Farmy: Der Online-Lebensmittelhändler rettet sich in die Arme von Bio-Grosshändlerin Pico Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Online-Lebensmittelhändler Farmy gibt seine Eigenständigkeit auf. Er schliesst sich mit einem regionalen Bio-Grosshändler zusammen.

Der in finanzielle Schwierigkeiten geratene Online-Lebensmittelhändler Farmy gibt seine Eigenständigkeit auf. Er schliesst sich mit einem regionalen Bio-Grosshändler zusammen.

Während der Corona-Pandemie boomte das Geschäft von Farmy – danach wurde es schwieriger. (Foto: PD)

Der Online-Lebensmittelhändler Farmy kämpft seit einiger Zeit mit finanziellen Schwierigkeiten. Nun ist für die Verantwortlichen der Moment gekommen, die Eigenständigkeit aufzugeben. Wie am Montagabend bekanntgegeben wurde, schliesst sich der digitale Hofladen mit der Bio-Grosshändlerin Pico zusammen.

Markenname Farmy bleibt erhalten

Das Ziel der strategischen Partnerschaft sei es, sowohl Privathaushalte als auch Gastronomiebetriebe und den Fachhandel mit regionalen und biologisch zertifizierten Produkten aus einer Hand zu versorgen, heisst es in der Mitteilung.

Der Markenname Farmy soll unverändert bestehen bleiben. Auch das gegenwärtige Liefergebiet bleibe erhalten. Farmy betont, dass der Zusammenschluss nicht nur interne Vorteile bei Logistik und Verwaltungskosten bringe, sondern auch den Produzenten und handwerklich tätigen Verarbeitern einen erweiterten Vertriebskanal für ihre Erzeugnisse eröffne. Zudem ergänzten sich die Lieferzeiten optimal: Während Farmy tagsüber ausliefert, ist Pico auf nächtliche Belieferung spezialisiert.

Trotz Restrukturierung noch nicht profitabel

Der Zusammenschluss mit Pico erfolgt für Farmy nicht aus freien Stücken. Seit 2023 gelingt es dem Unternehmen, das während der Corona-Pandemie zur Nummer drei im Schweizer Online-Lebensmittelhandel avancierte, nur noch mit Mühe, frisches Kapital aufzunehmen. Die Unternehmensbewertung musste wiederholt massiv gesenkt werden, wodurch bestehende Investoren erhebliche Verluste erlitten.

Frisches Geld braucht es jedoch nach wie vor, denn auch zehn Jahre nach der Gründung ist Farmy nicht profitabel. Dies war für Investoren lange Zeit akzeptabel, da sie primär auf Wachstum setzten – ein Ziel, das Farmy bis zum Ende der Corona-Pandemie stets erreichte. Doch mit der Rückkehr der Kundschaft in die stationären Läden stagnierte der Umsatz 2022 bei rund 31 Millionen Franken.

Inzwischen fordern die Investoren Gewinne statt Wachstum. Doch trotz massiven Sparmassnahmen, darunter die Schliessung des zweiten Standorts in Ecublens bei Lausanne und der Abbau zahlreicher Stellen, blieb der Break-even ausser Reichweite. Denn ohne die bisherigen Wachstumsanstrengungen ging der Umsatz sogar zurück: 2023 sank er um 23 Prozent auf 24 Millionen Franken.

Ende 2024 verlor Farmy zudem einen bedeutenden internationalen Auftrag: Die deutsche Bio-Händlerin Alnatura beschloss, künftig nicht mehr die Softwarelösung «Farmy Solutions» zu nutzen, sondern auf eine eigene IT-Infrastruktur zu setzen. Für 2024 hat Farmy bis jetzt keine Umsatzprognosen veröffentlicht.

Pico und Farmy kennen sich

Die Fusion mit Pico soll Farmy nun retten. Über die finanziellen Details der Transaktion wurde nichts bekanntgegeben, doch es ist unwahrscheinlich, dass Pico einen hohen Preis für Farmy zahlt. Klar ist hingegen, dass sich die Verantwortlichen der beiden Unternehmen gut kennen: Der Pico-CEO Thomas Zimmermann war bis vor kurzem Chefeinkäufer von Farmy und hält Anteile am Unternehmen.

Die Aktionäre haben nun dreissig Tage Zeit, um der Transaktion zuzustimmen. Nach dem Abschluss der Fusion wollen Farmy und Pico ihre gemeinsame Strategie im Detail vorstellen.

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