Unzufriedenheit mit dem Salär ist wieder der wichtigste Grund für Kündigungen Wenn Arbeitnehmer den Job wechseln, ist das Geld gemäss einer neuen Umfrage der häufigste Grund dafür. Noch vor einem Jahr wurden vor allem weiche Faktoren wie Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz genannt.
Wenn Arbeitnehmer den Job wechseln, ist das Geld gemäss einer neuen Umfrage der häufigste Grund dafür. Noch vor einem Jahr wurden vor allem weiche Faktoren wie Work-Life-Balance, Sinnhaftigkeit und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz genannt.
Die Corona-Zeit hat in der Arbeitswelt zu grundlegenden Änderungen geführt. Die wohl wichtigste war die Möglichkeit – damals häufig die Pflicht –, viele Tätigkeiten von zu Hause aus zu erledigen. Dabei änderten sich auch die Präferenzen der Arbeitnehmer. Das Salär verlor seinen traditionellen Platz als entscheidender Faktor für die Zufriedenheit mit dem Job, stattdessen rückten die Arbeitsbedingungen in den Fokus.
Den Arbeitgebern kam das in den Lohnrunden 2021 und 2022 durchaus entgegen. Da die Ertragssituation bei vielen Unternehmen angespannt war, versuchten sie, die Lohnerhöhungen möglichst gering zu halten und den Arbeitnehmern dafür mehr Flexibilität zuzugestehen.
Vertrauensverlust bei Nachhaltigkeit und Diversität
Nun schwingt das Pendel wieder zurück. Weiche Faktoren verlieren für die Arbeitnehmer an Bedeutung, das Geld wird angesichts der gestiegenen Lebenskosten wieder wichtiger. Gemäss einer Umfrage der Schweizer Employer-Branding-Agentur Klar bei 753 Arbeitnehmenden in der Deutschschweiz ist die Unzufriedenheit mit dem Salär 2024 der häufigste Grund für einen beabsichtigten Jobwechsel, vor der Unzufriedenheit mit Arbeitsort und Arbeitsklima.
Das ist ein grosser Unterschied zum Vorjahr, als die Befragten eine schlechte Work-Life-Balance als wichtigsten Kündigungsgrund nannten. Auch Gründe wie die Sinnhaftigkeit des Jobs im Verhältnis zum Einkommen und Gleichberechtigung am Arbeitsplatz rangierten 2023 auf den vorderen Plätzen. Letzteres fällt 2024 mit Rang 15 nur noch in die Kategorie «nebensächlich».
Kritik am Heimbüro wird wieder salonfähig
Viele Unternehmen haben die Möglichkeiten zum Arbeiten im Heimbüro wieder zurückgefahren und definiert, wie häufig sie ihre Angestellten im Büro sehen wollen. Die Stimmen von Firmen, die es öffentlich wagten, von einem Verlust des Teamzusammenhalts zu sprechen, würden lauter, meint Christian Dietrich, Managing-Director von Klar. Es zeige sich, dass Home-Office nicht für jeden etwas sei. Diese Einschätzung wurde von 49 Prozent der Befragten bestätigt. 45 Prozent widersprachen aber dieser Einschätzung. Die Mitarbeitenden selbst sind in der Tendenz lieber im Heimbüro, aber auch nicht ausschliesslich.
So gaben zwar 44 Prozent der Befragten an, lieber vor Ort zu arbeiten als zu Hause. Umgekehrt erklärten 50 Prozent, dass dies bei ihnen nicht zuträfe. Für die Arbeitgeber dürfte von besonderem Interesse sein, inwiefern die Angestellten ihre eigene Disziplin im Heimbüro einschätzen.
Gemäss Klar sagten 33 Prozent der Befragten, dass sie im Home-Office während der Arbeitszeit mehr Privates erledigen als im Büro. Das dürfte viele Chefs in ihren Vorbehalten gegenüber der Arbeit ausserhalb des Büros bestärken. Allerdings geben 59 Prozent an, dass dies bei ihnen nicht oder weniger zutrifft. Zudem dürften halbprivate Gespräche mit Arbeitskollegen im Büro wohl kaum als «private Erledigungen» eingeschätzt werden, selbst wenn in dieser Zeit nicht hochproduktiv gearbeitet wird.
Geistige Überforderung durch neue Computerprogramme
Einen weiteren Grund für die Verschiebung vermutet Peter Trüb von der Agentur Klar darin, dass Werte-Themen wie Nachhaltigkeit durch das Green-Washing einiger Unternehmen diskreditiert wurden. Die Menschen hätten das Vertrauen verloren, dass dort wirklich etwas zum Guten verändert würde. Auch die Diversität gehöre in den Unternehmen mehr zum guten Ton, als dass sie wirklich gelebt werde. Vielleicht gebe es auch eine gewisse Übersättigung, zudem würden tragische Entwicklungen wie der Krieg in der Ukraine und die Auseinandersetzungen im Nahen Osten die Bedeutung relativieren.
15 Prozent der Befragten gaben übrigens an, sich bei der Arbeit geistig überfordert zu fühlen. Gemäss Dietrich dürfte dies darauf zurückzuführen sein, dass während der Corona-Zeit viele neue Computerprogramme eingeführt wurden. 33 Prozent gaben an, am Arbeitsplatz zu viel Druck und Stress zu haben. Mit 31 Prozent glauben beinahe genauso viele, demnächst eine Auszeit zu brauchen.