FDI-Vertrauensindex 2021: Investoren bleiben der Schweiz treu Die Verunsicherung bei ausländischen Direktinvestitionen (FDI) hat zuletzt stark zugenommen. Dies zeigt der neue Vertrauensindex für Direktinvestitionen der globalen Unternehmensberatung Kearney.
Die Verunsicherung bei ausländischen Direktinvestitionen (FDI) hat zuletzt stark zugenommen. Dies zeigt der neue Vertrauensindex für Direktinvestitionen der globalen Unternehmensberatung Kearney.
Pandemie, Handelskonflikte, Datennationalismus – internationale Anleger zeigen sich verunsichert und rechnen mit einer langsamen Erholung der Investitionsströme. Der FDI Vertrauensindex 2021 der globalen Unternehmensberatung Kearney, der auf einer Befragung von Führungskräften in weltweiten Top-Unternehmen im Januar und Februar beruht, zeigt ein Jahr nach Pandemiebeginn die starke Verunsicherung, heisst es in einer Mitteilung des Unternehmens. «Nur 57 Prozent geben sich optimistisch, was die globale Weltwirtschaft und die Investitionsaussichten in den nächsten drei Jahren betrifft. Vor und zu Beginn der Pandemie 2020 lag dieser Wert noch bei 72 Prozent», so Martin Eisenhut, Partner und Managing Director Deutschland, Österreich, Schweiz von Kearney.
Industrieländer werden bevorzugt
Fast alle Länder verzeichneten gemäss der Erhebung einen massiven Rückgang an Auslandsinvestitionen. Der Löwenanteil der getätigten Investitionen geht an die Industrieländer. An der Spitze liegen weiterhin die USA, Kanada und Deutschland. Weniger Kopfzerbrechen bereitet den Anlegern dagegen der Brexit. Grossbritannien gewinnt wieder an Attraktivität (Platz 4 / +2). Plätze gut machten auch das von der Pandemie besonders stark betroffene Italien (Platz 8 / + 1) und Spanien (Platz 9, + 2). Als eines der wenigen Länder verzeichnete Spanien sogar einen Anstieg der Mittelzuflüsse. «Zum einen bieten etablierte Märkte den Führungskräften mehr Sicherheit und Stabilität. Zum anderen bevorzugen Investoren Länder mit guter Infrastruktur, starker Governance, technologischer Innovationsfähigkeit sowie makroökonomischer Stabilität – alles natürliche Stärken der Industriestaaten», sagt Eisenhut.
Schwache Schwellenländer
Das erklärt auch das schlechte Abschneiden der Schwellenländer im Index, haben es doch nur China, die Vereinigten Arabischen Emirate und Brasilien in das Ranking geschafft. In der Vergangenheit belegte China dabei immer Spitzenplätze. Die Angst vor einer Eskalation des Handelskonfliktes zwischen den USA und China, sowie ein allgemeines Umdenken bei der Gestaltung internationaler Lieferketten erklären den Abstieg Chinas um vier Plätze auf Rang 12. Ausserdem befürchten Anleger in Schwellenländern auch eine ungleichmässige Verteilung bei den Impfstoffen, was die Attraktivität sowohl aus logistischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen zusätzlich verringert.
Schweiz punktet als Technologie- und Forschungsstandort
Die Pandemie sorgte in der Schweiz für den stärksten Konjunktureinbruch seit 45 Jahren. Der Einbruch war aber weniger stark als in vielen anderen europäischen Ländern. Die Auslandsinvestitionen gingen von -22 Milliarden auf -88 Milliarden Dollar massiv zurück. Teilweise dafür verantwortlich waren laut der Konferenz der Vereinten Nationen für Handel und Entwicklung, UNCTAD, Veräusserungen von grossen Aktienpaketen. Bevorzugt investiert wurde hingegen vor allem in Pharma, Technologie und Produktion. So kaufte der Pharmakonzern Retrophin das Schweizer Unternehmen Orphan Technologies für 90 Millionen US-Dollar.
Im Ranking belegt die Eidgenossenschaft wie im Vorjahr den 10. Platz. Investoren schätzen die Schweiz weiterhin als Technologie- und Forschungsstandort und für ihre ausgezeichnete Infrastruktur und Governance. Für Erleichterung sorgte die Ablehnung der Begrenzungsinitiative. Diese hätte die Personenfreizügigkeit mit der EU gefährdet. Im Blickfeld ist auch die Währungspolitik. Die Schweizer Notenbank stemmte sich massiv gegen die Aufwertung des Franken. Für die Intervention am Devisenmarkt brandmarkte das US-Finanzministerium die Schweiz als «Währungsmanipulator» und kritisierte den unfairen Wettbewerb. Daher steht die Schweiz hier weiter unter Beobachtung.