Ist Nachfolge das neue Gründen? Der neueste Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/19, erschienen am 19. Juli 2019, räumt auf mit dem Mythos "Start-up Nation Schweiz" – die Zahlen von Neugründungen sind markant rückläufig.
Der neueste Global Entrepreneurship Monitor (GEM) 2018/19, erschienen am 19. Juli 2019, räumt auf mit dem Mythos "Start-up Nation Schweiz" – die Zahlen von Neugründungen sind markant rückläufig.
Trotz Unterstützung unternehmerischer Initiativen auf kantonaler und nationaler Ebene, einer zunehmenden Anzahl von Aus- und Weiterbildungsprogrammen sowie steigender Investitionen in unternehmerische Projekte und Start-up-Unternehmen ist die Schweiz weit davon entfernt, eine Start-up-Nation zu sein.
Der Länderreport Schweiz des GEM, verfasst von der Hochschule für Wirtschaft Freiburg (HSW-FR) und der SUPSI mit Unterstützung des Swiss Economic Forum (SEF), berichtet, dass die Absichten der Schweizer Bevölkerung ein Unternehmen zu gründen im 2018/19 mit 6.9% deutlich geringer sind, als 2017 (10,5%). Tatsächlich haben nur 7,4% der Schweizer ein unternehmerisches Abenteuer begonnen, d.h. ein Unternehmen gegründet. Damit unterschreitet die Gründungsrate den Durchschnitt der Vergleichsländer markant (10,4%). Dabei steht die Förderung des unternehmerischen Bewusstseins und der positiven Einstellung zum Unternehmertum ganz oben auf der politischen Agenda der Schweiz.
Nachfolgen statt neu gründen wäre eine Lösung. Und diese These unterstützt der Länderreport Schweiz des GEM indirekt mit der eindeutigen Empfehlung, den Fokus der Förderprogramme ab sofort verstärkt auf die Unternehmensnachfolge auszurichten.
Ist also nachfolgen statt neu gründen eine Alternative?
Eindeutig ja, denn wer sich den Traum vom eigenen Unternehmen erfüllen möchte, muss nicht gleich selbst ein Unternehmen gründen. Die Alternative wäre es, ein bereits gegründetes Unternehmen zu kaufen.
Erfahren Sie, was das für Vorteile bringen kann:
Die Gründung eines neuen Unternehmens bedeutet meist, dass das Unternehmen von „Null“ aufgebaut werden muss. Es existieren keine Kunden, kein bekannter Unternehmensname und keine funktionierenden Organisationsstrukturen. All dies muss neu, quasi auf der viel zitierten „grünen Wiese“, etabliert werden. Dies ist natürlich möglich und wurde in der Vergangenheit bereits tausendfach umgesetzt. Der Aufbau eines neuen Unternehmens verlangt jedoch Zeit und Geld und ist auch mit dem nicht unerheblichen Risiko des Scheiterns der Geschäftsidee verbunden.
Für Gründer ist es daher eine attraktive Alternative, eine bereits etablierte Firma im Rahmen der Unternehmensnachfolge zu übernehmen. Als Nachfolger kann man auf bestehende Strukturen zurückgreifen und diese weiter ausbauen. Unternehmensorganisation, Produkte, Kunden, Mitarbeiter, Telefonnummer und ein Standort sind bereits vorhanden. Lange Anlaufphasen und Durststrecken, die bei Neugründungen meist üblich sind, entfallen. Schliesslich übernimmt man ein bereits funktionierendes Unternehmen.
Viele Beispiele zeigen, dass erfolgreiche Unternehmen über Jahre, ja sogar
Generationen überleben können. Dies bedeutet, dass die Unternehmensverantwortung irgendwann übergeben werden kann. Egal ob Einzelhandelsgeschäft, Handwerksbetrieb oder Produktionsunternehmen, eine Unternehmensnachfolge kann grundsätzlich in nahezu jeder Branche umgesetzt werden.
Vorteile eines Unternehmenskaufs anstelle einer Neugründung
- Verkürzung der Anlaufphase: Bei einer Existenzgründung kann es
unter Umständen mehrere Jahre dauern, bis das Unternehmen mit
seinen Produkten am Markt etabliert ist und relevante Umsätze und
Erträge erwirtschaftet werden. Bei einer Betriebsübernahme sind viele
Prozesse eingespielt und Umsätze werden von Beginn an getätigt.
Dementsprechend ist die Aufbauphase deutlich kürzer. - Planungssicherheit: Im Rahmen einer Unternehmensnachfolge liegen
in der Regel die wirtschaftlichen Daten des Altunternehmens vor.
Hierdurch ist die Planung und Plausibilisierung der zukünftigen
Planumsätze und -erträge erleichtert. Bei dem Verfassen eines
Businessplans kann auf Zahlen der Vergangenheit zurückgegriffen
werden. Hierdurch ist das wirtschaftliche Risiko einer
Unternehmensnachfolge einfacher einzuschätzen als bei einer
Existenzgründung. - Eingespielte Prozesse: Mit dem Unternehmen werden sowohl eine
vorhandene Mitarbeiterstruktur als auch eingespielte Abläufe und
Prozesse übernommen. Diese müssen nicht erst zeitintensiv aufgebaut
werden. Im besten Fall existiert auch eine intakte zweite Führungsebene
mit funktionierenden Aufgaben- und Vertretungsregelungen. Diese
zweite Führungsebene spielt bei einer erfolgreichen
Unternehmensübergabe eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Sehr
häufig sind bei diesen Mitarbeitern langjährige Kundenkontakte
vorhanden und wichtiges Know-how gebunden. - Etabliertes Produkt- und Dienstleistungsangebot: Bestehende
Unternehmen sind bereits am Markt etabliert. Sie verfügen über fest
etablierte Vertriebskanäle und gefestigte Beziehungen zu Kunden und
Lieferanten. Diese können im Idealfall vom Käufer mit übernommen
werden. - Einarbeitung durch Altunternehmer: Häufig steht der Altunternehmer
dem Nachfolger in der Übergangsphase beratend zur Seite. In vielen
Fällen ist die Begleitung durch den Verkäufer ein fester Bestandteil des
Übernahmevertrages. Hierdurch ist ein nahtloser Übergang von den
Altinhabern auf die neuen Verantwortlichen gewährleistet und das
Risiko des Scheiterns reduziert.
Man hört ja öfter auch: Gründung ist die Hochrechnung von Chancen.
Nachfolge ist die Berechnung von Fakten.