Vertrauen in Schweizer Wirtschaftsstandort schwindet «Swiss Economy Reputation Index»: Die wirtschaftlichen Unsicherheiten stellen erstmals seit langem die Widerstandsfähigkeit des hiesigen Standorts in Frage.
«Swiss Economy Reputation Index»: Die wirtschaftlichen Unsicherheiten stellen erstmals seit langem die Widerstandsfähigkeit des hiesigen Standorts in Frage.
Hohe Inflations- und Zinssorgen sowie globale Rezessionsängste belasten das Vertrauen in die Schweizer Wirtschaft. Die Unsicherheiten stellen dabei laut Commslab erstmals seit langem wieder die Widerstandsfähigkeit der hiesigen Wirtschaft in Frage.
Festgemacht wird dies am vom dem Basler Beratungsunternehmen Commslab in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft der Universität Zürich (fög) erstellen «Swiss Economy Reputation Index» (SERX). Konkret hat der Stimmungsindikator im zweiten Quartal 1,3 Indexpunkte eingebüsst und liegt nach dem ersten Semester bei 102,4 Zähler. Indexiert wird der SERX den Angaben nach mit einem per Anfang 2008 gezogenen Referenzpunkt bei 100 Basispunkten.
«Nach zuletzt sechs Quartalen mit teilweise kräftigen Reputationsgewinnen sind im zweiten Quartal 2022 in erster Linie realwirtschaftliche Unternehmen für den Rückgang des Vertrauens in die Wirtschaft verantwortlich», heisst es in der am Mittwoch veröffentlichten vierteljährlichen Analyse von Commslab.
Düstere Aussichten
Sei es bisher vor allem die Realwirtschaft gewesen, welche die wirtschaftliche Reputation des Landes stützte, gerate diese nun vermehrt unter Druck. «Zwar weisen viele Maschinenbauer noch eine erfreuliche Auftragslage auf, gleichzeitig haben sich die Prognosen aber stark verdüstert», führen die Experten von Commslab aus.
Im Gegensatz zur nun schwächelnden Realwirtschaft konnte sich der Finanzsektor indes wieder etwas stabilisieren. Nach den Wirren um die Credit Suisse habe insbesondere die robuste Versicherungsbranche weitere Reputationsverluste verhindert, heisst es dazu.
Rohstoffhändler im Fokus
Markant zugenommen habe seit Anfang Jahr zudem der öffentliche Fokus auf die Rohstoff-Branche: «Ukraine-Krieg und Russland-Sanktionen haben die Bedeutung und die Rolle der Schweiz im globalen Rohstoffhandel wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt», führt Angelo Gisler von Commslab auf Anfrage von AWP aus.
So stand zum Beispiel im zweiten Quartal die Milliardenbusse für Glencore wegen Korruption im medialen Scheinwerferlicht. Die zuletzt positivere Reputation des Sektors büsste in der Folge wieder an Terrain (minus 0,3 Indexpunkte) ein.
Commslab analysiert in Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Universität Zürich die Berichterstattung über Schweizer Unternehmen. Der aus 157 Unternehmen der Privatwirtschaft und staatsnahen Betrieben gebildete SERX soll aufzeigen, wie sich die öffentliche Wahrnehmung der Schweizer Wirtschaft und ihrer zentralen Sektoren entwickelt.