Ein Plädoyer für die höfliche Form des Genderns Es mag wohl am Widerstand gegen die geschlechtergerechte Sprache liegen, dass aus einer einfachen Sache ein Problem gemacht wird, das gar keins ist. Die Suche nach Lösungen begann schon im letzten Jahrhundert.

Es mag wohl am Widerstand gegen die geschlechtergerechte Sprache liegen, dass aus einer einfachen Sache ein Problem gemacht wird, das gar keins ist. Die Suche nach Lösungen begann schon im letzten Jahrhundert.

Eine bunte Palette

  • Das Binnen-I: Diese Schreibweise aus den 1960er-Jahren wird heute nur noch selten benutzt. Das Binnen-I ist schwer leserlich, bei RebellInnen muss man schon sehr genau hinschauen, um zu verstehen, was gemeint ist.
  • Der Schrägstrich: Er erfreut sich bei Professor/innen ebenso grosser Beliebtheit wie bei Handwerker/innen. Auf den Bindestrich (Professor/-innen) wird inzwischen meist verzichtet, der war dann doch des Guten zu viel. Auch in Sachen Grammatik steht der Schrägstrich zuweilen richtig schräg in der Sprachlandschaft. Schon bei Kolleg/innen ist er überfordert.
  • Das Gendersternchen: Wann, wo und von wem das Gendersternchen in den unendlichen Weiten des Schreib-Alls entdeckt wurde, lässt sich nicht mehr erschliessen. Doch auch der Fixstern am Himmel der gendergerechten Sprache verblasst, sobald die Grammatik ins Spiel kommt. Nicht nur Beamt*innen können ein Lied davon singen.
  • Der Doppelpunkt: Das Schriftbild mag wohl überzeugen, denn der Doppelpunkt macht sich bei Politiker:innen oder Hundezüchter:innen gar nicht mal so schlecht. Doch auch er steht mit der Grammatik öfters auf Kriegsfuss, zum Beispiel bei Experten:innen oder Expert:innen – beide Pluralformen sind theoretisch korrekt.

Zuschauer innen aussen

Da all diese Formen schnell einmal grammatikalisch überfordert sind, überzeugen sie nur bedingt. Doch schaut man diese typografischen Zeichen einmal genauer an, fällt einem noch etwas auf. Der Asterisk (so der korrekte Name des Gendersternchens) wird für Fussnoten, Pflichtfelder in Formularen und als Platzhalter bei Wörtern wie f*** benutzt. Der Doppelpunkt wiederum wird vor Aufzählungen und Folgerungen gebraucht. Sind Frauen also nichts weiter als Fussnoten, Pflichtfelder, Platzhalter*innen, Aufzählungen oder Folgerungen? Und beim Schrägstrich kann man sich durchaus fragen, ob es neben den Zuschauer/innen auch Zuschauer/aussen gibt?

Die höfliche Art

In gewissen Fällen sind Schreibweisen mithilfe dieser Zeichen durchaus sinnvoll – beispielsweise, wenn der Platz begrenzt ist oder wenn man eine schnelle Notiz macht. Aber sobald ein Unternehmen professionell gegen aussen (und innen) kommuniziert, sind diese Formen nicht empfehlenswert. Nur wenn die weibliche Form explizit genannt wird, zeigt ein Unternehmen, dass es beide Geschlechter gleich hoch gewichtet. Denn Frauen sind keine unliebsamen Anhängsel, deren Endung man mit einem Sternchen oder sonst einem typografischen Zeichen an das Maskulinum anhängt. Das wirkt immer ein wenig so, als wäre es einem lästig, dass man die weibliche Form auch noch nennen muss.

Ausweichmöglichkeiten

Allerdings können Texte, in denen sich Doppelnennungen häufen, zuweilen etwas schwerfällig wirken. Deshalb hier ein paar Ideen, wie man das umgehen kann.

Doppelnennung

neutrale Formulierung

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

Mitarbeitende, Fachpersonen, Belegschaft, Team, Teammitglieder, Arbeitskräfte

Lehrtochter und Lehrling

Lernende, Auszubildende, Nachwuchs, neue Generation

Zuschauerinnen und Zuschauer

Publikum

Besucherinnen und Besucher

Gäste

Handwerkerinnen und Handwerker

alle, die einen handwerklichen Beruf ausüben, …

Buchhalterinnen und Buchhalter

jene, die in der Buchhaltung den Überblick über die Zahlen behalten …

Abteilungsleiterinnen und Abteilungsleiter

die Verantwortlichen der Abteilungen X und Y …

Mehr Input dazu gibt es im Genderwörterbuch auf der Website https://geschicktgendern.de.

Somit verabschieden wir uns von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser – ganz ohne Gendersternchen, Doppelpunkt und Schrägstrich.

Marketing-Team der Apostroph Group.

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