E-Carsharing: Der Kanton Obwalden fährt voraus Der kleine Kanton Obwalden hat in Sachen Energiezukunft Grosses vor. Jüngstes Beispiel ist die E-Carsharing-Initiative «Obwalden teilt». Vom neuen Angebot sollen nicht nur die Einheimischen, sondern auch Touristinnen und Touristen profitieren.
Der kleine Kanton Obwalden hat in Sachen Energiezukunft Grosses vor. Jüngstes Beispiel ist die E-Carsharing-Initiative «Obwalden teilt». Vom neuen Angebot sollen nicht nur die Einheimischen, sondern auch Touristinnen und Touristen profitieren.
Der Kanton Obwalden zählt sieben Gemeinden, die alle eines gemeinsam haben: Alpnach, Engelberg, Giswil, Kerns, Lungern, Sachseln und Sarnen sind allesamt zertifizierte Energiestädte. «Wir messen diesem Label sehr grosse Bedeutung zu und sind stolz darauf», betont der Obwaldner Landammann Josef Hess. «Das Label ist ein Leistungsausweis und Beleg dafür, dass unsere Gemeinden eine nachhaltige kommunale Energiepolitik vorleben und umsetzen.» Und das soll auch in Zukunft so bleiben. «Die Entwicklung der vergangenen Jahre hat allen noch klarer gemacht, wie wichtig Energieeffizienz und eine sichere Energieversorgung sind», so der Vorsteher des Bau- und Raumentwicklungsdepartements.
Um die künftigen Herausforderungen im Energiebereich möglichst effizient und nachhaltig zu meisten, hat sich Obwalden dazu entschieden, die damit verbundenen Themen gemeinsam anzugehen. Beim 2023 gegründeten Verein Energie-Region Obwalden handelt es sich um einen Zusammenschluss der Obwaldner Gemeinden, des Elektrizitätswerks Obwalden (EWO) sowie der Energiefachstelle des Kantons. «Der Verein bildet die Grundlage und regelt die Finanzierung für gemeinsame Tätigkeiten im Energiebereich», erklärt Josef Hess.
E-Carsharing an allen Bahnhöfen
Wie eine solche gemeinsame Tätigkeit aussehen kann, zeigt sich derzeit bei einer Initiative zur Förderung der E-Mobilität. Unter dem Motto «Obwalden teilt» liess die Energieregion zusammen mit der Genossenschaft Mobility, der Zentralbahn (zb) und weiteren Partnern im ganzen Kanton neue Carsharing-Stationen errichten. An den Bahnhöfen Sarnen, Alpnach, Giswil, Lungern und Engelberg sowie im Zentrum von Kerns steht heute mindestens ein Elektrofahrzeug von Mobility. Die Standorte an den Bahnhöfen wurden dabei ganz bewusst gewählt. Josef Hess sagt: «Mit der Initiative wollen wir nicht nur das elektrische Fahren, sondern auch die kombinierte Mobilität fördern.»
Bei dem E-Carsharing-Projekt gehe es denn auch nicht darum, das individuelle Fahrzeug vollständig zu verbannen. «In unserem Kanton sind viele Gebiete dezentral besiedelt, weshalb das eigene Auto gerade für die Bevölkerung ausserhalb der Siedlungszentren noch immer wichtig ist. Wenn aber nur einige Familien in Zukunft auf ihr Zweitauto verzichten, haben wir schon vieles erreicht.» Und tatsächlich: «Wir wissen von mehreren Haushalten, die ihr Zweitauto verkauft haben und nun verstärkt auf alternative Mobilitätsformen setzen.»
Touristen nutzen E-Carsharing bereits fleissig
Grosses Potenzial sieht Hess zudem im touristischen Bereich. «Allein in Engelberg registrierten wir vergangenes Jahr rund 11’000 Kilometer mit dem E-Carsharing-Fahrzeug – 75 Prozent der Strecke wurden von Touristinnen und Touristen zurückgelegt» Hess weiss: «In den urbanen Räumen hat jeder zweite Haushalt kein eigenes Auto, viele sind aber Mobility-Kunden und Kundinnen. Genau hier können wir mit unserem neuen Angebot punkten.» Dies hätten auch die Hotel- und Tourismusbetriebe erkannt, die dem Thema E-Carsharing in ihren Marketingaktivitäten vermehrt Gewicht schenken würden.
Der Obwaldner Landammann ist überzeugt, dass sich nachhaltige Energieprojekte wie die E-Carsharing-Initiative nicht nur ökologisch lohnen, sondern auch wirtschaftlich auszahlen. «Wenn man die Kosten eines Privatautos voll berechnet, besteht kein Zweifel daran, dass dieses in den meisten Fällen die teurere Variante ist.» Nicht zuletzt deshalb haben sich Hess und seine Frau vor einigen Jahren selbst dazu entschieden, sich von ihrem Zweitauto zu trennen. «Es gibt heute schlicht und einfach viele gute Alternativen dazu.» Seinen Arbeitsweg von Alpnach nach Sarnen bestreitet er sowieso am liebsten mit dem E-Bike.
Das Label Energiestadt
Das 1991 lancierte Label «Energiestadt» zeichnet Städte und Gemeinden aus, die sich stark in der kommunalen Energie- und Klimapolitik engagieren. Sie teilen die Überzeugung, dass es lokales Engagement braucht, um die Energie- und Klimakrise zu bewältigen. Städte, die das Label erhalten haben, können sich danach jedoch nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen. «Um die Qualität und das kontinuierliche Engagement der Gemeinde zu bestätigen, findet alle vier Jahre ein Re-Audit statt», erklärt Energiestadtberater Reto Rigassi. Energestadt ist nicht nur ein Label sondern auch ein Arbeitsinstrument: Es hilft Gemeinden im Energiebereich, die für sie am besten geeigneten Massnahmen zu ermitteln und effizient umzusetzen. Energiestadt bietet dazu Hilfsmittel und vermittelt Experten.