Die Innovationsförderin Innosuisse – die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung – bewilligt jährlich rund 300 Millionen Franken für die Umsetzung von Innovationsprojekten, den Wissenstransfer und die Förderung von Startups. Seit August wird die öffentlich-rechtliche Anstalt von Dominique Gruhl-Bégin geleitet, einer profunden Kennerin der Schweizer Startup-Szene.
Innosuisse – die Schweizerische Agentur für Innovationsförderung – bewilligt jährlich rund 300 Millionen Franken für die Umsetzung von Innovationsprojekten, den Wissenstransfer und die Förderung von Startups. Seit August wird die öffentlich-rechtliche Anstalt von Dominique Gruhl-Bégin geleitet, einer profunden Kennerin der Schweizer Startup-Szene.
Für Dominique Gruhl-Bégin ist Innosuisse kein Neuland. Von 2017 bis 2022 leitete die schweizerisch-kanadische Doppelbürgerin bereits den Bereich Startups und Next-Generation Innovators bei der Innovationsagentur des Bundes. Die in Bern ansässige öffentlich-rechtliche Anstalt fördert Innovationen im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft und leistet damit einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Wettbewerbsfähigkeit der Schweiz. Gefördert werden in erster Linie Innovationsprojekte, die Unternehmen und Hochschulen gemeinsam durchführen.
Gruhl-Bégin, die schon als Startup-Lady der Schweiz bezeichnet wurde, hat sich ganz der Innovationsförderung verschrieben. Die studierte Ökonomin wurde in Lausanne, Montreal und Leeds ausgebildet, arbeitete unter anderem in der Schweiz, den USA und im Vereinigten Königreich und bekleidete eine Reihe von Führungspositionen in der öffentlichen Verwaltung.
Als Handelskommissarin war sie für Handelsbeziehungen und Innovation in der kanadischen Botschaft in Bern zuständig. 2016 wurde sie stellvertretende Leiterin des Bereichs Startup und Unternehmertum im Sekretariat der damaligen Kommission für Technologie und Innovation (KTI).
Zuletzt war die 49-Jährige CEO von Serpentine Ventures, einer Tochtergesellschaft der Swiss Ventures Group, die in der Innovationsförderung und Startup-Unterstützung tätig ist.
Unterstützung auch für KMU
Die strategischen Schwerpunkte von Innosuisse definiert der Verwaltungsrat jeweils in einem für vier Jahre gültigen Programm. Darauf abgestimmt legt der Bundesrat die strategischen Ziele fest. In ihrer neuen Funktion als Direktorin hat sich Gruhl-Bégin aber auch eigene Ziele gesteckt: «Viele KMU kennen Innosuisse und ihr Angebot noch zu wenig gut. Daran will ich arbeiten und die Firmen dabei unterstützen, Innovationen zu identifizieren und umzusetzen.»
Darüber hinaus will sie auch auf soziale Innovationen ein besonderes Augenmerk legen, etwa für benachteiligte Gruppen, und die Zusammenarbeit zwischen nationalen und internationalen Akteuren weiter stärken. Mit jährlich rund 300 Millionen Franken fördert Innosuisse die Umsetzung von Innovationsprojekten zwischen Hochschulen und der Wirtschaft. Mit dem Ziel, dass Forschungsergebnisse rasch in neue Produkte einfliessen und auf den Markt gebracht werden.
«Unser Kerngeschäft ist die Förderung von Innovationsprojekten, die ein hohes wirtschaftliches Potenzial aufweisen. Dazu fördern wir die Vernetzung und den Wissenstransfer zu KMU sowie Ausbildung und Coaching von Startups. Ziel ist es, dass durch die Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Markt erfolgreiche Schweizer Startups sowie innovative Produkte und Dienstleistungen von KMU und anderen innovativen Organisationen entstehen können», führt die neue Direktorin aus.
Für die in Innovationsprojekte involvierten KMU bedeutet die Kooperation, Zugang zu wissenschaftlichem Know-how, Kompetenzen und entsprechenden Laborinfrastrukturen zu erhalten. Zudem profitieren sie vom Netzwerk der akademischen Partner und können über dieses neue Fachkräfte rekrutieren. «Viele KMU, die an Innovationsprojekten beteiligt waren, haben Personal aus den involvierten Hochschulen eingestellt», so Gruhl-Bégin. 2023 wurden 367 neue Projekte mit Schweizer Umsetzungspartnern aus der Wirtschaft bewilligt.
Ob ein Projekt gefördert wird, entscheidet der Innovationsrat von Innosuisse, er wird bei der Evaluation von Expertinnen und Experten unterstützt. Dem Auswahlverfahren liegen, so Gruhl-Bégin, sechs Kriterien zugrunde: «Zuerst wird der Innovationsgehalt überprüft, ob die Innovation, wissenschaftlich und wirtschaftlich gesehen, neuartig genug ist. Im zweiten Schritt geht es um die Wertschöpfung für Wirtschaft und Gesellschaft sowie die Wettbewerbs- und Marktfähigkeit, das Alleinstellungsmerkmal und das Umsetzungspotenzial.»
Bei sozialen Innovationsprojekten müsse das eingereichte Projekt gesellschaftliche und soziale Anforderungen erfüllen, etwa die Verringerung sozialer Kosten oder einen volkswirtschaftlichen Mehrwert. «In einem vierten Schritt wird die methodische Qualität des Projektaufbaus überprüft, ob die Ziele und Meilensteine realistisch sind und das Kosten-Nutzen-Verhältnis stimmt.
Das fünfte Kriterium betrifft die Kompetenzen der Projektpartner, vor allem bezüglich der Marktumsetzung des Projekts. Zum Schluss wird der Beitrag zu einer nachhaltigen Gesellschaft, Wirtschaft und Umwelt im Rahmen der Ziele der Vereinten Nationen begutachtet.»
Konkurrenzkampf um Innovationen
Seit vielen Jahren steht die Schweiz an der Spitze im internationalen Innovationsranking. Aber der globale Wettbewerb verschärfe sich zusehends, stellt Gruhl-Bégin fest: «Der Konkurrenzkampf um Innovationen nimmt weltweit zu. Es ist eine grosse Herausforderung, weiterhin ganz vorne zu bleiben.» Dafür sei es von zentraler Bedeutung, die besten Innovatorinnen und Innovatoren in Wissenschaft und Wirtschaft in der Schweiz zu halten und die Zusammenarbeit mit den Partnern weiter zu stärken.
Mit Blick auf den Spardruck seitens des Bundes, der nicht nur die Hochschulen betreffe, gelte es, Prioritäten zu setzen. «Die Förderung muss sich auch weiterhin nach den Bedürfnissen der KMU richten. Gerade vor dem Hintergrund, dass bei zwei von drei Projekten KMU beteiligt sind», sagt die Direktorin und betont, dass die Schweiz mit ihren herausragenden Hochschulen, wie etwa ETH und EPFL sowie ihrer politischen Stabilität sehr gute Rahmenbedingungen biete: «Wir verfügen über sehr gute Voraussetzungen, dass KMU innovativ bleiben können und der Unternehmergeist weiter gefördert wird.»
Ein Problem sei jedoch, dass Startups oftmals zu weit weg vom Markt entwickeln würden, zu wenig Wachstumsambitionen hätten und sich generell zu schlecht verkaufen würden. «Hier sehe ich noch ein grosses Potenzial für uns. Das Ökosystem muss sich klar weiterentwickeln und noch mehr wachsen. Dafür ist mehr Kompetenzförderung nötig, und vor allem braucht es sehr viel mehr Kapital.»
Autorin: Brigitte Selden