Auslaufen der Corona-Hilfen lässt «Zombie-Firmen» sterben Im vergangenen Jahr hat es in der Schweiz so viele Unternehmenskonkurse gegeben wie noch nie. Die Zahl der Privatkonkurse ging hingegen leicht zurück.
Im vergangenen Jahr hat es in der Schweiz so viele Unternehmenskonkurse gegeben wie noch nie. Die Zahl der Privatkonkurse ging hingegen leicht zurück.
Mit 10’126 Firmenkonkursen sei erstmals die Schwelle von 10’000 Pleiten in einem Jahr überschritten worden, teilte der Gläubigerverband Creditreform am Donnerstag mit. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einer Zunahme um beinahe 37 Prozent. Rund zwei Drittel der Konkurse gingen auf Insolvenzen zurück, während etwa ein Drittel die Konkurse wegen Mängeln in der Organisation betrafen.
Mit dem Vorjahr seien die Zahlen indes nur bedingt zu vergleichen, so Creditreform. Denn in den beiden Corona-Jahren 2020 und 2021 seien viele schon damals unvermeidliche Konkurse von sogenannten Zombie-Firmen durch die staatlichen Unterstützungsmassnahmen hinausgezögert worden. Nachdem diese ausgelaufen sind, weht laut Creditreform «wieder der normale Wind durch die Unternehmenslandschaft».
Eine weitere Besonderheit macht der Verband bei den Konkursen wegen organisatorischer Mängel aus. Dies nahmen um über 46 Prozent auf 3’330 zu, was besonders auffallend sei.
Stehlen sich Pleitiers aus der Verantwortung?
Es sei zu vermuten, dass einige dieser Unternehmen bewusst in verwahrlostem Zustand zurückgelassen worden seien, um sich so der Verantwortung zu entziehen. Creditreform begründet diesen Verdacht mit dem Fehlen gesetzlich vorgeschriebener Organe, eines Geschäftsdomizils oder einer Revisionsstelle oder auch mit dem Fehlen eines formalen Beschlusses des Verwaltungsrats, auf eine Revision zu verzichten.
Allein im Dezember stieg die Zahl der Firmenkonkurse gegenüber dem Vorjahr um knapp einen Drittel auf 959 Unternehmen.
Mit Blick nach vorne rechnet der Verband nicht mit einer Entspannung im laufenden Jahr. Dafür seien die wirtschaftlichen Unsicherheiten zu gross, namentlich wegen des Ukraine-Kriegs, der erheblich gestiegenen Energiekosten, der hohen Inflation im Euroraum und der in vielen Ländern wohl unvermeidlichen Rezession.
Privatkonkurse rückläufig – vorerst?
Die Zahl der Privatkonkurse ging hingegen um gut 5 Prozent auf 8’228 zurück. Dabei machen die Konkurse verstorbener Personen die Mehrheit aus, denn weniger als 1000 lebende Privatpersonen meldeten Konkurs an. Und diese Zahl reduzierte sich gegenüber dem Vorjahr um beinahe 14 Prozent im Vergleich zu den Konkursen nach Ableben überdurchschnittlich.
Je nach der wirtschaftlichen Entwicklung könnte dieser Rückgang allerdings lediglich einer Verschnaufpause gleichkommen. Denn durch Firmenpleiten – Creditreform nennt als jüngstes Beispiel diejenige des Reformhauses Müller – verlören unzählige Mitarbeiter ihren Job. Die hohen Ausgaben für Energie, Krankenkasse, Wohnen oder Lebensmittel könnten deshalb allfällige Reserven rasch aufzehren.