Eine wichtige Kennzahl ist die Fundraising-Effizienz. Hierbei wird betrachtet, wie viel es eine Organisation kostet, einen Spendenfranken einzunehmen. Bei den zertifizierten Hilfswerken benötige das untere Viertel dafür weniger als 7 Rappen, das obere jedoch mehr als 26 Rappen, erklärt Martina Ziegerer. Und: «Je mehr man auf das Spendensammeln fokussiert ist, desto besser ist man darin.» Organisationen, die einen Grossteil ihrer Gelder durch Spenden erhalten, sind laut Ziegerer am effizientesten beim Sammeln.
Eine weitere Kennzahl, auf die die Zewo achtet, ist das frei verfügbare Organisationskapital. Schliesslich sind gewisse finanzielle Reserven nötig, damit eine Organisation ihre Leistungen auch in schwierigen Zeiten durchführen kann. Bei den meisten zertifizierten Hilfswerken reicht das Organisations- und Fondskapital zusammen mindestens für 3 und höchstens für 24 Monate. Wichtig sei, dass Organisationen ihre Aufgaben längerfristig wahrnehmen könnten, aber nicht unnötig Geld anhäuften, erklärt Martina Ziegerer.
Hat ein Hilfswerk mehr Kapital, muss das begründet werden. Vor allem bei Organisationen, die im Inland tätig sind, ist das oft der Fall, etwa bei der Heilsarmee oder der Berghilfe. Ein Grund dafür kann sein, dass die Organisationen Liegenschaften besitzen. Zudem erhalten sie des Öfteren grosse Legate, etwa aus Erbschaften, die dann über einen längeren Zeitraum hinweg ausgegeben werden.
«Schwarze Liste» der Hilfswerke
«Wichtig ist vor allem, dass eine Organisation transparent ist», findet Luzius Neubert. Die Zewo führt eine Liste mit Organisationen, die Spenden sammeln, aber nicht transparent darüber informieren, wofür diese verwendet werden. Sie führt auch auf, welche Organisationen einzelne Zewo-Standards verletzen. Das bekannteste Hilfswerk auf dieser «schwarzen Liste» ist der Schweizer Tierschutz. Die Organisation steckt in einer Krise, mehrere aktive und ehemalige Vorstandsmitglieder werfen der Präsidentin Intransparenz und Unregelmässigkeiten bei den Finanzen vor.
Doch nur weil eine Organisation das Zewo-Gütesiegel nicht hat, heisst das nicht, dass sie automatisch weniger vertrauenswürdig ist. Besonders für kleine Organisationen sind die Auflagen teilweise schwer zu erfüllen, oder der Aufwand, um das Siegel zu bekommen, lohnt sich nicht. Auch grosse Hilfswerke wie Unicef oder Greenpeace haben sich nicht um die Zewo-Zertifizierung bemüht. Für Greenpeace, das bei seinen Aktionen stark auf zivilen Ungehorsam setzt, wäre das wohl auch ein erfolgloses Unterfangen – die Zewo setzt strenge Gesetzestreue voraus.
Was Spender berücksichtigen können
Unabhängig von der Zertifizierung gilt: Seriöse Organisationen geben Auskunft darüber, wie viel sie einnehmen, wie sie die Gelder einsetzen, ihre Projekte auswählen und kontrollieren. Sie veröffentlichen ihre Betriebsrechnungen und Bilanzen. Luzius Neubert rät, darauf zu achten, dass die Verwaltungskosten nicht zu gross seien und dass die Organisation das Geld selber einsetze.
Die Zewo empfiehlt zudem, eher viel an wenige zu spenden als wenig an viele. Das sei effizienter, da jede Spende auch Kosten verursache. Wer den Eindruck habe, eine Organisation häufe Spendengelder an, sollte sich nach den Gründen erkundigen und dann entscheiden.
Wer ganz sichergehen will, dass sein Geld allein dem eigentlichen Zweck zugutekommt und nicht für Verwaltungsaufgaben verwendet wird, kann zweckgebunden spenden. Der Spender darf dann angeben, wofür das Geld verwendet werden soll. «Für Hilfswerke kann das aber auch ein Nachteil sein», sagt Neubert warnend. Im schlimmsten Fall fehlen einer Organisation dann Gelder an anderer Stelle – ein bisschen Verwaltung muss schliesslich immer sein.