«Die meisten Schweizer Firmen begegnen Herausforderungen mit Unternehmergeist» Christopher Blaufelder, Partner bei McKinsey & Company Switzerland, ist Präsident der Expertenjury des Prix-SVC Wirtschaftsraum Zürich 2024. Ein Gespräch zur abwechslungsreichen Arbeit der Jury, zu seiner Funktion als Präsident und zu inspirierenden Zürcher KMU.
Christopher Blaufelder, Partner bei McKinsey & Company Switzerland, ist Präsident der Expertenjury des Prix-SVC Wirtschaftsraum Zürich 2024. Ein Gespräch zur abwechslungsreichen Arbeit der Jury, zu seiner Funktion als Präsident und zu inspirierenden Zürcher KMU.
Herr Blaufelder, was fasziniert Sie am meisten an den KMU im Wirtschaftsraum Zürich?
Christopher Blaufelder: Es ist beeindruckend, mit welcher Leidenschaft und Kompetenz sich KMU in einem hoch kompetitiven Umfeld in quasi allen Branchen erfolgreich behaupten – und das nicht nur in der Schweiz, sondern oftmals auch am globalen Markt. Sie tun dies, indem sie zumeist eine Premiumstrategie verfolgen: Innovative und hochwertige Produkte sind häufig krisenresistenter, weil sie Alleinstellungsmerkmale aufweisen. Das trägt entscheidend zur Wettbewerbsfähigkeit und zum Wohlstand im Kanton Zürich und der Schweiz bei. Die KMU nehmen somit eine tragende Rolle in unserem Land ein.
In den letzten Jahren wurden die Schweizer Unternehmen immer wieder mit grossen Herausforderungen konfrontiert: Pandemie, Ukraine-Krieg, Inflation, Fachkräftemangel. Wie wurden diese Schwierigkeiten von den Firmen insgesamt bewältigt?
In der Tat. Schwierige Zeiten im Heimatmarkt oder in der Exportwirtschaft treffen KMU oft besonders stark. Die meisten Schweizer Firmen lassen sich davon aber nicht entmutigen, sondern begegnen solchen Herausforderungen mit Unternehmergeist. Zum Beispiel durch Lancierung neuer Angebote oder konsequenter Investition in Effizienz. Ich beobachte insbesondere bei KMU ein starkes Gemeinschaftsgefühl über alle Stufen hinweg: «Zusammen schaffen wir das» ist die Devise. Hochmotivierte Mitarbeitende, die gut ausgebildet sind, sind ohnehin ein wichtiges Gut. Hier leisten die Firmen, zum Beispiel als Lehrbetriebe, selbst einen sehr grossen Beitrag, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Sie sind in diesem Jahr erstmals als SVC-Jurypräsident für die Selektion der Zürcher Firmen zuständig, die am 26. November 2024 auf der Bühne des Kongresshauses stehen. Wie gross ist die Vorfreude auf dieses Finale?
Enorm! Meine Jurykolleginnen und -kollegen, die allesamt regional verankert sind, fiebern dem Anlass mit Spannung entgegen. Die Endauswahl deckt ein breites Spektrum an Industrien und Angeboten ab und spiegelt somit die vielseitigen Bereiche wider, in denen KMU in der Schweiz aktiv sind.
Wie muss man sich die Arbeit in der Jury vorstellen, wenn es darum geht, aus der Fülle von spannenden KMU zuerst die fünf Finalisten und anschliessend den Sieger zu küren – gibt es da kontroverse Diskussionen oder können Sie sich jeweils schnell über die Rangierungen einigen?
Wir haben ein sehr strukturiertes, detailliertes Auswahlverfahren entlang klar festgelegter Parameter und wichtiger Dimensionen für einen fairen und transparenten Auswahlprozess. In unserem Gremium sind zudem unterschiedliche Profile vertreten und somit bringen wir alle unsere verschiedenen Perspektiven ein. Es kam natürlich zu sehr intensiven Diskussionen, denn alle Jurymitglieder eint Interesse und Begeisterung für die Errungenschaften der KMU – aber hitzig wurde es bisher nie.
«KMU sind entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit und den Wohlstand in der Schweiz.»
Welches waren die wichtigsten Kriterien, die Sie bei der Auswahl der Finalisten für den diesjährigen Prix SVC berücksichtigt haben – gab es Faktoren, die besonders stark ins Gewicht gefallen sind?
Zu den wichtigen Kriterien gehören unter anderem die Innovationskraft, der regionale Beitrag, Mitarbeiterzufriedenheit, Qualität des Managements sowie Nachhaltigkeit – zu der explizit ökonomische, aber auch ökologische und soziale Nachhaltigkeit gehören.
Anlässlich der Juryreise am 2. Juli 2024 haben Sie alle Finalisten persönlich besucht: Ist Ihnen eine Anekdote oder ein Feststellung besonders in Erinnerung geblieben?
Das Herzblut der Mitarbeitenden der fünf Finalistenfirmen, die bei der Vorbereitung geholfen haben, war klar sichtbar. Es freut uns natürlich, konkrete Einblicke in die jeweiligen Produkte zu erhalten. Wir haben hoch technologisierte Schiebetüren erleben dürfen, waren beeindruckt von der Qualität der Baumschultechnik auf höchstem Niveau, tauchten in die Welt der Parfümherstellung ein, durften die Speerspitze des Recyclings erleben sowie uns mit der Analyse globaler Finanz- und Wirtschaftsdaten vertieft beschäftigen.
Auch wenn die nominierten Unternehmen in unterschiedlichen Branchen tätig sind: Gibt es Punkte, die alle diese erfolgreichen KMU gemeinsam haben?
Swissness! Der klare Fokus auf kontinuierliche Innovation und Qualität. Aber auch Mut, etwas zu wagen, und vor allem, es dann auch umzusetzen. Es war uns wirklich eine Ehre, so viele kompetente, engagierte Mitarbeitende und Führungspersönlichkeiten kennenzulernen.
Der Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich wird dieses Jahr bereits zum neunten Mal vergeben und dank ihm werden immer wieder neue «Hidden Champions» der Unternehmenslandschaft entdeckt. Gibt es für die Zukunft noch genügend inspirierende, finalwürdige KMU in der Region?
Um finalwürdige Kandidaten mache ich mir keine Sorgen. Wichtig wird jedoch sein, dass die entscheidenden Akteure anerkennen, dass Schweizer KMU neben den grösseren Firmen die entscheidende Quelle des Wohlstands der Schweizer Bevölkerung sind. Entsprechend gut müssen die verantwortlichen Akteure die dafür nötigen Rahmenbedingungen schaffen. Als Zürcher Büro von McKinsey sind wir in der Schweiz fest verwurzelt – und ich freue mich, dass wir auch dieses Mal durch unser Engagement als Jurypartner beim SVC einen Beitrag für den Zürcher Wirtschaftsraum leisten können, der über eine exzellente KMU-Landschaft verfügt.
Welches Unternehmen gewinnt den Prix SVC Wirtschaftsraum Zürich?
Am 26. November 2024 vergibt der Swiss Venture Club den renommierten KMU-Preis zum neunten Mal. Das sind die fünf nominierten Firmen, von denen eine ausgezeichnet wird: Hauenstein, Hawa Sliding Solutions, Luzi, RepRisk und Schneider Umweltservice.
Ganze Story lesen