Leonardo DiCaprio investiert in die Schweizer Uhrenmarke ID Genève Nach Cristiano Ronaldo investiert eine weitere Berühmtheit in die Uhrenindustrie. Der Schauspieler und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio beteiligt sich an ID Genève. Die junge Genfer Marke stellt möglichst nachhaltige Luxusuhren her.
Nach Cristiano Ronaldo investiert eine weitere Berühmtheit in die Uhrenindustrie. Der Schauspieler und Umweltaktivist Leonardo DiCaprio beteiligt sich an ID Genève. Die junge Genfer Marke stellt möglichst nachhaltige Luxusuhren her.
Die 2020 gegründete Uhrenmarke ID Genève hat eine klare Mission: Sie will komplett nachhaltige Luxusuhren produzieren und damit ein Vorreiter für die Luxusgüterbranche sein.
Mit diesem zeitgeistigen Anspruch erstaunt es nicht, dass das Unternehmen trotz seinem jungen Alter schon einiges an medialer Aufmerksamkeit bekommen hat. So durfte etwa Nicolas Freudiger, einer der drei Mitgründer der Marke, bereits kurz nach der Lancierung der ersten Uhren der «New York Times» Red und Antwort stehen.
Das «Times»-Interview endete mit der Frage, wen sich Freudiger dereinst als Markenbotschafter wünsche. Er antwortete: «Mein grosser Traum wäre es, so in drei Jahren Leonardo DiCaprio zu bekommen. Er ist ein echter Leader im Bereich des Klimawandels. Wenn er also diesen Artikel liest, dann ist das perfekt.»
Ein wahr gewordener Traum
Zwei Jahre später ist der Traum Realität geworden: Leonardo DiCaprio ist neu bei ID Genève an Bord – und dies nicht einfach als Markenbotschafter, sondern als Geldgeber. Wie am Dienstagabend bekanntgegeben wurde, konnte das Unternehmen in einer sogenannten Seed-Finanzierungsrunde, die typischerweise die früheste Phase von Startups abdeckt, 2 Millionen Franken einsammeln. Zu den Investoren zählt neben mehreren Schweizer Family-Offices auch Leonardo DiCaprio.
«Ich freue mich sehr, ein Investor von ID Genève zu sein, einer Marke, die den Wandel in der Luxusbranche und darüber hinaus vorantreibt, indem sie konsequent Innovationen hervorbringt und sich auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft konzentriert», wird DiCaprio in der Medienmitteilung zitiert.
DiCaprio ist bekannt für sein Engagement zugunsten der Umwelt: Seit 2014 ist er Friedensbotschafter der Vereinten Nationen für den Klimawandel. Auch sein Geld legt er seinen Werten entsprechend an. DiCaprios Investments gehen von E-Autos über kultiviertes Fleisch bis hin zu veganen Sneakers. Im Bereich Luxusgüter ist er unter anderem bei einer Firma engagiert, die Labordiamanten herstellt.
Rezyklierter Stahl und ETA-Werke aus zweiter Hand
ID Genève passt da gut ins Portfolio. Das Unternehmen geht in Sachen Nachhaltigkeit einiges weiter als andere Uhrenfirmen. «Den CO2-Abdruck zu verkleinern, was nun viele Unternehmen tun, ist eine gute Sache», sagt Freudiger in einem Video-Call. «Aber wir wollen einen Schritt weitergehen: Wir wollen Zirkularität, das heisst ein System mit rezyklierten Materialien, einer transparenten Produktionskette, niedrigen Emissionen und möglichst ohne Abfall.»
Konkret bedeutet das beispielsweise, dass die Uhrengehäuse aus rezykliertem Edelstahl bestehen, die eine jurassische Firma namens Panatere aus Edelstahlabfällen der Uhren- und Medizinaltechnik-Produktionen herstellt.
Die Werke wiederum – alles Automatikkaliber vom Typ ETA 2824 – sind zwar nicht rezykliert, aber auch nicht extra für ID Genève hergestellt. Es handelt sich um sogenannten New Old Stock, das heisst um Werke, die andere Uhrenfirmen einmal bei der ETA bestellt, aber dann nicht gebraucht haben. Mitgründer Cédric Mulhauser, der gelernter Uhrmacher ist, nimmt diese sorgfältig auseinander, säubert die Teile und setzt das Werk danach wieder zusammen. Laut Freudiger ist das deutlich kostspieliger, als neue Werke zu bestellen.
Auch die Bänder sollen bei der Herstellung möglichst wenig Ressourcen brauchen und am Ende ihrer Lebensdauer keinen Abfall generieren. Die zweite Kollektion ist mit einem aus pflanzlichen Quellen hergestellten und kompostierbaren Armband des Londoner Startups Biophilica ausgestattet. «Wir arbeiten mit vielen Eco-innovativen Startups zusammen», sagt Freudiger, «denn unser Produkt soll ein Aushängeschild dafür sein, dass es auch nachhaltig geht.»
Das «minimum viable product» als Ausgangspunkt
Das Ziel ist es, mit der Zeit immer nachhaltiger zu werden. Ausgehend von einem «minimum viable product» – einer Startversion, die die elementarsten Funktionen erfüllt – soll das Produkt nach und nach weiterentwickelt werden.
So war der Stahl für die Gehäuse zwar von Anfang an rezykliert, aber bei der neusten Kollektion ist nun der Ofen, in dem er eingeschmolzen wird, auch noch zu 100 Prozent mit Solarenergie beheizt, was den CO2-Abdruck nochmals deutlich reduziert. Bei den Uhrenbändern musste eine neue Lösung gefunden werden, denn das erste Lederimitat aus Traubenabfällen brauchte für die Festigung dann doch noch einen 20-Prozent-Anteil an Plastik, womit das Material nicht richtig kreislauffähig war.
Erhoffte Kollaboration mit einer grossen Uhrenmarke
ID Genève will aber nicht nur die eigenen Uhren noch nachhaltiger machen. Die Idee ist, die Branche zu inspirieren und zur Zusammenarbeit bei Innovationen zu motivieren. «Da wir eine junge Marke sind und nicht auf ein historisches Erbe Rücksicht nehmen müssen, können wir vorangehen», sagt Freudiger. «Aber ID Genève stellt derzeit nur gerade 600 Uhren pro Jahr her. So richtig Impact haben wir erst, wenn wir mit grossen Uhrenherstellern gemeinsame Sache machen können.»
Wenn er gefragt würde, wäre das denn auch sein Wunsch, meint Freudiger in Anlehnung an das Interview in der «New York Times»: «In zwei Jahren planen wir unsere Series-A-Finanzierung. Dann will ich eine solche Kollaboration live haben.»
Andrea Martel, «Neue Zürcher Zeitung»