Gesperrter Gotthard-Basistunnel blockiert die Lieferketten – unsere Versorgung ist deswegen aber nicht gefährdet Je länger die Güterzüge nicht durch den Gotthard fahren können, desto schwieriger für die Wirtschaft. Die BLS bekräftigt deshalb ihre Forderung nach einem Vollausbau des Lötschbergs und stösst damit auf offene Ohren im Bundesrat.
Je länger die Güterzüge nicht durch den Gotthard fahren können, desto schwieriger für die Wirtschaft. Die BLS bekräftigt deshalb ihre Forderung nach einem Vollausbau des Lötschbergs und stösst damit auf offene Ohren im Bundesrat.
Wegen der Entgleisung eines Güterzuges ist der Gotthard-Basistunnel seit vergangenem Donnerstag (10. 8.) gesperrt und kann erst ab dem 23. August wieder befahren werden; vorerst nur durch eine der beiden Röhren. Im Jahr 2021 wurden über und durch die Alpen in der Schweiz 38 Millionen Tonnen Güter transportiert. Davon passierte fast die Hälfte den Gotthard auf der Schiene. Fehlen nun in der Schweiz bald wichtige Produkte, weil die Gütertransporte auf der Nord-Süd-Achse eingeschränkt sind?
Der Gotthard dient vor allem dem Transitverkehr
Benjamin Giezendanner von der gleichnamigen Logistikfirma sagte gegenüber SRF, dass die Inlandversorgung eine längere Sperrung zu spüren bekäme. So könne man unter Umständen gewisse Güter wie Stickstoff und Sauerstoff für Tessiner Spitäler nicht mehr transportieren, wenn der Strassenverkehr nach den Ferien in Italien wieder zulege.
Doch ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass dieser Binnenverkehr nur einen verhältnismässig kleinen Teil der Nutzung des Gotthards ausmacht. Nur 6 Prozent des Volumens sind für die Schweiz gedacht, auf der Strasse sind es gleichenorts 16 Prozent. Auch Import und Export sind vergleichsweise unbedeutend. Den Löwenanteil macht vielmehr der Transitverkehr aus.
Trotz der hohen Bedeutung des Gotthards für den alpenquerenden Güterverkehr braucht man sich hierzulande also keine Sorgen wegen einer Unterversorgung zu machen. Sowieso wird die Schweiz in erster Linie von den grossen europäischen Häfen in Rotterdam (Niederlande) und Antwerpen (Belgien) von Norden her versorgt. Was dann von da weiter über die Alpen geht, ist in erster Linie für Italien bestimmt. Zudem können die inländischen Frachtzüge auch über die alte Gotthard-Bergstrecke geführt werden.
Problematischer sieht es hingegen für den Transitverkehr aus. Denn es gibt keinen Alpenübergang, über den mehr Güter per Zug transportiert werden als über den Gotthard. Nimmt man die Nachbarländer Frankreich und Österreich hinzu, liegt sein Marktanteil bei 15 Prozent.