Jeder zehnte erwerbsfähige Ukraine-Flüchtling in der Schweiz hat einen Arbeitsplatz gefunden – viele Firmen hätten gerne mehr Bewerbungen Die Ukraine-Flüchtlinge finden in der Schweiz schneller einen Arbeitsplatz, als dies bei früheren Flüchtlingsgruppen der Fall war. Trotzdem gibt es für viele Betroffene noch erhebliche Hürden. In einer neuen Umfrage sind Sprachprobleme der meistgenannte Mangel. Viele Firmen sagten auch, es gebe zu wenige Bewerbungen.
Die Ukraine-Flüchtlinge finden in der Schweiz schneller einen Arbeitsplatz, als dies bei früheren Flüchtlingsgruppen der Fall war. Trotzdem gibt es für viele Betroffene noch erhebliche Hürden. In einer neuen Umfrage sind Sprachprobleme der meistgenannte Mangel. Viele Firmen sagten auch, es gebe zu wenige Bewerbungen.
Seit März haben rund 60 000 Ukraine-Flüchtlinge in der Schweiz den Schutzstatus S erhalten. Von diesen sind rund 34 000 im klassischen Erwerbsalter (18 bis 64). Mit dem Schutzstatus S erhalten die Betroffenen vorderhand bis März 2023 den sofortigen Zugang zum Arbeitsmarkt. Zunächst hatten allerdings die meisten Betroffenen wohl andere Prioritäten: richtig ankommen, Unterkunft, Verarbeitung des Kriegstraumas, Kinderbetreuung. Zudem hofften manche Flüchtlinge laut Beobachtern, dass sie rasch wieder in ihr Heimatland zurückgehen könnten.
Erfahrungsgemäss bleibt etwa die Hälfte der Flüchtlinge in der Schweiz längerfristig. Ob im Fall der Ukraine-Flüchtlinge die Quote der Langfristaufenthalter einiges tiefer sein wird, wie anfangs oft vermutet wurde, ist nach wie vor eine weit offene Frage. Laut Bundesangaben sagen die Betroffenen noch immer, dass sie möglichst schnell zurückkehren möchten. Doch mit jedem Monat Verweildauer wird die Arbeitsaufnahme stärker zum Thema. Die meisten Ukraine-Flüchtlinge sind nun seit drei oder mehr Monaten in der Schweiz. Bisher haben rund 3600 Personen mit Schutzstatus S eine Arbeitsstelle gefunden; die Zahl der gemeldeten Erwerbstätigen stieg in den letzten Wochen im Mittel um etwa 200 pro Woche. Etwa 40 Prozent der Erwerbstätigen arbeiten im Gastgewerbe oder im Sektor Planung/Beratung/Informatik.
Überdurchschnittliche Erwerbsquote
Zurzeit sind knapp 11 Prozent der Ukraine-Flüchtlinge in der Altersgruppe 18–64 erwerbstätig. Das erscheint auf den ersten Blick ein tiefer Wert. Doch diese Marke liegt gemäss Bundesangaben etwa doppelt so hoch wie die Erwerbsquote früherer Flüchtlingsgruppen nach sechs Monaten. Und dies, obwohl viele Ukraine-Flüchtlinge Frauen mit Kindern sind und die Kinderbetreuung sicherstellen müssen. Diverse Faktoren erleichtern im Vergleich zu früheren Flüchtlingsgruppen die Erwerbstätigkeit von Ukraine-Flüchtlingen: die relative kulturelle Nähe, der grosse Goodwill in der hiesigen Gesellschaft, die relativ guten Qualifikationen mancher Flüchtlinge und die günstige Lage am Arbeitsmarkt.
Trotzdem gibt es erhebliche Hürden. Hinweise darauf liefert eine repräsentative Firmenumfrage des Instituts Sotomo im Auftrag des Arbeitgeberverbands bei 376 Schweizer Unternehmen. Gemäss dem am Donnerstag publizierten Umfragebericht zeigten sich 56 Prozent grundsätzlich bereit, Ukraine-Flüchtlinge einzustellen; rund die Hälfte von diesen Betrieben nannte das «Leisten eines solidarischen Beitrags» als einen der Gründe.
Der Mangel an Sprachkenntnissen war die meistgenannte Hürde für Anstellungen. 45 Prozent der befragten Unternehmen führten dieses Problem auf; im Gastgewerbe waren es sogar fast zwei Drittel, und auch im Gesundheitswesen spielen Sprachschwierigkeiten eine grosse Rolle.
Insgesamt rund ein Viertel der Befragten ortete einen Mangel an übrigen Qualifikationen der Kandidaten. Ebenfalls rund ein Viertel erklärte, dass es keine oder zu wenige Bewerbungen gebe. Auffällig oft sagten dies vor allem Betriebe aus der Industrie und dem Detailhandel.
Im Nebel des Kriegs