«Die Chemie muss stimmen» Caspar Coppetti, Mitgründer und heutiger Verwaltungsratspräsident des erfolgreichen Schweizer Sportartikel-Herstellers On, übernimmt das Jury-Präsidium des SEF.Award. Im Gespräch mit David Strohm erläutert er seine Ziele und Visionen.
Caspar Coppetti, Mitgründer und heutiger Verwaltungsratspräsident des erfolgreichen Schweizer Sportartikel-Herstellers On, übernimmt das Jury-Präsidium des SEF.Award. Im Gespräch mit David Strohm erläutert er seine Ziele und Visionen.
Deine erste Teilnahme am Swiss Economic Forum liegt etliche Jahre zurück. Was ist dir geblieben?
Caspar Coppetti: Es ist tatsächlich lange her, aber ich kann mich noch genau erinnern. Ein grosses Unternehmen, die Swisscom, hatte mich damals eingeladen, am SEF teilzunehmen. Ich kannte niemanden und niemand kannte mich. Die Atmosphäre war lässig und offen und es war möglich, mit vielen interessanten Leuten ins Gespräch zu kommen. Ich war beeindruckt von der Qualität der Referate und Workshops und der Vielfalt der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die ein realistisches Abbild der Schweizer Wirtschaft darstellten – von KMU-Unternehmern bis zu den grossen Konzernen.
Das Unternehmen, das du mitgegründet hast, bekam 2014 den SEF.Award. Was hat die Auszeichnung und die Bühne des SEF für die weitere Entwicklung von On gebracht?
Der Award ist mehr als eine Auszeichnung. Die nominierten Firmen durchlaufen einen Prozess, bei dem sie durchleuchtet und geprüft werden. Expertinnen und Experten schauen genau hin und stellen Fragen, deren Antworten helfen, weiterzukommen. Wer diese Phase besteht, wird besser. Uns hat die Auszeichnung zweifellos geholfen, auch wenn sie für unsere internationale Expansion nicht matchentscheidend war. Wir konnten unser Wachstum anschliessend zu sehr guten Konditionen fifinanzieren, obwohl wir damals noch keine Gewinne und keinen positiven Cashflflow ausweisen konnten. Und wir haben nach der Preisübergabe mit unserem damaligen Team eine coole Party geschmissen.
Gab es in der Folge weitere Kontakte, auf die ihr aufbauen konntet?
Bis heute stehe ich in Kontakt zu den damaligen Jury-Mitgliedern und anderen Gewinnern des SEF.Award. Daraus ist eine Reihe von schönen Freundschaften entstanden, die ich schätze und pflflege. Unter anderem mit Peter Stähli, einem der Gründer des Swiss Economic Forum, sind wir nach wie vor sehr verbunden. Ich schätzte jedes Jahr aufs Neue die Begegnungen mit Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Für mich bleibt das SEF ein wichtiger Fixpunkt im Kalender.
Wie konntest du selbst vom Netzwerk profitieren?
Als Award-Gewinner gehört man beim SEF dazu und kann die verschiedenen Plattformen für den Austausch mit anderen Gründerinnen und Gründern und Unternehmen gezielt nutzen, um die Probleme und Risiken zu diskutieren, mit denen man in den ersten Jahren konfrontiert ist.
Du übernimmst das Präsidium der Jury des SEF.Award. Was erwartest du von der Rolle?
In der Jury arbeite ich schon seit einigen Jahren mit und dass dich dieses Gremium nun leiten darf, empfinde ich als Ehre. Auch wenn es ein grosses Erbe ist, dass ich da antrete – vor mir hatte der SEF-Award zwei herausragende Präsidentinnen: Ich kann jetzt auch etwas zurückgeben von dem, was ich selbst vom Swiss Economic Forum mitnehmen durfte. Der Preis hat eine sehr gute Reputation. Die Qualität der Unternehmen, die es in den Kreis der Finalisten und ausgezeichnet werden schaffen, ist hoch. Mit den Jury-Mitgliedern und dem SEF-Team werden wir daran arbeiten, neue Kriterien zu erarbeiten, die auch auf eigenen Erfahrungen beruhen. Zum Beispiel: worauf schauen Investoren bei der Wachstumsfinanzierung? Steht ein starkes, diverses Team bereit oder nur ein Einzelgründer? Welche Schritte belohnt der Markt? Wir überlegen auch, ob die Vorgabe noch Sinn macht, dass nur Firmen in Frage kommen, die noch keine fünf Jahre alt sind. Die grosse Arbeit in der Fachjury findet vor der eigentlichen Kür der Gewinner statt. Aus dieser Kandidatenauswahl die richtigen herauszufiltern, bleibt unsere Herausforderung.
Swiss Economic Award
Der Swiss Economic Award wird seit 1999 jährlich an herausragende Jungunternehmen verliehen. Der mit insgesamt 75’000 Franken dotierte Preis fördert das unternehmerische Gedankengut und den unternehmerischen Nachwuchs in der Schweiz. Die prämierten Jungunternehmen wirken als Vorbilder und Motivatoren, um potenzielle Jungunternehmer zum Schritt in die Selbstständigkeit zu animieren.
