200 000 Franken für einen Abteilungsleiter: Welche Löhne der Kanton Zürich zahlt Nenn mir Deinen Beruf, und ich sage Dir, wie viel mehr Du beim Staat verdienen würdest: Eine Datenbank der NZZ zeigt erstmals die Gehälter der Zürcher Staatsangestellten.

Nenn mir Deinen Beruf, und ich sage Dir, wie viel mehr Du beim Staat verdienen würdest: Eine Datenbank der NZZ zeigt erstmals die Gehälter der Zürcher Staatsangestellten.

(Bild: Birgit Böllinger auf Pixabay)

Der Kanton Zürich ist ein Grosskonzern: Er bietet mehr als 50 000 Vollzeitstellen, Tendenz steigend. Alleine im letzten Jahr sind rund 1300 Jobs hinzugekommen, namentlich in der Pflege und in der Bildung. Sehr viele Arbeitsplätze, rund 25 000, gibt es auch bei der Stadt Zürich.

Diese Staatsstellen sind überdurchschnittlich gut bezahlt.

Der schweizerische Durchschnittslohn liegt bei rund 6800 Franken. Noch ein bisschen mehr, die Finanzindustrie lässt grüssen, bezahlen Privatunternehmen im Kanton Zürich – im Schnitt rund 7000 Franken. Dies wiederum ist wenig im Vergleich zu dem, was die Zürcher Staatsangestellten Monat für Monat nach Hause tragen: rund 8150 Franken. Dies zeigt eine Auswertung des Bundesamts für Statistik (BfS) für die NZZ.

Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2022 und beinhalten Zuschläge wie den 13. Monatslohn. Sie fussen auf den Löhnen der kantonalen Organisationen und der Gemeinden. Es handelt sich um Medianwerte, das heisst, die eine Hälfte der Angestellten verdient mehr, die andere Hälfte weniger.

Auf den unteren Stufen bezahlt der Staat besser

Teilt man die Berufe in der BfS-Auswertung nach Hierarchie auf, ergibt sich ein differenziertes Bild. Vergleichsweise grosszügig sind die öffentlichen Arbeitgeber insbesondere bei Berufen ohne Kaderfunktion oder im untersten Kader – auf diesen Stufen sind die meisten Staatsangestellten tätig. Eine Hierarchiestufe höher, also beim unteren Kader, sind die Verhältnisse zwischen Staat und Privaten etwa ausgeglichen. Im mittleren und oberen Kader liegen die Medianlöhne in der Privatwirtschaft höher.

Wie hoch die tatsächlich ausbezahlten Löhne im Einzelfall sind, ist nicht bekannt. Die Gehälter der Staatsangestellten sind genauso wenig für die Öffentlichkeit bestimmt wie jene in Privatunternehmen. Es ist aber eine Annäherung möglich: Der Kanton Zürich hat seine Stellen in Lohnlisten eingestuft, und diese Listen sind publik.

Daraus geht zum Beispiel hervor, dass die Generalsekretäre der Direktionen bis zu 275 000 Franken erhalten. Ein erfahrener Leiter einer Abteilung wiederum kann ohne weiteres um die 200 000 Franken verdienen. Selbst eine Bewegungs- und Tanztherapeutin kommt nach einigen Jahren auf über 90 000 Franken pro Jahr.

Das Lohnsystem des Kantons ist für Aussenstehende nur schwer verständlich, denn die Berufe sind in 29 Lohnklassen eingeteilt, diese wiederum in 29 Lohnstufen. Daraus ein Gehalt abzulesen, ist eine Kunst für sich.

Um das kantonale Lohnsystem transparenter zu machen, hat die NZZ nun all diese Lohnlisten und Tabellen in eine Datenbank übergeführt. Mit ein paar wenigen Angaben zur Arbeitserfahrung ist es möglich, sich ein Bild davon zu verschaffen, was man mit einer bestimmten Tätigkeit beim Kanton verdienen kann. Die Angaben sind als Richtwert zu verstehen.

Interessant sind diese Angaben nicht nur für Stellensuchende. Sie liefern auch Vergleichswerte für private Arbeitgeber sowie nicht zuletzt für die Verwaltungen in anderen Kantonen und Gemeinden. Der Kanton Zürich und seine Gemeinden sind bekannt dafür, dass sie mit ihren vergleichsweise hohen Gehältern zum Beispiel Polizisten aus anderen Korps anlocken. Ähnliches gilt für Lehrerinnen und Lehrer.

Wie gross die Lohnunterschiede unter den Kantonen sein können, verdeutlichen Auswertungen des Verbands Öffentliches Personal Schweiz. Er veröffentlicht jedes Jahr Lohnvergleiche zwischen den wichtigsten Kantonen und Städten. So verdiente ein Gerichtsschreiber im Jahr 2023 im Kanton Zürich bereits im 1. Dienstjahr rund 116 000 Franken; diese Angabe deckt sich mit dem Lohnrechner der NZZ. Im Kanton Obwalden hingegen sind es nur knapp 85 000 Franken.

Der Kanton Zürich landet mit seinen Löhnen aber nicht immer an der Spitze. Berufsberaterinnen etwa sollten sich besser im Kanton Zug umsehen, dort erhalten sie im 1. Dienstjahr knapp 114 000 Franken, während es im Kanton Zürich nur 90 000 Franken sind.

Wenn es schiefgeht, bezahlt der Staat

Für Lohnvergleiche relevant sind nicht nur die ausgewiesenen Gehälter. Der Staat bietet grosszügige Zusatzleistungen, die in einer Lohnstatistik nur indirekt oder gar nicht auftauchen. Dazu gehören etwa ein automatischer jährlicher Teuerungsausgleich oder besonders üppige Einzahlungen in die Pensionskasse.

Dazu kommt die Staatsgarantie. Sollte zum Beispiel eine Pensionskasse in Schieflage geraten, bittet man einfach die Steuerzahler zur Kasse – so geschehen am vergangenen Abstimmungswochenende in Winterthur. Dort hat der Souverän 120 Millionen Franken für die Sanierung des maroden städtischen Vorsorgewerks gutgeheissen.

Für Stadtregierungen und Parlamente, gerade für die links dominierten in den grösseren Städten, sind die Lohnsysteme und Anstellungsbedingungen ein wichtiges ideologisches Betätigungsfeld. Sie sehen den Staat als Vorreiter in der Umsetzung gesellschaftlicher Entwicklungen und Erwartungen. Er soll ein Vorbild sein.

Städte wie Freiburg zum Beispiel bieten 40 Tage Vaterschaftsurlaub; er heisst dort politisch korrekt «Urlaub des anderen Elternteils». Dazu kommen bis zu drei Abwesenheitstage für Mitarbeiterinnen mit Menstruationsbeschwerden. Das Parlament der Stadt Zürich hat sogar einen fünftägigen Mens-Dispens beschlossen, die konkrete Umsetzung ist aber offen.

Angestellte in vielen privaten Unternehmen können von solchen Zusatzleistungen für Staatsangestellte, die sie letztlich mit ihren Steuern finanzieren, nicht selten bloss träumen.

Die NZZ-Datenbank zu den kantonalen Löhnen ist ab sofort online. Noch nicht in der Aufstellung enthalten sind die Lehrpersonen; diese werden nach einem eigenen System bezahlt. Die Suche in der Datenbank erfolgt anonym, es werden keine Angaben gespeichert.

Zeno Geisseler, «Neue Zürcher Zeitung»

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