Schweizer Arbeitgeber stehen laut Studie hinter Milizsystem Die hiesigen Arbeitgeber können mit der Organisation der schweizerischen Politik gut leben. Ein politisches Engagement unterstützen sie dagegen kaum aktiv.
Die hiesigen Arbeitgeber können mit der Organisation der schweizerischen Politik gut leben. Ein politisches Engagement unterstützen sie dagegen kaum aktiv.
Die Akzeptanz des Milizsystems bei Schweizer Unternehmen ist nach wie vor hoch. Allerdings fördern es gemäss einer Umfrage nur 9 Prozent der Betriebe aktiv, dass ihre Mitarbeitenden ein politisches Amt übernehmen. Weitere 21 Prozent sehen sich in einer passiven Förderrolle.
Dies ist das Ergebnis einer neuen Studie der Fachhochschule Graubünden und des Unternehmens Politconsulting von Mitautor Andreas Müller. Für das Forschungsprojekt «Poliwork» haben die Studienautoren fast 1900 Milizpolitikerinnen und -politiker sowie 500 Unternehmen befragt, wie aus einer Medienmitteilung hervorgeht.
Zeitlicher Aufwand belastet
Besonders Mitglieder von Gemeindeexekutiven und Kantonsparlamenten empfinden demnach die Vereinbarkeit von Beruf und Politik als Herausforderung. Zugleich äussern sie sich allerdings überwiegend zufrieden mit den Rahmenbedingungen, die der Arbeitgeber bietet.
Hintergrund der Studie ist gemäss den Autoren, dass viele Gemeinden Mühe bekunden, ihre politischen Ämter mit geeigneten Kandidierenden zu besetzen. Das Rekrutierungspotenzial wäre aber vorhanden: Denn gemäss der Studie verfügt rund ein Drittel der rund 4,7 Millionen Erwerbstätigen in der Schweiz über flexible Arbeitszeiten, wie sie für ein politisches Engagement zunehmend unabdingbar sind. Allerdings zeigten sich zwischen den verschiedenen Branchen in diesem Punkt grosse Unterschiede.
Der grösste Teil der befragten Unternehmen, nämlich 45 Prozent, gab in der Studie an, keine Mitarbeitenden zu haben, die ein Milizamt ausüben. Dies widerspreche dem Bild eines breit verankerten Milizsystems, schrieben dazu die Studienautoren. Lediglich 7 Prozent der Betriebe beschäftigen drei oder mehr Milizpolitikerinnen oder -politiker.
Skepsis gegenüber «Zwangsmassnahmen»
Sowohl Arbeitgeber als auch Angestellte unterstützen laut Studie mehrheitlich die Förderung flexibler Arbeitszeiten, damit Beruf und Politik leichter zu vereinbaren sind.
Dennoch gibt es Unterschiede: Miliztätige erachten es als zentral, dass ihr Engagement auch für die berufliche Karriere anerkannt wird – Unternehmen weniger. Staatliche Massnahmen, welche die Betriebe verpflichten würden, Angestellten ein politisches Engagement zu ermöglichen oder zu erleichtern, stiessen in der Umfrage bei den Unternehmen auf Skepsis.
Neben der Studie haben die Forschenden ein Online-Tool entwickelt: Dort können Arbeitgeber herausfinden, wo sie im Schweizer Vergleich stehen. Zudem werden verschiedene Massnahmen mit praktischen Beispielen illustriert.