Zugelassen sind erfolgreiche Jungunternehmen mit Sitz in der Schweiz aus, die vor nicht mehr als sechs Jahren gegründet worden sind, mit ihrer Geschäftsidee bereits erste wirtschaftliche Erfolge erzielen konnten und sich durch überdurchschnittliche unternehmerische Leistungen
auszeichnen. Verliehen wird der Award in den drei Kategorien Dienstleistung, Deeptech / Life Science sowie Produktion / Gewerbe.
Wie lautet das Erfolgsrezept?
Es braucht erstens gute Ideen. Wo noch wenig Konkurrenz herrscht, gibt es grössere Chancen, ein tragfähiges Geschäftsmodell zu etablieren. Wichtig ist, zweitens, Geld zu verdienen. Es reicht nicht, nur zu wachsen oder nur die Kundenbasis zu verbreitern. Und, drittens, ist es nötig, ein Team zu formen, das die gleichen Interessen verfolgt, das mit der Dynamik umgehen kann. Die Fähigkeiten des Kernteams müssen sich ergänzen, und die Chemie untereinander muss stimmen. Das bedeutet nicht unbedingt Harmonie, sondern dass man sich gegenseitig die kritischen Fragen stellen darf. Firmen, die von nur einer starken Person abhängig sind, scheitern oft im Wachstumsprozess.
Frauen sind bei Unternehmensgründungen leider immer noch untervertreten. Weshalb?
Meine beiden Vorgängerinnen im Jury-Präsidium waren Frauen, die hervorragende Arbeit geleistet haben, gerade beim Thema Diversität. Das ist mir ein grosses Anliegen, weil diverse Teams erwiesenermassen erfolgreicher arbeiten. Wir werden also künftig vermehrt und aktiv Unternehmerinnen suchen, motivieren und unterstützen.
Welche Rolle spielten Medien und Öffentlichkeit?
Die Konferenz bietet den Finalisten eine gute Plattform, um bekannt zu werden. Es sind jeweils zahlreiche Medienschaffende anwesend, auch vom TV, die sich für die Geschichten interessieren. Insbesondere junge Firmen aus der Industrie oder aus der Biotech-Branche, deren Produkte und Dienstleistungen sich nicht direkt an die Endkonsumenten richten, können sich hier vorstellen.
Für On folgten nach dem Gewinn des SEF.Award Jahre des stürmischen Wachstums. Wie hat sich eure Firma seither verändert?
Wir haben tatsächlich bis zum Börsengang 2021 im Durchschnitt jedes Jahr unseren Umsatz fast verdoppeln können. Das bedeutete, dass wir uns alle 12 bis 18 Monate quasi neu erfifinden und uns auch neue Strukturen geben mussten – mit neuen Führungsstufen, neuen Länderorganisationen und neuen Aufgaben für das Gründerteam und die Partner. In dieser dynamischen Entwicklung gab es ganz profane Probleme zu lösen, etwa, wie wir allen neuen Mitarbeitenden weltweit einen Arbeitsplatz und Laptop zur Verfügung stellen konnten. Dazu kamen aber auch Fragen der Innovationsfähigkeit und der Unternehmensphilosophie. Für mich wichtig ist auch die Frage, wie wir den Spass an der Arbeit behalten und unsere unternehmerische Kultur weiterleben können. Heute sind wir ein globaler Konzern mit mehr als 2000 Beschäftigten, einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Schweizer Franken und nach wie vor hohen zweistelligen Wachstumsraten.
Wenn du zurückblickst: worauf bist du stolz?
Dass wir bis heute ein innovationsgetriebenes Unternehmen geblieben sind. Es macht Stolz zu sehen, wenn Athletinnen und Athleten mit On-Produkten Spitzenleistungen erreichen. Stolz macht mich auch die Tatsache, dass es uns gelungen ist, in der Schweiz ein internationales Team mit hochtalentierten Mitarbeitenden aufzubauen.
Was kannst du anderen Gründerinnen und Gründern mitgeben?
Wer anfangs stürmisch wächst, braucht neben Stürmern und Drängern wie mir auch fähige Leute an Bord, die sich um die Finanzen kümmern. In einer solchen Phase ist es wichtig, konservativ zu planen, die nötige Vorsicht hineinzubringen. Bei On hatten wir das Glück, mit Martin Hoffmann im richtigen Moment einen Finanzchef genau mit dieser Qualität gefunden zu haben. Er ist heute unser Co-CEO und leitet zusammenmit Marc Maurer die operativen Geschäfte von On.
Swiss Economic Forum: Seit 25 Jahren im Zeichen des Unternehmertums
Das Swiss Economic Forum (SEF) wird 25. Mit seinen Plattformen und Initiativen fördert die führende Schweizer Wirtschaftsplattform unternehmerisches Gedankengut, die nationale Vernetzung und den Erfahrungsaustausch zwischen Politik, Wirtschaft und Wissenschaft.
Im Vorfeld des 25. Swiss Economic Forums vom 8. und 9. Juni 2023 in Interlaken präsentiert KMU_today eine Serie mit Interviews, Geschichten und Porträts über Persönlichkeiten, die das Forum in den vergangenen Jahren inspiriert, begleitet und geprägt hat. Die Texte stammen aus dem Jubiläumsmagazin «MAKE IT HAPPEN – 25 Jahre Swiss Economic Forum».