Neue Schnellschätzung: Die Schweizer Wirtschaft bleibt auf Wachstumskurs Das reale Bruttoinlandprodukt ist in der Schweiz im ersten Quartal 2024 um 0,2 Prozent gestiegen. Das zeigt eine neue Schnellschätzung. Die Bundesökonomen wollen die Öffentlichkeit damit zeitnaher über die Wirtschaftsentwicklung informieren.

Das reale Bruttoinlandprodukt ist in der Schweiz im ersten Quartal 2024 um 0,2 Prozent gestiegen. Das zeigt eine neue Schnellschätzung. Die Bundesökonomen wollen die Öffentlichkeit damit zeitnaher über die Wirtschaftsentwicklung informieren.

Die Schweizer Exportindustrie schwächelt – dennoch wächst die Wirtschaft. (Foto: Goran Basic / NZZ)

Während man sich in Deutschland darauf einstellt, dass 2024 erneut ein schwaches Wirtschaftsjahr werden dürfte, bleibt die Lage in der Schweiz robust. Die hiesige Wirtschaft ist ordentlich ins Jahr gestartet: Das reale Bruttoinlandprodukt stieg im ersten Quartal um 0,2 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Das teilte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) aufgrund einer neuen Schnellschätzung mit.

Bessere Konjunktur als in Deutschland

Damit wachsen die Bäume in der Schweiz zwar nicht in den Himmel. Die Wirtschaft entwickelt sich bereits seit dem Frühling 2023 unterdurchschnittlich – und das dürfte laut den gegenwärtigen Prognosen auch für den Rest des Jahres 2024 so bleiben.

Aber immerhin wächst die Wirtschaft. In Deutschland erwarten die Konjunkturexperten für dieses Jahr eine Stagnation. In der Schweiz dürfte das Bruttoinlandprodukt preisbereinigt um etwas mehr als 1 Prozent zulegen.

Im ersten Quartal 2024 zeigte sich ein Bild, das die Schweizer Wirtschaft seit rund einem Jahr prägt. Vor allem der Dienstleistungssektor stützt das Wachstum, getrieben von einem robusten Privatkonsum. Hingegen schwächelt die exportorientierte Industrie. Doch allmählich sollte sich die Lage auch im verarbeitenden Gewerbe aufhellen. Die Ökonomen der UBS teilten diese Woche ihre Erwartung mit, dass die Schweizer Exportindustrie vor allem ab dem nächsten Jahr von einer Verbesserung der wirtschaftlichen Lage in Europa profitieren werde.

Frühere Informationen in den USA und der EU

Die Zahlen zum ersten Quartal 2024 hat das Seco erstmals im Rahmen einer sogenannten Schnellschätzung («Flash-BIP») bekanntgegeben. Bisher hatten die Bundesökonomen im internationalen Vergleich zu den Gemächlichen gehört. Angaben zur BIP-Entwicklung wurden jeweils zwei Monate nach Ende eines Quartals veröffentlicht. In den USA und in der Euro-Zone präsentieren die Statistiker seit vielen Jahren bereits nach einem Monat Schnellschätzungen und veröffentlichen nach eineinhalb und zwei Monaten präzisere Angaben zur BIP-Entwicklung.

Die Seco-Ökonomen schliessen sich nun dem internationalen Trend an. Vor allem die Corona-Krise hat in der Öffentlichkeit zu einer Nachfrage nach zeitnahen Informationen über den Wirtschaftsgang geführt. Während der Pandemie erschlossen Ökonomen neue Datenquellen, um die wirtschaftlichen Auswirkungen von Lockdowns und Öffnungen schnell zu erfassen. Auch das Seco entwickelte einen Echtzeitindikator zur Einschätzung der wöchentlichen Wirtschaftsaktivität in der Schweiz.

Während Corona war Schnelligkeit gefragt

Allerdings gibt es einen Zielkonflikt zwischen Schnelligkeit und Genauigkeit. Während der Corona-Krise war Schnelligkeit wichtig, weil sich der Wirtschaftsgang wegen behördlicher Vorgaben zum Teil von einem Tag auf den anderen änderte. Mit der Normalisierung der Wirtschaftslage erhält Genauigkeit wieder mehr Gewicht. BIP-Daten sollten erst veröffentlicht werden, wenn sie hinreichend verlässlich sind.

Das Seco wählt einen Mittelweg: Künftig präsentiert es erste BIP-Schnellschätzungen eineinhalb Monate nach dem Ende eines Quartals. In einer kleinen Volkswirtschaft wie der Schweiz seien BIP-Zahlen grundsätzlich stärker anfällig für Revisionen als in grossen Wirtschaftsräumen wie den USA oder der Euro-Zone, hiess es. In ausführlichen Tests habe sich aber gezeigt, dass nach eineinhalb Monaten genügend genaue Daten vorlägen. Detaillierte Resultate zur BIP-Entwicklung veröffentlicht das Seco wie bisher zwei Monate nach Quartalsende.

Matthias Benz, «Neue Zürcher Zeitung»

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