Wirtschaftsdelikte: Kräftiger Anstieg in der Genferseeregion Gemäss dem aktuellen «KPMG Forensic Fraud Barometer» haben Wirtschaftsdelikte in der Schweiz 2020 einen Schaden von insgesamt 355 Millionen Franken verursacht. Auffällig ist der starke Anstieg von Delikten in der Genferseeregion.

Gemäss dem aktuellen «KPMG Forensic Fraud Barometer» haben Wirtschaftsdelikte in der Schweiz 2020 einen Schaden von insgesamt 355 Millionen Franken verursacht. Auffällig ist der starke Anstieg von Delikten in der Genferseeregion.

 

Der Gesamtschaden belief sich 2020 auf 355 Millionen Franken. Bild: Pixabay

Letztes Jahr haben Schweizer Gerichte 52 Fälle von Wirtschaftskriminalität mit einer Mindestdeliktsumme von 50000 Franken behandelt. Der Gesamtschaden belief sich auf 355 Millionen Franken. Dies sind vier Fälle mehr als im Vorjahr bei leicht rückläufiger Schadenssumme, welche 2019 noch bei 363 Millionen Franken lag. Die durchschnittliche Deliktsumme pro Fall lag 2020 mit 6,8 Millionen Franken leicht tiefer als im Vorjahr (7,7 Millionen Franken). Erfahrungsgemäss werden sehr viele Fälle nicht zur Anzeige gebracht, weshalb die Dunkelziffer bei den Wirtschaftsdelikten um ein Vielfaches höher liegen dürfte, heisst es in der Medienmitteilung.

Die Angaben stammen aus dem «KPMG Forensic Fraud Barometer». Dieser erfasst jedes Jahr die öffentlich verhandelten und medial publizierten Gerichtsfälle. Zu diesem Zweck wurden über 5000 relevante Artikel verschiedener Schweizer Medien aus dem Jahr 2020 analysiert. In der aktuellen Studie wurden ausschliesslich Artikel berücksichtigt, die über Verurteilungen von Wirtschaftsdelikten über 50000 Franken vor Schweizer Gerichten berichteten. 

Starker Anstieg der Wirtschaftskriminalität in der Genferseeregion

Geografisch betrachtet ist die Genferseeregion am stärksten von Wirtschaftskriminalität betroffen. 2020 waren 19 Delikte in dieser Region zu verzeichnen. Damit entfallen 40 Prozent der Delikte sowie über ein Drittel der Schadenssumme auf die Genferseeregion. Auffällig ist vor allem der starke Anstieg der Verurteilungen in dieser Region, die 2019 noch 13 Fälle zu verzeichnen hatte. Mit je acht Fällen wurden in den Regionen Zürich und der Ostschweiz am zweitmeisten Fälle registriert.

Im Vergleich dazu sind die Nordwestschweiz mit zwei Delikten und einer Schadenssumme von 1,3 Millionen Franken sowie das Tessin mit einem einzigen öffentlich verhandelten Delikt mit einer Schadenssumme von 15 Millionen Franken weniger betroffen. In den vier vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verhandelten Fällen ging es um eine Gesamtschadenssumme von 43 Millionen Franken. Mit 20 Millionen Franken lag die durchschnittliche Schadenssumme in der Region Espace-Mittelland wie bereits im Vorjahr mit Abstand am höchsten. Drei Fälle haben dort einen Schaden von über 60 Millionen Franken verursacht.

Öffentliche Institutionen am stärksten betroffen

Mit 20 von total 52 gerichtlich verhandelten Fällen waren öffentliche Institutionen besonders häufig Opfer von Wirtschaftsdelinquenten. «Ein Grossteil der Delikte, bei denen öffentlichen Institutionen betroffen sind, sind Fälle von (Sozial-)Versicherungsbetrug», erklärt Anne van Heerden, Leiter Forensik bei KPMG. «Auch Geldwäscherei, ungetreue Geschäftsbesorgung und Steuerbetrug haben wir 2020 im Vergleich zu anderen Delikten relativ häufig gesehen», fügt er hinzu. Betrachte man jedoch den Tatbestand des (Sozial-)Versicherungsbetrugs in Bezug auf die verursachten Schäden, spielt er nur eine untergeordnete Rolle. So machen die acht Fälle von (Sozial-)Versicherungsbetrug zwar 40 Prozent der Wirtschaftsdelikte bei öffentlichen Institutionen aus, sind jedoch mit 8,5 Millionen Franken für weniger als 5 Prozent der Schadenssumme von total 203 Millionen Franken verantwortlich. Ein einziger Fall von Steuerbetrug schlug mit über 72 Millionen Franken zu Buche und hat damit einen Drittel des Schadens bei öffentlichen Institutionen verursacht.

Auch Privatpersonen sowie kommerzielle Unternehmen sahen sich mit grosser krimineller Energie konfrontiert: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Anzahl öffentlich verhandelter Fälle für diese beiden Opfergruppen von 16 auf 22 erhöht. Die Deliktsumme hat sich von rund 34 Millionen Franken auf rund 130 Millionen Franken fast vervierfacht. Bei nur einem Fall handelte es sich beim Opfer um ein Finanzinstitut.

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