„Wer die eigene digitale Reife kennt, kann den Wandel erfolgreich gestalten“ In einem Wirtschaftsumfeld, in dem der digitale Wandel eine hohe Reaktionsfähigkeit erfordert, unterstützt der Verband SwissICT die Schweizer Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.

In einem Wirtschaftsumfeld, in dem der digitale Wandel eine hohe Reaktionsfähigkeit erfordert, unterstützt der Verband SwissICT die Schweizer Unternehmen bei ihrer digitalen Transformation.

Wenn ein Unternehmen international wettbewerbsfähig bleiben will, kommt der digitalen Entwicklung eine zentrale Rolle zu. Dennoch haben 37% der KMU in der Schweiz keine Strategie für eine digitale Transformation und nur 18% haben geplant, in den kommenden zwei Jahren eine zu erarbeiten, wie aus der Studie Digital Switzerland 2018 hervorgeht. Um die digitalen Technologien vollständig einbinden zu können, sowohl beim Angebot der Produkte und Dienstleistungen als auch in der Beziehung zu den Lieferanten und Kunden oder in internen Prozessen, ist es wichtig, sich die besondere Situation der Firma bewusst zu machen. Da die technologische Ausstattung zwischen den Unternehmen sehr unterschiedlich ausfällt, besteht der erste Schritt darin, den eigenen Grad der digitalen Reife zu bewerten.

Andre Tasca, Mitglied der Expertengruppe des Verbands SwissICT, gehört der Gruppe „Digital Transformation Insights“ an. Diese entwickelt ein Tool namens „DTI Innovation Fit Check“, mit dem man den Grad der digitalen Reife evaluieren kann. Der Zürcher Fachmann spricht über die Herausforderungen des digitalen Wandels für die Schweizer KMU und liefert Tipps für Unternehmerinnen und Unternehmer, mit denen ihnen diese Transformation besser gelingt.

 

Andre Tasca, Mitglied der Expertengruppe des Verbands SwissICT

Wie ist es um die Schweizer Firmen in digitaler Hinsicht bestellt?

Andre Tasca: Die Schweiz, wie übrigens auch Europa insgesamt, hinkt beim Thema Digitalisierung eher hinterher. Das Land hat dieser Entwicklung nicht genug Beachtung geschenkt und sich von den USA (Silicon Valley) überholen lassen. Zum Beispiel wurde die VoIP (Voice over IP, Internet-Telefonie) von einem Schweizer Unternehmen entwickelt, genau wie die Technologie, auf der Google Maps basiert. Leider werden derartige Technologien danach zu oft an ein ausländisches Unternehmen verkauft und die Schweiz verliert so die Möglichkeit, sie weiterzuentwickeln.

Warum ist die Digitalisierung für die Schweizer Unternehmen so wichtig? 

Tasca: In einer Zeit, in der die Mehrheit der Bevölkerung ein Smartphone besitzt, hängt viel davon ab, dass man die Arbeitsweise der Unternehmen anpasst und diesen Faktor berücksichtigt. Um in Europa wettbewerbsfähig zu bleiben, muss die Schweiz die Firmen des Landes in ihrer digitalen Entwicklung unterstützen. Vom digitalen Wandel sind alle Unternehmen betroffen. Selbst ein Unternehmer aus dem primären Sektor, zum Beispiel ein Landwirt, muss sich mit der Digitalisierung beschäftigen. Hier kann sie beispielsweise die Form eines Gemüsevertriebs annehmen, der dem Kunden über eine App auf seinem Smartphone zur Verfügung steht.

Welches Ziel verfolgt der Verband SwissICT in diesem Zusammenhang?

Tasca: Der Organisation gehören mehr als 2’500 Mitglieder verschiedener Schweizer Unternehmen sowie Einzelpersonen an. Ihr Ziel ist, die Entwicklung der Firmen im Bereich Informatik, Technologie und Kommunikation zu fördern. Sie agiert vor allem im Bereich der Industrie 4.0 (Anm. d. R.: vierte industrielle Revolution durch die Digitalisierung von Handel und Produkten), indem sie ihren Mitgliedern diverse Studien zur Verfügung stellt. SwissICT organisiert zudem Workshops, um die Grundkenntnisse der Unternehmerinnen und Unternehmer zu erweitern.

Was bietet SwissICT konkret an, um die Unternehmen bei diesem Übergang zu unterstützen? 

Tasca: Damit die Digitalisierung des Unternehmens optimal verlaufen kann, ist es wichtig, seinen Grad der digitalen Reife zu kennen. Dafür entwickeln wir gerade ein Tool, das wir unseren Mitgliedern zur Verfügung stellen werden, damit sie ihren digitalen Stand bewerten können. Die Mitglieder des Verbands werden einen kostenlosen Zugang zu diesem Test haben. Der Mitgliedsbeitrag beträgt zwischen CHF 450 und CHF 3’200 und hängt von der Grösse des Unternehmens und von der Anzahl seiner Mitarbeiter ab. Wir schätzen, dass das Tool zwischen Dezember 2019 und Januar 2020 einsatzbereit sein wird. SwissICT engagiert sich auch im Rahmen des Digital Economy Award, der die besten digitalen Projekte und Transformationen in Unternehmen prämiert.

Können Sie uns eine Definition des Reifegrads geben?

Tasca: Die digitale Reife zeichnet sich durch den Stand des technologischen Wissens des Unternehmens aus sowie dessen Motivation, dieses Know-how einzubinden. Der Grad der digitalen Reife der Firma wird anhand verschiedener Aspekte eingeschätzt, die vom Geschäftsmodell des Unternehmens über dessen Kultur und Management bis hin zum technologischen Niveau reichen. Diese werden mithilfe des Tests, den wir entwickelt haben, bewertet.

Wie würden Sie dieses Tool beschreiben?

Tasca: Unser „DTI Innovation Fit Check“; ist ein Online-Tool, das aus rund 25 Fragen besteht, mit denen man die Bedeutung des Digitalen in einem Unternehmen sehr genau verstehen kann. Diese Fragen betreffen sowohl die Strategie und das Management des Unternehmens als auch seine Kultur und das Innovationsmanagement. Wir interessieren uns zudem dafür, wie das Unternehmen die Erfahrungen der Kunden einbezieht. Das kommt insbesondere durch detailliertes Wissen über die Bedürfnisse der Kunden und ein Interesse an der künftigen Nachfrage zum Ausdruck, aber auch über die regelmässige Evaluierung der Kundenzufriedenheit. Ausserdem wird die Automatisierung der Prozesse bewertet. Wir beobachten unter anderem, ob das Unternehmen die wichtigsten Prozesse digitalisiert hat und ob dort Lieferanten, Partner und Kunden gleichermassen integriert sind. Am Ende des Tests sollen den Unternehmen Vorschläge gemacht werden, in welchen Bereichen die digitalen Kompetenzen eingebracht oder weiterentwickelt werden können. Diese Kompetenzen müssen genutzt werden, um ein neues Geschäftsmodell zu erstellen, das mitunter das traditionelle Modell der Firma in Frage stellt.

Link zum Interview: https://www.kmu.admin.ch/kmu/de/home/aktuell/interviews/2019/wer-die-eigene-digitale-reife-kennt-kann-den-wandel-erfolgreich-gestalten.html


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