Evakuieren, oder nicht evakuieren Was es bedeutet, Mitarbeitende möglichst rasch aus einem Krisengebiet wegzubringen, zeigte das Geschehen in der Ukraine. Auch wenn es selten vorkommt, sollten Unternehmen sich für den Ernstfall wappnen. Worauf zu achten ist.

Was es bedeutet, Mitarbeitende möglichst rasch aus einem Krisengebiet wegzubringen, zeigte das Geschehen in der Ukraine. Auch wenn es selten vorkommt, sollten Unternehmen sich für den Ernstfall wappnen. Worauf zu achten ist.

 

Obschon eine Evakuation selten nötig ist, sollten Firmen darauf vorbereitet sein. Bild: Pexels

Militärische Konflikte, Pandemien, Naturkatastrophen und Unfälle: Die Gründe für Evakuationen sind sehr unterschiedlich. «Obschon sie selten vorkommen, sollten Firmen darauf vorbereitet sein», sagt Gautier Porot, Security Director von International SOS, einem Unternehmen im Gesundheits- und Sicherheitsrisikomanagement. Das heisst: Strategien, Prozesse und Verantwortlichkeiten zu definieren, diese regelmässig zu aktualisieren sowie auf die Warnzeichen einer Eskalation zu achten. «Dadurch können sich Unternehmen bestimmte Szenarien besser vorstellen und sich auf das Kommende vorbereiten.»

Bei kriegerischen Konflikten beispielsweise auf eine zeitweilige Unterbrechung der inländischen Kommunikationsnetze, einschliesslich Internet und Mobiltelefonie. Ausserdem: Kontrollpunkte von Sicherheitskräften, Mangel an bestimmten Waren, dem Ausfall der Strom-, Wasser- und Gasversorgung, Einschränkungen beim Bargeldbezug, wahllose Angriffe auf zivile Infrastrukturen sowie mutmassliche Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen.

Bei kriegerischen Auseinandersetzungen müssen Mitarbeitende das Land jedoch nicht immer zwingend verlassen: «Oft genügt es, sie in ein anderes Gebiet zu bringen, in dem sie Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser, Medikamenten und Treibstoff haben», sagt Porot. Doch auch Verlegungen bergen Risiken. Beispielsweise durch eine sich verschlechternde Sicherheitslage, lange Reisezeiten, ungünstige Wetterverhältnisse, die eingeschränkte Möglichkeit, Mitarbeitende zu kontaktieren oder die hohe Nachfrage nach Unterkünften und lebenswichtigen Gütern am Ankunftsort. «Nebst einem Evakuierungsplan braucht es auch Präventionsmassnahmen», ergänzt Porot. Beispielsweise ein Sicherheitstraining für Reisende oder eine persönliche Schutzausrüstung. «Das ist grundlegend, um eine reibungslose Evakuation zu gewährleisten.»

Erhöhte Alarmbereitschaft

International SOS setzte am 12. Februar, zwölf Tage vor Kriegsausbruch, die Evakuierungsstufe für die Ukraine auf «vollständige Evakuierung» und warnte andere Organisationen, Firmen und Mitarbeitende vor einer Eskalation der Geschehnisse. Zu dieser Entscheidung gelangte International SOS durch Analysen und Recherchen seiner Sicherheitsexperten im Januar und Februar 2022 sowie seinem Incident Management Team, das zwischen Januar und März dreimal in die Ukraine und in die umliegenden Gebiete gereist war. Dies, um Firmenkunden mit Informationen zu versorgen, Evakuierungsrouten zu prüfen und mit regionalen Sicherheitsanbietern in Kontakt zu bleiben. Zeitgleich gab die Organisation vor der Luftraum-Schliessung weitere Empfehlungen ab, um zu verhindern, dass Mitarbeitende von Kundenfirmen später nicht mehr mit kommerziellen Flügen, Zügen oder Privatautos ausreisen konnten. Dann sei die Kommunikation auch mal voreilig, aber: « Es gibt nichts Schlimmeres, als Mitarbeitende, die in einem Land festsitzen, weil der Luftraum oder die Grenzen geschlossen sind.»

Tritt der Notfall ein, müssen auch Mitarbeitende vorbereitet sein. Das heisst:

  • Dokumente wie Reisepass, Geburtsurkunde, Impfnachweise sowie notwendige Medikamente bereithalten.

  • Ein Versorgungspaket mit Wasser, Nahrung, Taschentücher, Taschenlampen und leicht zu transportierende Utensilien zusammenstellen.

  • Haustiere: Sich um deren Versorgung kümmern, denn sie brauchen Platz und Verpflegung. An der Grenze kommt es oft zu Problemen, weil Unterlagen über Impfungen fehlen.

International SOS

International SOS ist eine Organisation, die sich auf internationales Gesundheits- und Sicherheitsrisikomanagement spezialisiert hat. Das Unternehmen bietet 27 rund-um-die-Uhr tätige Assistenzzentren, die Organisationen, Manager und Mitarbeitende in Notfällen unterstützt und bei allgemeinen Fragen zur Sicherheit und physischen sowie psychischen Gesundheit Hilfe bietet. International SOS berät und hilft Firmen zudem bei Präventionsprogrammen und der Erstellung von Evakuierungs- und Eskalationsplänen und bietet Hilfe im Krisenmanagement.

internationalsos.com

Corinne Päper

Corinne Päper ist die Chefredaktorin des Fachmagazins für Personalverantwortliche, HR Today.

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