Den Maschinenbauern fehlen die Aufträge: In der Schweizer Industrie greift Kurzarbeit um sich Die bekannten Maschinenhersteller Trumpf und Bystronic sehen sich mangels Aufträgen gezwungen, auf Kurzarbeit zu setzen. Laut dem Branchenverband Swissmem haben auch zahlreiche weitere Industriefirmen keine andere Wahl.

Die bekannten Maschinenhersteller Trumpf und Bystronic sehen sich mangels Aufträgen gezwungen, auf Kurzarbeit zu setzen. Laut dem Branchenverband Swissmem haben auch zahlreiche weitere Industriefirmen keine andere Wahl.

Am Hauptsitz von Bystronic im bernischen Niederönz gelten für 170 von 700 Beschäftigten reduzierte Arbeitszeiten. (Foto: Karin Hofer)

Ohne die Maschinen von Trumpf liessen sich die leistungsfähigsten Halbleiter dieser Welt nicht produzieren. Doch auch der süddeutsche Technologiekonzern leidet unter der weltweit gedrückten Nachfrage nach Investitionsgütern. In seinem Schweizer Werk in Grüsch plant er, ab Februar für über die Hälfte der Belegschaft Kurzarbeit einzuführen. Von der Massnahme werden rund 350 der insgesamt 650 Mitarbeiter betroffen sein.

Bestellungen deutlich unter Vorjahr

Trumpf stellt in der Gemeinde im bündnerischen Prättigau unter anderem Laserschneideanlagen und Hochleistungslaser her. Wie das Unternehmen auf Anfrage erklärt, liege der Auftragseingang des Schweizer Werks im laufenden Geschäftsjahr (per Ende Juni 2024) um durchschnittlich 30 Prozent unter dem Niveau des Vorjahrs.

Auf Geheiss der Firma bauten die Mitarbeiter bereits 2023 Überstunden ab. Zudem wurden die Verträge von temporär eingestellten Beschäftigten nicht verlängert. Die Massnahmen hätten indes, sagt eine Firmensprecherin, nicht genügt, um die personellen Kapazitäten an das deutlich gesunkene Arbeitsvolumen anzupassen.

Wie am Freitag dank Recherchen des Wertschriftenhauses Mirabaud Securities bekanntwurde, befinden sich bei einem Hauptkonkurrenten von Trumpf, der bernischen Maschinenbaufirma Bystronic, Mitarbeiter bereits in Kurzarbeit. Betroffen von der Massnahme sind seit Anfang vergangenen Novembers 170 von 700 Beschäftigten am Hauptsitz in Niederönz.

Bystronic konkurriert mit Trumpf im Bereich der Herstellung von Maschinen für das hochpräzise Zuschneiden von Metallblechen. Das Unternehmen hatte im vergangenen Oktober darüber berichtet, dass sein Auftragseingang in den ersten neun Monaten 2023 um 20 Prozent eingebrochen sei.

Kurzarbeit bis anhin nur in Schweizer Werken

Laut einem Sprecher präsentiert sich das Marktumfeld für die Firma weiterhin als «sehr herausfordernd». Die Kurzarbeit für die betroffenen Beschäftigten in Niederönz dürfte vor diesem Hintergrund ab Februar für weitere drei Monate verlängert werden.

Auffallend ist, dass Trumpf und Bystronic in ihrem weitreichenden internationalen Produktionsnetz bisher nur in den Schweizer Werken zum Mittel der Kurzarbeit gegriffen haben. Dies könnte ein Hinweis dafür sein, dass sich auf dem hiesigen Werkplatz Industriefirmen besondere Herausforderungen stellen.

Wegen der jüngsten abrupten Aufwertung des Frankens haben sich Exporte aus der Schweiz verteuert. Zwar gibt es auch im Ausland vor allem im Zusammenhang mit stark gestiegenen Löhnen sowie einer allgemein hohen Teuerung belastende Faktoren, doch macht der erneute Höhenflug des Frankens die Schweiz als Produktionsstandort unattraktiver.

Versicherung für den Krisenfall

Von Kurzarbeit Betroffene müssen Lohneinbussen in Kauf nehmen. Umgekehrt funktioniert dieses mit Geldern der Arbeitslosenkasse alimentierte Instrument wie eine Versicherung. Es erlaubt, Arbeitsplätze zumindest vorübergehend zu erhalten.

Zu Beginn der Corona-Pandemie war die Kurzarbeit in der Schweiz auf ein extrem hohes Niveau gestiegen. Im April 2020 fielen über 1,3 Millionen Arbeitnehmer in 156 000 Betrieben darunter. Seither gingen die Zahlen fast monatlich zurück. Im vergangenen September waren schweizweit nur noch 2400 Arbeitnehmer in 92 Betrieben von Kurzarbeit betroffen.

Zahlen zur jüngsten Entwicklung will das Staatssekretariat für Wirtschaft am kommenden Dienstag an einer Medienkonferenz zur Lage auf dem Arbeitsmarkt vorstellen. Zumindest in der Industrie dürfte die Kurzarbeit deutlich zugenommen haben. Dem Branchenverband Swissmem sind laut eigenen Angaben zahlreiche Unternehmen bekannt, die bereits Beschäftigte in Kurzarbeit haben oder in Kürze auf dieses Instrument zurückgreifen wollen.

Dominik Feldges, «Neue Zürcher Zeitung»

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