Inklusive Arbeitskultur als Geheimrezept gegen Fachkräftemangel Inklusion wird heute hauptsächlich im Zusammenhang mit Diversität oder Diskriminierung thematisiert. Diese Sicht greift zu kurz. Gerade für KMU bietet sie grosse Vorteile, nicht zuletzt bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels.
Inklusion wird heute hauptsächlich im Zusammenhang mit Diversität oder Diskriminierung thematisiert. Diese Sicht greift zu kurz. Gerade für KMU bietet sie grosse Vorteile, nicht zuletzt bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels.

Um dem Fachkräftemangel wirksam zu begegnen, können Unternehmen auf bewährte Massnahmen wie attraktive Löhne, umfassende Sozialleistungen, flexible Arbeitszeiten und Weiterbildung setzen. Problematisch für viele KMU ist jedoch, dass sie sich diese Massnahmen aufgrund begrenzter Ressourcen oft nicht leisten können.
KMU sind häufig durch eine Rollenüberlastung gekennzeichnet, was zu einem Mangel an spezialisiertem Wissen für nicht zum Kerngeschäft gehörende Aufgaben führt. Im Vergleich zu Grossunternehmen und Weltkonzernen, die umfassende Weiterbildungsprogramme, attraktive Zusatzleistungen und Karrieremöglichkeiten bieten, sind KMU oft im Nachteil.
Inklusive Arbeitskulturen basieren auf Offenheit, Respekt, Vertrauen, Transparenz und psychologischer Sicherheit. Hier fühlen sich Führungskräfte und Mitarbeitende wertgeschätzt und sicher, ihre Meinung zu äussern und einen konstruktiven Beitrag zum grossen Ganzen zu leisten. Studien zeigen, dass Produktivität und Engagement in solchen Kulturen höher sind als in weniger inklusiven.
Warum Inklusion wichtig ist
Tragödien wie die Challenger-Explosion und die Deepwater-Horizon-Katastrophe sind zum Teil auf Arbeitskulturen zurückzuführen, die von Hierarchie, Angst und Unterdrückung geprägt sind. Solche Kulturen sind nicht inklusiv – sie können als toxisch bezeichnet werden – und führen dazu, dass Mitarbeitende Meinungen und Bedenken nicht äussern, was zu schwerwiegenden Fehlern und Katastrophen führen kann.
In inklusiven Kulturen werden disruptive und abweichende Meinungen nicht nur akzeptiert, sondern gefördert, da sie Innovation und Exzellenz vorantreiben.
Was bedeutet Inklusion?
Inklusion ist etwas anders als Integration. Während Integration bedeutet, dass sich neue Teammitglieder an das bestehende System anpassen, erfordert Inklusion, dass das bestehende Team offen für den Einfluss der neuen Mitglieder ist. Dies ermöglicht es, von ihren Erfahrungen und Ideen zu profitieren, und fördert Kreativität und Innovation.
Inklusion hat zwei Dimensionen: Erstens, sich selbst bzw. sein «wahres Selbst» ausdrücken zu können (Einzigartigkeit), ohne negative Konsequenzen befürchten zu müssen. Zweitens, als vollwertiges Mitglied des Teams/der Organisation akzeptiert zu werden (Zugehörigkeit). Eine inklusive Arbeitskultur zeigt sich darin, dass sich jede Person unabhängig von Alter, Geschlechtszugehörigkeit, Sprache, Kultur, Herkunft et cetera sowie Arbeits- und Kommunikationsstil sicher und wertgeschätzt fühlt.
Der Nutzen von Inklusion
Inklusion wird häufig im Zusammenhang mit Vielfalt, Diversität oder auch Heterogenität genannt und in Bezug auf unterrepräsentierte Gruppen und Diskriminierung diskutiert. Dies ist zwar richtig, greift aber zu kurz. Studien zeigen, dass Inklusion auch unabhängig vom Diversitätsmanagement Vorteile bietet.
Einige der wichtigsten Vorteile inklusiver Arbeitskulturen sind:
- Hohes Engagement: Mitarbeitende, die sich einbezogen fühlen, setzen sich stärker für ihre Arbeit ein.
- Hohe Produktivität: Höheres Engagement führt zu höherer Produktivität.
- Hohe Loyalität: Inklusive Arbeitskulturen fördern die Loyalität der Mitarbeitenden und senken die Rekrutierungs- und Weiterbildungskosten.
- Stärkung der Arbeitgebermarke: Eine inklusive Kultur zieht Talente an und wirkt wie ein Magnet.
- Höhere Zufriedenheit: Die Zufriedenheit der Mitarbeitenden ist in einem inklusiven Umfeld höher, was auch das Arbeitsklima verbessert.
- Bessere psychische Gesundheit: Inklusion verbessert die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden.
- Geringere rechtliche Risiken: Eine inklusive Kultur verringert das Risiko von Rechtsstreitigkeiten aufgrund von Diskriminierung und Nichtkonformität.
Inklusion ist ein Konzept, von dem alle profitieren. Dies belegt eine Umfrage von Deloitte aus dem Jahr 2013. Darin gaben 61 Prozent der Befragten zu, dass sie sich gezwungen fühlten, Aspekte ihrer Identität, Meinungen oder Überzeugungen am Arbeitsplatz aktiv zu verbergen. Diese auch als «Covering» bekannte Praxis gilt als Strategie zur Anpassung an gesellschaftliche Normen, um das Risiko von Ausgrenzung und Benachteiligung zu verringern.
45 Prozent der weissen heterosexuellen Männer gaben ebenfalls zu, sich auf die eine oder andere Weise im Berufsalltag zu verstellen. Von mehr Inklusion profitieren also wirklich alle. Es liegt auf der Hand, dass Mitarbeitende, die sich inkludiert fühlen und sich nicht verstellen müssen, keine wertvolle Zeit und Energie darauf verschwenden, Aspekte ihrer Identität, Meinungen oder Überzeugungen zu verbergen. Stattdessen können sie ihr volles Potenzial entfalten und produktiv zum Unternehmenserfolg beitragen.
Inklusion schrittweise fördern
Inklusion nicht aktiv zu fördern, ist ein strategischer Fehler. Ohne Inklusion bleibt das Innovations- und Leistungspotenzial von Vielfalt ungenutzt. Noch kritischer: Talente könnten das Unternehmen schneller verlassen, was den Fachkräftemangel weiter verschärft.
Auch KMU können Inklusion schrittweise und mit geringen Mitteln fördern. Kurzprojekte wie die Beratung der Geschäftsführung und der Personalabteilung, interaktive Workshops und Coachings für Führungskräfte und der Einsatz von KI-Tools können dazu beitragen, eine inklusive Kultur zu fördern.
Die Vorteile einer inklusiven Arbeitskultur überwiegen bei weitem die anfänglichen Investitionen. Davon sollten sich Unternehmensleitungen und Führungskräfte überzeugen lassen. Letztlich geht es um die langfristige Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.
Jérôme Oguey
Der Autor
Jérôme Oguey, Betriebsökonom FH und Coach, ist Gründer und Geschäftsführer von INLEAD®. Er begleitet und befähigt Führungskräfte in Leadership-, Team- und Inklusionsfragen. www.inlead.ch
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