Fast 20 Jahre mit Erfolg an der Spitze eines Industriekonzerns – Lukas Winkler hat dieses Kunststück bei Inficon geschafft Als CEO der Messtechnikfirma Inficon gehört Lukas Winkler zu den amtsältesten Konzernchefs in der Schweiz. Mit ruhiger Hand hat er seit 2004 aus einem Unternehmen mit rund 150 Millionen Dollar Umsatz ein solches mit Verkäufen von über 500 Millionen geformt und die operative Marge von 4 auf 20 Prozent erhöht. Nun will der 60-Jährige kürzertreten.

Als CEO der Messtechnikfirma Inficon gehört Lukas Winkler zu den amtsältesten Konzernchefs in der Schweiz. Mit ruhiger Hand hat er seit 2004 aus einem Unternehmen mit rund 150 Millionen Dollar Umsatz ein solches mit Verkäufen von über 500 Millionen geformt und die operative Marge von 4 auf 20 Prozent erhöht. Nun will der 60-Jährige kürzertreten.

 

Der langjährige Inficon-CEO Lukas Winkler hat just an seinem 60. Geburtstag seinen Rücktritt als Konzernchef per Anfang 2023 bekanntgegeben. (Bild: PD)

Inficon gehört nicht zu den bekanntesten, aber gleichwohl zu den erfolgreichsten Schweizer Industrieunternehmen. Die Firma mit Sitz in Bad Ragaz ist ein führender Hersteller von Messgeräten vorab für die Halbleiterbranche und wird seit Anfang 2004 ununterbrochen von Lukas Winkler geführt.

Länger dabei als der Roche-Chef

Dass ein Manager so lange an der Spitze eines kotierten Unternehmens steht, gibt es kaum noch, auch in der Schweiz nicht. Zwei weitere Urgesteine in der hiesigen Firmenwelt, der Roche-Chef Severin Schwan und Gilles Andrier, CEO des Riechstoff- und Aromenherstellers Givaudan, üben ihre Ämter seit 2008 beziehungsweise seit 2005 aus.

Just an seinem 60. Geburtstag hat Winkler indes den Rücktritt als Konzernchef per Anfang 2023 bekanntgegeben. Der Schritt erfolge altershalber sowie auf eigenen Wunsch hin und sei Teil einer umsichtigen und langfristigen Nachfolgeregelung, heisst es in der Medienmitteilung dazu.

Generationenwechsel an der Konzernspitze

Auf den sympathischen Ostschweizer, der trotz seinem eindrücklichen Leistungsausweis an Firmenpräsentationen stets bescheiden auftritt, folgt Oliver Wyrsch, der mit Jahrgang 1977 rund 15 Jahre jünger ist. Wyrsch, der seine beruflichen Sp0ren bei einem noch grösseren Messtechnikunternehmen, Mettler Toledo, in Deutschland und den USA verdient hat, führt seit 2018 das US-Geschäft von Inficon und war damit bis anhin für ungefähr einen Viertel des Konzernumsatzes von 516 Millionen Dollar verantwortlich.

Als Winkler den Chefposten bei Inficon übernahm, erwirtschaftete das Unternehmen einen Umsatz von erst gut 150 Millionen Dollar. Der Manager schaffte es damit, den Konzernerlös bis heute um durchschnittlich knapp 7 Prozent pro Jahr zu steigern. Zugleich vollbrachte die Firma mit mittlerweile rund 1300 Beschäftigten einen Sprung bei der Profitabilität. Die Umsatzrendite auf Stufe Betriebsergebnis (Ebit) erhöhte sich zwischen 2004 und 2021 von 3,9 auf 19,5 Prozent.

Für das laufende Jahr hat sich Inficon sogar eine Betriebsgewinnmarge von über 20 Prozent vorgenommen. Der Umsatz werde auf 550 Millionen bis 600 Millionen Dollar klettern, stellte Winkler an der Bilanzmedienkonferenz Anfang März in Aussicht.

Profiteur des Booms im Halbleitersektor

Inficon befindet sich inmitten einer starken Expansionsphase. So hat das Unternehmen angekündigt, 2021 und 2022 insgesamt 30 Millionen in Europa und weitere 10 Millionen Dollar im US-Markt in zusätzliche Produktionskapazitäten zu investieren. Dies werde die gesamte Kapazität um rund 50 Prozent erhöhen.

Das Unternehmen verspricht sich davon, noch stärker am Boom im Halbleitermarkt zu partizipieren. Seine Vakuuminstrumente werden direkt zur Überwachung der Fabrikation von Mikroprozessoren eingesetzt. Der entsprechende Geschäftsbereich Semi & Vacuum Coating trug im vergangenen Jahr rund die Hälfte zum Konzernumsatz bei. Daneben ist die Firma mit ihren Messinstrumenten unter anderem auch in der Herstellung von Flachbildschirmen, Solarzellen und Kühlgeräten sowie in der Automobilindustrie vertreten.

«Zahlen sind super»

Der Börsenwert von Inficon nahm unter der Führung Winklers von 270 Millionen auf rund 2,2 Milliarden Franken zu. Der steile Aufstieg erklärt, weshalb das Unternehmen bei Investoren seit langem hoch im Kurs steht. «Die Zahlen sind super», sagt Emrah Basic, der als Analytiker für das Brokerhaus Baader Helvea arbeitet. Er weist darauf hin, dass Inficon auf dem investierten Kapital eine Rendite von hohen 30 Prozent erwirtschafte. Zudem sei das Unternehmen bekannt dafür, die Aktionäre grosszügig am Gewinn zu beteiligen. Seit 2015 seien rund 80 Prozent der Erträge in Form von Dividenden ausgeschüttet worden.

Als gutes Zeichen wertet Basic auch, dass Inficon lieber in die stetige Weiterentwicklung des Geschäfts investiere als in den Rückkauf eigener Aktien. Rund 9 Prozent des Umsatzes fliessen in die Forschung und Entwicklung, was für eine Industriefirma ein stattlicher Wert ist.

Winkler scheint alles unternommen zu haben, um Inficon ein solides Fundament zu verschaffen. Marktbeobachter wie Basic sind denn auch für die Zukunft der Firma unverändert optimistisch eingestellt: «Schade, dass Winkler sich zurückzieht, aber an der Strategie des Unternehmens wird sich nichts ändern», lautet sein Fazit. Die meisten Anleger sehen es ähnlich: Der Aktienkurs von Inficon schloss am Dienstag nur wenig verändert bei 916 Franken.

Dominik Feldges, «Neue Zürcher Zeitung»

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