Gleichstellung: Anstellungsprozesse fairer gestalten Viele Firmen wollen eine bessere personelle Durchmischung. Mit der App «the Ace of Business» sammelte der Verein ADVANCE Ideen zur Umsetzung. Esther-Mirjam de Boer von GetDiversity nimmt für KMU_today das Thema unter die Lupe.
Viele Firmen wollen eine bessere personelle Durchmischung. Mit der App «the Ace of Business» sammelte der Verein ADVANCE Ideen zur Umsetzung. Esther-Mirjam de Boer von GetDiversity nimmt für KMU_today das Thema unter die Lupe.
Herausforderung: Es gibt je nach Geschlecht unterschiedliche Beurteilungen im Anstellungsprozess.
Lösungsansatz: Man entfernt die Angaben zum Geschlecht in Bewerbungen und Lebensläufen, bevor sie den Verantwortlichen zum Rekrutierungsentscheid vorgelegt werden.
Die Einschätzung der Expertin
Esther-Mirjam de Boer ist CEO von GetDiversity. Ihre Antwort: Tatsächlich beurteilen Personalfachleute und Führungskräfte die Bewerbungen von Frauen und Männern unterschiedlich, selbst wenn die Unterlagen exakt dieselbe Qualifikation ausweisen. Das wurde in wissenschaftlichen Experimenten eindeutig nachgewiesen. Es spielt dabei keine Rolle, ob die Selektion von Frauen oder Männern vorgenommen wird. Alle Menschen bevorzugen Männer für typische Männerberufe und Führungspositionen sowie Frauen für typische Frauenberufe. Unsere Gewohnheiten übertölpeln uns eben.
Die vorgeschlagene Lösung funktioniert
Das sogenannte «Anonymisieren» von Bewerbungen führt zu gerechteren und besseren Anstellungsentscheiden, da bei der Vorauswahl das Geschlecht der Person nicht erkennbar ist. So wird der Fokus der Beurteilung stärker auf die Qualifikation gelegt.
Der Zusatznutzen
Das Anonymisieren von Bewerbungen löst verschiedene Verzerrungen auf, die durch Vorurteile entstehen können. Wenn in der Bewerbung Hinweise auf fremde Kulturkreise und ausländische Herkunft – wie zum Beispiel der Nachname oder die Hautfarbe – beim Anonymisieren entfernt werden, können einseitige Bevorzugungen nicht wirksam werden. Dabei handelt es sich um Informationen, die in den meisten Fällen nichts über die fachliche Qualifikation aussagen und deshalb auch nichts zu einem guten Anstellungsentscheid beitragen. Entfernt man diese Störinformationen, wird der Weg frei, um vielfältigere Talente erkennen und einstellen zu können. Dadurch kann die Auswahl an guten Bewerbungen steigen.
ADVANCE ist mit 135 Firmenmitgliedern die führende Organisation in der Schweiz, die sich aktiv für mehr Frauen im Management einsetzt.
Zur Expertin
Esther-Mirjam de Boer ist Unternehmerin, Verwaltungsrätin, Politikerin und CEO von GetDiversity in Zürich. Das Kredo ihrer Firma: Vielfalt bringt grössere unternehmerische Erfolge. Seit 2007 setzt sich GetDiversity systematisch für Durchmischung ein. Kernkompetenz ist dabei, Vakanzen in Verwaltungsräten und Geschäftsleitungen vermehrt mit qualifizierten Frauen zu besetzen. Die Firma erhebt jährlich den «Diversity Report Schweiz».
Bild: Remo Neuhaus