein. Die Schweizer Wirtschaft wuchs um 2,1 Prozent. Und auch der Start ins Jahr 2023 gelang: Die Wachstumszahlen für das erste Quartal kamen am oberen Ende der Erwartungen zu liegen.

Doch dies sei kein Signal für einen Aufbruch gewesen, sagte am Donnerstag Alexis Bill-Körber vom Prognoseinstitut BAK Economics. «Die Zeichen stehen vielmehr auf Abschwung.» Konkret befürchtet er für das laufende zweite Quartal sogar einen Rückgang des realen Bruttoinlandprodukts.

So weit wollen andere Prognostiker nicht gehen. «Ob am Schluss im zweiten Quartal eine rote oder schwarze Zahl resultieren wird, kann ich nicht sagen», meinte Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik im Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), an einer Medienkonferenz. Mit einem Abschwung sei aber zu rechnen, befürchtet auch er.

Dies spiegelt sich auch in den aktuellen Gesamtjahresprognosen. So liegen die am Donnerstag veröffentlichten Vorhersagen der Seco-Bundesökonomen (+0,8 Prozent), der Konjunkturforschungsstelle der ETH KOF (+0,9 Prozent) und von BAK Economics (+0,3 Prozent) allesamt unter dem langjährigen Mittel. Die Schweizer Wirtschaft werde «deutlich unterdurchschnittlich» wachsen, kommentierte das Seco denn auch seine Prognose.

Inflation belastet

Alle Auguren begründen ihre Prognose mit den sich eintrübenden Frühindikatoren. Diese zeigten insbesondere für die Industrie infolge der schlecht laufenden globalen Konjunktur eine schwache Entwicklung an. Auch die aktuellen Exportzahlen seien nicht ermutigend, meinte zudem BAK Economics. Und die Bauindustrie bleibe ohnehin ein Sorgenkind.

Sorgen macht allen Ökonomen aber vor allem auch die hohe Inflation. Diese werde wohl weiterhin zu einer restriktiven Geldpolitik führen, was die globale Nachfrage bremse, hiess es vom Seco. «Der Kaufkraftverluste hinterlassen langsam ihre Spuren», meinte BAK-Experte Bill-Körber.

Für die Schweiz sagen die Auguren für das laufende Jahr durchschnittliche Teuerungsraten von 2,2 bis 2,4 Prozent voraus. Und auch für 2024 wird nur eine Abschwächung auf 1,5 Prozent erwartet. «Der Weg zur Preisstabilität ist weit», sagte Seco-Mann Scheidegger.

Höhere Mieten belasten

Bill-Körber verwies insbesondere auf die sich abzeichnenden Mietzinserhöhungen infolge der Referenzzinssatzanhebung, was die Inflationsrate wieder markant ansteigen lassen werde. Laut der KOF dürfte etwa die Hälfte der Teuerung im nächsten Jahr durch die Mietzinserhöhungen verursacht werden. Und vom Seco hiess es: «Auch wir wären nicht überrascht, wenn die Mietzinsrunde auf die Teuerung einen Effekt von einem halben Prozentpunkt hätte.»

Die konjunkturelle Abkühlung dürfte sich auch am Arbeitsmarkt bemerkbar machen und die Arbeitslosigkeit allmählich steigen lassen. Für 2023 wird etwa von den Bundesökonomen zwar unverändert eine durchschnittliche Arbeitslosenquote von 2,0 Prozent erwartet. Diese dürfte dann aber 2024 auf 2,3 Prozent steigen.

Finanzsystem als Risiko

Wie üblich werden von den Experten auch die Risiken für die Prognose erwähnt. Insbesondere könnte sich die Inflation als noch hartnäckiger erweisen und eine noch restriktivere Geldpolitik erfordern, hiess es vom Seco. Betont wurden ausserdem die Risiken, welche vom Finanzsystem ausgingen.

Zudem blieben Risiken wegen der Energieversorgung und der Energiepreise mit Blick auf den kommenden Winter bestehen. Eine ausgeprägte Energiemangellage würde demnach auch hierzulande zu einer Rezession bei gleichzeitig hohem Preisdruck führen.

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